Bei der Suche nach einem Endlager könnte auch das Fichtelgebirge eine Rolle spielen - Entscheidung nicht vor 2031 Der Fahrplan zum Atommüll-Endlager

Von Thorsten Gütling
Bei der Suche nach einem Endlager für ausgediente Brennstäbe spielt auch das Fichtelgebirge eine Rolle. Foto: Frank Leonhardt dpa Foto: red

Die Frage, ob das Fichtelgebirge zu einem Endlager für Atommüll wird, werde die Region die nächsten Jahrzehnte beschäftigen, sagt der Verwaltungsdirektor im Landratsamt Bayreuth, Daniel Frieß. Experten zweifelten daran, dass die Standortfrage bis 2031 geklärt ist. Auf Vorschlag des Landkreises Bayreuth werde in die Entscheidungsfindung wohl ein Rat der Regionen einbezogen. Das ist der Fahrplan zum Atommüll-Endlager:

 
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Es geht um die ausgedienten Brennelemente der Atomkraftwerke. Verwaltungsdirektor Frieß nennt sie den "fiesen Müll". Weil er nicht nur strahlt, sondern auch Wärme entwickelt. Und von diesem fiesen Müll müssten rund 28000 Kubikmeter untergebracht werden. Gerade einmal ein Würfel von 30 Metern Kantenlänge, aber auch nur ein Zehntel des gesamten Atommülls. Die restlichen 90 Prozent würden im Schacht Konrad, einem stillgelegten Eisenerz-Bergwerk in Salzgitter, gelagert. Und die Suche verlaufe ausschließlich innerhalb der deutschen Grenzen. Das regelt seit 2014 das  Standortauswahlgesetz. Seitdem steht fest: "Wir werden die Dinge selbst ausbaden", sagt Frieß. Soll heißen: Keine Versenkung des Atommülls im Meer und kein Export ins Ausland.

Bis Juni 2016:

Ende Juni dieses Jahres will die 33 Mitglieder zählende Kommission zur Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe dem Bundestag einen Bericht vorlegen. Darin soll es vor allem um die Frage gehen, wie die Öffentlichkeit an der Entscheidungsfindung beteiligt werden soll. Auf Vorschlag von Daniel Frieß wird die Kommission dem Bundestag dabei wahrscheinlich ein nationales Beratungsgremium nahelegen, den sogenannten Rat der Regionen. Landrat Hermann Hübner spricht von einem "Modell Frieß". Dazu soll es weitere Konferenzen in den Regionen geben, die als Endlagerstätte in Frage kommen. Frieß, der den Landkreis Bayreuth dabei vertreten wird, sagt: "Der Ausgangspunkt ist eine weiße Karte."

Von dieser weißen Karte würden zunächst jene Regionen ausgenommen, die aufgrund geologischer Gegebenheiten nicht geeignet seien. Die Gefahr von Erdbeben spiele dabei genauso eine Rolle wie Gefahren für das Grundwasser. Gebiete wie die Eifel oder der Oberrhein würden so schnell ausscheiden.

2017/2018:

In einem weiteren Schritt sollen in den Jahren 2017 und 2018 Mindestanforderungen an ein Endlager definiert werden. Dazu gehöre auch die Frage, welches Gestein am geeignetsten sei, die Strahlung zurückzuhalten. Über die Eignung von Granit, wie im Fichtelgebirge, hieß es zuletzt auch aus Reihen der Kommission, es gebe aufgrund der Zerklüftung nur schlechte Standorte. Ein weiteres Kriterium wird die Dicke des Materials sein. Frieß sagt, es müsse rund 300 Meter an die Oberfläche reichen. Nach der ersten Auslese anhand dieser Kriterien rechnet er damit, dass noch 20 bis 30 Teilgebiete in Deutschland für ein Endlager in Frage kommen.

Bis 2031:

In einem nächsten Schritt gelte es, weitere Kriterien für diese Gebiete zu finden um sie schließlich auf sechs mögliche Standorte zu reduzieren. Vermutlich je zwei Optionen für Ton, Salz und Granit. Auch die Oberfläche werde, aufgrund der zu bauenden Infrastruktur, dann eine Rolle spielen. Ziel sei es, dass der Bundestag sich im Jahr 2031 auf einen Standort festlege. Die Endlagerung könne dann vielleicht ab dem Jahr 2045 beginnen. An dem Zeitplan hätten Experten aber schon jetzt erhebliche Zweifel. Frieß sagt: "Das wird länger dauern."

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