Der Geruch
Nur bei Fremdbeimischungen kommt es zu Geruchsbelästigungen, sagen viele. Stimmt nicht, sagt Fischer. Der typische Geruch nach milchsauer Vergorenem entstehe immer. Trotz mancher Angebote werde beispielsweise auch der Grasschnitt von sogenanntem Straßenbegleitgrün nicht in der Anlage verwertet. Zu groß ist die Angst vor Müll, der für Störungen sorgen würde. Außerdem bekämen die Betreiber für diese Art Rohstoff nur eine reduzierte Vergütung beim Stromverkauf. Ebenfalls nicht verwendet werden Blut von Schlachttieren oder der Mageninhalt aus dem Pansen geschlachteter Rinder. Zu riskant wäre es, Krankheitserreger einzuschleppen, sagt Fischer.
Die Landschaft
Immer mehr monotone Maisflächen, und nach der Ernte Erdreich, das bei Starkregenfällen weggeschwemmt wird, befinden sich im direkten Umfeld der Anlage. „Die Arbeitswelt hat sich überall geändert,“ sagt Wilhelm Fischer, dem seine Heimat so wie sie jetzt ist, schon gefällt. Und er erinnert sich an die arbeitsintensive Landwirtschaft, die es früher gab. Hackfrüchte wie Runkelrüben, den Kartoffelanbau. „Das war alles sehr viel Handarbeit. Das kann man von der Landwirtschaft heute nicht mehr erwarten.“ Fischer ist sich außerdem sicher, dass dieser Strukturwandel noch nicht beendet sei.
Der Probelauf
Unregelmäßigkeiten habe es beim ersten Testlauf gegeben, heißt es immer wieder bei Stammtischgesprächen. Wilhelm Fischer erinnert sich an die Inbetriebnahme der Anlage am 17. Dezember 2013. „Wir haben mit einem Probelauf begonnen,“ sagt er. „mit Hilfe eines Biogastanks.“ Die Anlage wurde zunächst mit Rindergülle befüllt um die entsprechenden Bakterienstämme zu erhalten. Heute werde fast keine Gülle mehr eingefüllt. Erst im Mai 2014 habe man die Anlage dann unter Volllast fahren können, erklärt Fischer. Erst dann war genügend Substrat zum „Füttern“ vorhanden. Die Inbetriebnahme im Vorjahr sei nötig gewesen um eine höhere Einspeisevergütung sicherzustellen. „Das war damals gängige Praxis“, erklärt Fischer. „Wenn wir erst 2014 angefahren hätten, hätte das eine Absenkung der Einspeisevergütung zur Folge gehabt.“ Eine Vergütung, die jetzt auf 20 Jahre festgezurrt ist.
Die Zukunft
Im zweiten Quartal heuer werden ein weiteres Blockheizkraftwerk sowie ein Sanitärraum aufgestellt und es werden zwei Trafos installiert. „Inwieweit wir einen zweiten Gärrestebehälter benötigen, das wird von den vorgeschriebenen Lagerkapazitäten abhängen, die vorzuhalten sind,“ sagt Fischer. Derzeit sind es sechs Monate, nach der neuen Düngeverordnung aber neun Monate, erläutert er. Solange müssen die Gärreste, der Sickersaft, der später von den beteiligten Landwirten als Dünger auf die Felder ausgebracht wird, gespeichert werden. Das Blockheizkraftwerk soll helfen, flexibler auf dem Strommarkt tätig sein zu können. Der Netzbetreiber hat Zugriff auf den Motor. Wenn genügend Strom vorhanden ist (Photovoltaik bei Sonnenschein, Windenergie und so weiter) wird nach unten geregelt. (negative Regelenergie). Mit Hilfe weiterer Motoren kann man hier gegensteuern. Und bis zu 10.000 Kubikmeter Gas können in den drei miteinander verbundenen Kuppeln vorgehalten werden. „So lässt sich die Hochpreisphase auf der Strombörse in Leipzig besser ausnutzen.“