Bedrohte Wälder Artenvielfalt schützt Wald vor Folgen des Klimawandels

Markus Brauer/AFP

Wie können die Folgen des Klimawandels für den Wald abgeschwächt werden? Die Wälder einfach nur wahllos aufzuforsten, schadet mehr als das es nützt. Entscheidend für das ökologische Gleichgewicht ist eine große Artenvielfalt.

 
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Steppenland am Fluß Orkhon in der Wüste Gobi, Mongolei: Eine große Artenvielfalt fördert die Zersetzung toter Pflanzenteile,Sdie der „Treibstoff“ der CO2- und Stickstoffkreisläufe in der Natur sind. Foto: Imago/Pathermedia

Eine größere Artenvielfalt ermöglicht es Wäldern, den Folgen des Klimawandels besser zu trotzen und damit wiederum mehr klimaschädliches CO2 zu binden. Das ist das Ergebnis von zwei am Montag (18. März) veröffentlichten Studien, an denen auch in Deutschland arbeitende Wissenschaftler beteiligt waren.

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Größere Artenvielfalt trotzt Klimawandel

In Elbingerode im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt sind große Flächen Wald im Zuge der von Dürre und Trockenheit sowie dem Befall durch Borkenkäfer abgeholzt worden. So wie hier stehen nur an wenigen Stellen noch Fichten, die zu den Verliern der Klimakrise gehören. Foto: Imago/Christoph Hardt

„Wenn es mehr Artenvielfalt gibt, kann man trotz extremerer Klimabedingungen dieselbe Funktion des Ökosystems aufrechterhalten“, sagt der an beiden Studien beteiligte Forschungsleiter des nationalen französischen Forschungszentrums CNRS, Stephan Hättenschwiler. „Mit der Förderung von stärkerer Biodiversität kann man die Folgen des Klimawandels abmildern.“

Wälder und Grasland schützen vor Folgen extremer Temperaturen

Ein Blick auf eine Waldlichtung, die die Spuren menschlicher Eingriffe und natürlicher Schäden offenbart. Viele Bäume wurden gefällt oder sind aufgrund ihrer maroden Zustände tot umgefallen, ein Zeugnis der Zerstörung, die durch Borkenkäferbefall und die Auswirkungen des Klimawandels verursacht wurde. Foto: Imago/Onemorepicture
Ein Luftbild der massiven Zerstörung von Hügeln und Wäldern durch die Abholzung im Osten des Bundesstaates Meghalaya im Nordosten Indiens. Foto: epa/dpa

In der ersten der beiden Studien, die im Fachblatt „Global Change Biology“ veröffentlicht wurde, weisen Forscher in Deutschland und Frankreich mithilfe von Modellrechnungen nach, dass Artenvielfalt bei den Pflanzen von Wäldern oder Grasland das Ökosystem vor schädlichen Folgen extremer Temperaturen schützt.

Demnach begünstigt größere Artenvielfalt die Zersetzung toter Pflanzenteile, die wiederum der „Treibstoff“ der CO2- und Stickstoffkreisläufe in der Natur sei. Diese Verwertungskreisläufe sind unerlässlich für funktionierende Ökosysteme und die Rolle von Böden als CO2-Senken.

Artenvielfalt kann negative Effekte von Trockenheit ausgleichen

Blätter der Victoria Regia, der größten Wasserpflanze im Amazonas bei Iquitos in Peru. Foto: Imago/VWpics

Die zweite Studie wurde von in China und Frankreich forschenden Wissenschaftlern im Fachblatt „PNAS“ veröffentlicht. Sie untersuchten das unterschiedliche Mischungsverhältnis von toten Pflanzenteilen und zersetzenden Organismen in verschiedenen Wald-Typen, in denen Trockenheit herrschte, die üblicherweise den Zersetzungsprozess verlangsamt. Dabei habe sich gezeigt, dass Artenvielfalt „das Potenzial hat, die negativen Effekte der Trockenheit auszugleichen“, betont Hättenschwiler.

Vielfältige Wälder statt Monokulturen

Bei größerer Artenvielfalt bei den Pflanzen und den Zersetzungsorganismen wie Insekten und Milben könne der normale Kompostierungsprozess trotz Trockenheit beibehalten werden, heißt es in der Studie. „Diese Entdeckungen legen nahe, dass die Förderung von Artenvielfalt ein wichtiger Schutzschild ist, um die wesentlichen Funktionen von Ökosystemen bei dem aktuellen Klimawandel beizubehalten“, erklären die Autoren.

„Statt Monokulturen zu fördern, müssen wir alles tun, damit unsere Wälder vielfältiger sind“, ergänzt Stephan Hättenschwiler. „Es wäre ein Irrtum, auf einer großen Fläche schnell Monokulturen zu pflanzen, um die CO2-Speicher zu vergrößern.“

Info: Waldfläche in Deutschland

Wald
Deutschland ist ein waldreiches Land. Mit 11,4 Millionen Hektar sind 32 Prozent der Gesamtfläche mit Wäldern bedeckt. In den letzten zehn Jahren hat die Waldfläche um 50 000 Hektar (0,4 Prozent) zugenommen. 13 Prozent der Landesfläche werden für Siedlung und Verkehr sowie 52 Prozent für die Landwirtschaft genutzt.

Bäume
Über 90 Milliarden Bäume wachsen in Deutschlands Wäldern. Das ergab die letzte bundesweite Waldinventur. Von den 76 Baumarten, die hierzulande vorkommen, sind 56 Prozent Nadelwald und 44 Prozent Laubwald. Die Fichte ist mit 26 Prozent die häufigste Baumart in Deutschland, gefolgt von der Kiefer (23 Prozent), der Buche (16 Prozent) und der Eiche (zehn Prozent).

Baden-Württemberg
Nach Bayern (2,6 Millionen Hektar Wald) ist Baden-Württemberg mit 1,4 Millionen Hektar das Bundesland mit den meisten Wäldern. 40 Prozent der Landesfläche sind von Wald bedeckt. Damit steht der Südwesten auf Platz vier hinter Hessen und Rheinland-Pfalz (jeweils 42 Prozent) sowie dem Saarland (40 Prozent).