Bauerntag in Betzenstein Anzahl der Bauernhöfe sinkt

Rosi Thiem
Am Ende des Betzensteiner Bauerntages überreichte die Abordnung der Bayreuther BBV-Geschäftsstelle einen regionalen Präsentkorb: (von links) BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, stellvertretende Kreisbäuerin Doris Schmidt, Kreisobmann Karl Lappe, der neue Behördenchef Michael Schmidt und Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Foto: Rosi Thiem

Auf landwirtschaftliche Betriebe kommen viele Veränderungen zu. Der neue Behördenleiter am AELF Bayreuth-Münchberg macht den Bauern dennoch Mut.

 
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Viele Herausforderungen, Aufgaben und Umbrüche beschäftigen die Landwirtschaft ein. „Diese Veränderungen treffen aber nicht nur die Landwirtschaft, sondern wir haben in allen Bereichen wie beispielsweise in der Energiewirtschaft, der Automobilbranche und im Handwerk Veränderungen“, stellte der neue Behördenleiter und leitender Forstdirektor Michael Schmidt des Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bayreuth-Münchberg fest.

Und weiter: „Es gilt mit Gelassenheit an die Themen heranzugehen. Jeder Wandel hat auch Chancen. Wir sollten die Veränderungen annehmen und versuchen damit umzugehen“, appellierte er an alle Anwesenden des Betzensteiner Bauerntages im Gasthof Herbst. Er zitierte die bayerische Agrarministerin Michaela Kaniber mit den Worten: „Agrarpolitik ist und bleibt Gesellschaftspolitik“ und zeigte neben den Kernaufgaben der Behörde wie Förderung, Beratung, Hoheit und Bildung weitere Bereiche des Bayreuther Amtes auf.

Acht Landwirtschaftsschulen in Bayern geschlossen

In deren Tätigkeitsfeld fallen Sachgebiete wie Gemeinschaftsverpflegung in Oberfranken, Landnutzung und das Versuchszentrum mit pflanzenbaulichen Versuchen. „In Bayern wurden acht Landwirtschaftsschulen geschlossen, bei uns nicht. Wir sind ein wichtiger Ausbildungsort“, stellte er fest und erinnerte zusätzlich an die Hauswirtschaftsschulen und die Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth.

Als neuer Amtschef seit dem 1. Oktober 2022 erlebte er schon positive Erfahrungen und zollte seinen neuen Mitarbeitern größten Respekt: „Es ist eine Super-Mannschaft und sehr erfahrene Leute. Wir haben ganz viel langjähriges Wissen, dass ist Gold wert für unsere Beratung. Ich fühle mich wohl und die Vielfalt unserer Sachgebiete an unserem Amt macht mir Spaß.“

Neuer Behördenleiter kommt aus Bayreuth

Der neue 45-jährige Behördenleiter ist ein gebürtiger Bayreuther, verheiratet und hat ein Kind. Er wuchs in Stadtsteinach im Landkreis Kulmbach in einer Försterfamilie auf. Nach dem Abitur und dem Studium der Forstwissenschaft an der TU in München erfolgte nach dem 2. Staatsexamen (2005) die Promotion im Bereich Verklebung von Laubholz für tragende Holzbauteile mit zwei wissenschaftlichen Auszeichnungen. Ab 2011 wirkte Schmidt im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, unter anderem als stellvertretender Referatsleiter im Bereich der Agrarpolitik. 2017 bis 2019 war er Spiegelreferent in der Bayerischen Staatskanzlei und ab 2019 nach seinem eigenen Wunsch wieder in der Heimat. Erst Bereichs- und später Behördenleiter am AELF Kulmbach.

Erfahrung mit Dürre und Borkenkäfer

Maßgeblich managte er hier die Frankenwaldkatastrophe mit der Dürre und dem Borkenkäfer. Neben den Kern- und weiteren Zusatzaufgaben möchte sich der neue Amtschef Schmidt besonders den Bereichen Klimawandel, Wildlebensraumberatung und Verständnis der Gesellschaft für Landbewirtschaftung und Nutztierhaltung widmen. „Alles strömt auf uns und die Landwirte ein. Wir müssen es verarbeiten und gezielter vorgehen“, motivierte er vor dem gut besuchten Bauerntag.

Fragen zu den KULAP-Anträgen mahnte er aus terminlichen Gründen zeitnah zu stellen. KULAP steht für das bayerische Kulturlandschaftsprogramm über das Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen gefördert werden. Bei den Flächenförderungen seien viele neue Betriebe dazugekommen und es gebe in Oberfranken einen Zulauf der Anträge von Wiederaufforstungsförderungen.

Weniger Schweinemäster und Rinderzüchter

Einige Zahlen veröffentlichte Schmidt zu den Betrieben: Die Anzahl der Schweinemastbetriebe in Oberfranken gingen seit 2016 (1819) bis 2021 (1133) stetig zurück. Allein im Landkreis Bayreuth sank die Zahl von 293 auf 184. Die Anzahl der Rinder im Landkreis Bayreuth ging 2017 von 53 599 auf 49702 (2021) zurück.

Geehrt wurde bei der Veranstaltung durch BBV-Geschäftsführer Harald Köppel und Kreisobmann Karl Lappe Willi Kalb, Werner Steger und Klaus Lothes.

Kreisbäuerin Angelika Seyferth informierte über „Landfrauen machen Schule“ und mahnte an, dass wieder mehr Werbung für das wichtige Projekt in den Schulen gemacht werden muss. Landrat Florian Wiedemann nannte die etablierte Dachmarke Bayreuther Land ein Erfolgsmodell und machte auf die Planungen, dass Landratsamt für die Zukunft auf Hackschnitzel umzustellen aufmerksam.

Bürgermeister befürwortet Nahwärmenetze

Betzensteins Bürgermeister Claus Meyer befürchtete, dass die Energiepreise hoch bleiben und forcierte auch zukünftig die Planungen für Nahwärmenetze in seinem Bereich. Kreisobmann Karl Lappe zog eine kurze Bilanz der aktuellen Entwicklungen und bekräftigte: „Der Rohstoff wird wieder gefragt sein. Wir müssen uns Rückbesinnen auf unsere klassischen Aufgaben. Auch sollten wir uns die Windkraft nicht aus der Hand nehmen lassen.“ Lappe freute sich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Amtschef und hofft auf dessen gute Kontakte, um die Region nach vorne zu bringen.

Heimisches Holz als wichtige Energiequelle

Anschließend lobte er den anwesenden Ehrenkreisobmann Hans Escherich für dessen damalige Weitsicht wegen des Bayreuther Heizwerkes. „Auch in Zukunft bleibt heimisches Holz unsere nahe Energie.“

Mit der Frage „Klimawandel, was können wir tun?“ ging der Behördenleiter Michael Schmidt noch einmal auf brennende Themen ein und nannte unter anderem Ansätze, wie die Verbesserung und Bewahrung der Bodenstruktur, klimaoptimierte Fruchtfolgen, neue Kultursorten, wie Soja und Hirse und wassersparende Anbauverfahren. Es gibt viel zu tun für den neuen, motivierten und souveränen Amtschef.

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