Bikertreffen in Kulmbach Motorradsternfahrt zieht Zigtausende an

Bayerns Innenminister wirbt in Kulmbach bei Bikern für mehr Sicherheitsbewusstsein. Er weist auf gestiegene Unfallzahlen hin und kündigt Kontrollen an.

 
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Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat bei der Motorradsternfahrt am Wochenende in Kulmbach die Biker aufgerufen, auf ihre eigene Sicherheit zu achten. Herrmann, der zur Sternfahrt mit seiner schweren BMW angereist war, legte Zahlen vor, die seinen Appell unterstreichen: 10,3 Prozent mehr Motorradunfälle gab es im vergangenen Jahr auf Bayerns Straßen. Dabei stieg auch die Zahl der Getöteten von 108 im Vorjahr auf 122, die Zahl der Verletzten erhöhte sich von 6420 auf 7030. Die gerade beginnende Motorradsaison gibt auch schon wieder Anlass zu Besorgnis: Trotz kühler Witterung sind bis Anfang März in Bayern bereits 250 Unfälle mit Motorradfahrern passiert, bei denen 213 Biker verletzt wurden. In Herrmanns Statistik für den genannten Zeitraum war zwar noch niemand ums Leben gekommen. Das änderte sich dann aber am Ostermontag. An der Auffahrt zur A 9 bei Münchberg hatte ein Autofahrer ein Motorrad übersehen. Der 40-jährige Zweiradfahrer überlebte die Kollision nicht, seine 33-jährige Sozia musste schwer verletzt in ein Krankenhaus geflogen werden.

Angesichts dieser Zahlen machte Herrmann deutlich: „122 Getötete in einem Jahr in Bayern. Das ist viel zu viel im Vergleich zum gesamten Unfallgeschehen.“ Motorradfahrer stellten einen vergleichsweise geringen Anteil am Verkehrsgeschehen, dagegen aber einen hohen Anteil an den Toten. „Das kann man so nicht hinnehmen.“ Der Minister sagte das auch vor dem Hintergrund, dass rund drei Viertel der tödlichen Unfälle von den Motorradfahrern selbst verursacht wurden. Die Gründe: Zu schnelles Fahren,Fehler beim Überholen, gefährliches Kurvenschneiden, aber auch illegale Rennen.

Das Motto der Motorradsternfahrt in Kulmbach, veranstaltet vom oberfränkischen Polizeipräsidium, der Kulmbacher Brauerei sowie Stadt und Landkreis Kulmbach, sieht Herrmann aus diesen Gründen ungeschmälert als wichtig an. „Ankommen statt Umkommen“ müsse die Devise weiterhin heißen. In Bayern sei baulich dafür viel getan worden. So seien praktisch an allen gefährlichen Strecken inzwischen die Leitplanken mit einem Unterfahrschutz ausgestattet, Straßenbeläge seien verbessert und Kreuzungen entschärft worden. Auch die Sicherheit der Zweiräder habe sich erheblich verbessert.

„Aber bei allem Fortschritt: Das Wichtigste ist das Verhalten der Fahrer. Als Motorradfahrer weiß ich, dass ich bei einer Kollision im Zweifel der Schwächere bin. Deshalb muss ich die möglichen Fehler der anderen mitdenken.“ Beim Start in die neue Saison sei es wichtig, sich erst wieder mit der Maschine vertraut zu machen, die Technik zu überprüfen und sich dann mit Verstand auf den Weg zu machen. Dazu gehöre auch, unnötige Lärmbelästigung zu vermeiden und ein gutes miteinander zu pflegen. „Es gehört nicht zum guten Motorradfahren, wenn man im Dorf den Motor aufheulen lässt.“

Zum 20. Mal hat die Kulmbacher Motorradsternfahrt am vergangenen Wochenende stattgefunden. Seit vielen Jahren ist Joachim Herrmann Schirmherr. Die Sicherheit der Biker zu fördern, sei ein wichtiges Anliegen, machte der Minister deutlich und sagte, er wisse nicht, was gegen weitere 20 Jahre Sternfahrt sprechen würde. „Mehr Sicherheit beim Motorradfahren ist deshalb ein Schwerpunkt in unserem Verkehrssicherheitsprogramm 2030 ‚Bayern mobil – Sicher ans Ziel.’“ In dem Zusammenhang kündigte der Innenminister auch in der kommenden Motorradsaison wieder konsequente Polizeikontrollen an.

Die Veranstaltung in Kulmbach zieht jedes Jahr im April Tausende von Bikern an und gilt inzwischen als die größte ihrer Art in ganz Süddeutschland. Die Verbesserung der Sicherheit, Sensibilisierung für Gefahren, aber auch Unterhaltung, eine Messe rund ums Motorrad und Attraktionen für die ganze Familie gehören dazu. Highlight ist immer der Motorradkorso, bei dem Tausende Biker mit ihren Maschinen, vom Motorroller bis zur schweren Harley Davidson und zu Quads eine Stadtrunde drehen. Angeführt wird diese Rundfahrt vom Schirmherrn und zahlreichen Motorradstaffeln der Blaulichtorganisationen. Mehr als 2000 Zweiräder waren diesmal auf der Strecke. Regelmäßig kommen auch Polizeistaffeln aus dem Ausland nach Kulmbach. Spektakuläre Unfallsimulationen ziehen viel Aufmerksamkeit auf sich. Diesmal wurde ein Unfall zwischen einem Traktor und einem Motorrad bei einem Abbiegevorgang nachgestellt.

Der Andrang war nach drei Jahren Zwangspause diesmal besonders groß. Rund 17 .000 Teilnehmer wurden bereits am Samstag gezählt, insgesamt waren es zwischen 35. 000 und 40. 000 Menschen, die bei der Sternfahrt dabeigewesen sind.

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