Berglauf-Weltmeisterschaft Zwölf Kilometer geht es bergauf

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Die Betzensteinerin Lisa Wirth nimmt am 30. Juli bei den Weltmeisterschaften beim Berglauf in Italien teil. Foto: red Quelle: Unbekannt

BETZENSTEIN. Es ist wie ein Déja-vu. Kurz vor dem verabredeten Termin föhnt Lisa Wirth gerade ihre Haare nach dem Duschen – so wie vor einem Jahr bei einem anderen Gespräch. Sie war trainieren. Die 27-jährige Betzensteinerin hat noch ein Déja-vu: Sie hat sich wieder für die Weltmeisterschaft im Berglauf qualifiziert. Nächstes Wochenende startet sie in Canillo (Andorra).

 
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Vergangenes Jahr lief sie in Permana in Italien, wurde erfolgreichste deutsche Teilnehmerin, kam auf den 18. Platz und wurde in den deutschen Berglaufkader aufgenommen. Heuer geht es in die östlichen Pyrenäen. Anders als im Vorjahr geht es diesmal nur bergauf. „Das ist jedes Jahr im Wechsel“, sagt Wirth. Beim Bergauf-Laufen gibt es keine ebenen Flächen zum Ausschnaufen, keine Erholungsphasen. „Aber bergab ist auch anstrengend“, sagt sie, „das Ausbremsen ist hart für die Muskeln.“ Und so hatte sie nach dem Wettkampf vor einem Jahr auch ziemlich Muskelkater.

Lieber bei warmem Wetter

Auf dem Sofa hat Wirth die Trikots von 2017 und 2018 ausgebreitet. Schwarze Hosen, Präsentier- und Laufshirts in grau und rot, dazu eine leichte Jacke und eine Regenjacke in Gelb. „Das soll wohl an die Trikots der Leichtathletik-EM von diesem Jahr erinnern“, sagt sie. Den Koffer, einen Rucksack und eine Sportbeutel mit dem Bundesadler hat sie noch vom vergangenen Jahr. Und eine Steppjacke ist diesmal dabei. „Es sollen dort bloß 13 Grad sein“, sagt sie. Eigentlich läuft sie lieber bei warmem Wetter.

Für vielfältige Untergründe

Die Trikots, die ihr der Leichtathletikverband geschickt hat, darf sie anschließend behalten. Nur die Schuhe hat sie selbst gekauft. Lisa Wirth zeigt sie. Sie sind ultraleicht und das Profil ist für vielfältige Untergründe geeignet.

Die Strecke am nächsten Sonntag ist zwölf Kilometer lang. Start ist bei 1515, das Ziel bei 2430 Höhenmetern. „Da muss man sich seine Kräfte gut einteilen“, so Wirth. Und sie hat fleißig trainiert. Im März, nach dem Examen – sie studiert Realschullehramt für Sport und Wirtschaft – hat sie mit der heißen Phase begonnen. Den Trainingsplan hat sie sich selbst aufgestellt, war nur einmal die Woche – immer mittwochs – in Erlangen zum Stützpunkttraining auf der Bahn.

Ein Tag Ruhepause

Ansonsten ist sie im Meilwald bei Erlangen und natürlich in der Fränkischen Schweiz gelaufen. Über einen Sponsor hatte sie die Möglichkeit, in den Dolomiten und in Mittenwald zu laufen. Sechsmal die Woche war sie unterwegs ran, nur einen Tag Ruhepause hat sie sich gegönnt. Eine Einheit hat etwa eine Stunde gedauert, manchmal hat sie auch Doppeleinheiten eingelegt. Lisa Wirth hat viel Ausdauer trainiert, ist Hügel und Berge rauf, ist auf verschiedenen Böden gelaufen. Auch die Burgruine Leienfels hat sie ein paar mal rauf erklommen, da geht es einen Kilometer bergauf. Bei der WM nächste Woche erwarten sie Asphalt, Waldpfade, Steine und Wiese. „Das ist eine ehemalige Skipiste“, sagt sie.

Vierten Platz belegt

Und Lisa Wirth hat noch einige Läufe mehr im vergangenen Jahr absolviert. Den Osterfelder Berglauf bei Garmisch Partenkirchen hat sie gewonnen, auch in den Dolomiten und am Gardasee ist sie gelaufen. Beim Qualifikationslauf, dem Schlickeralmlauf im Stubaital, hat sie unter den deutschen Frauen den vierten Platz belegt.

Am Freitag geht es nach Barcelona

Die 27-Jährige glaubt, dass die Strecke in Andorra technisch leichter zu laufen ist. Vergangenes Jahr war es sehr steinig und wurzelig. „Aber man weiß ja vorher nicht, wie die anderen Läufer sind“, sagt sie. Mit ihrer eigenen Form ist Lisa Wirth zufrieden, sie ist zuversichtlich, dass es gut klappen wird.

Los geht es am Freitag mit dem Flieger von Nürnberg nach Barcelona. Von da sind es noch mal drei Stunden mit dem Shuttlebus nach Canillo. Am Samstag ist die Streckenbesichtigung und der Einmarsch der Nationen. Sonntag ist dann um 10 Uhr Start, anschließend die Siegerehrung und eine Abschiedsfeier. Am Montag geht es wieder zurück. Für Freitag und Montag brauchte sie gleich mal eine Befreiung, denn am Dienstag beginnt sie in Würzburg ihr Referendariat.

Mental drauf einstellen

Ist sie aufgeregt? Nein, sagt Lisa Wirth. Noch geht es eigentlich. Aber je näher die Weltmeisterschaft rückt, desto nervöser werde sie. Sicher, es werde eine anstrengende Sache, aber man werde bei der ganzen Sache einfach mit hochgezogen. „Man stellt sich mental darauf ein, es ist ein angenehmer Schmerz“, sagt sie lachend. Und das Gefühl bei der Ankunft, wenn man es dann geschafft hat, sei einfach toll.

Was ist der Reiz beim Laufen für sie? „Es ist ein Gefühl von Freiheit, das Rausgehen. Die Natur bietet so viel Schönes, es tut gut und man ist ausgeglichen“, sagt Lisa Wirth. Sie ist einfach glücklich.

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