Bayreuther Schulen schicken neben Bamberg die meisten Schüler in Hof  ins Rennen Jugend forscht: Neuer Wettbewerb

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Christoph Rusam und Linus Reisner starteten vor Jahren für das GCE im Regionalwettbewerb. ⋌Foto: Archiv/Waha Foto: red

Dass Schüler nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen, ist eine uralte Weisheit – die jedes Jahr neue Nahrung bekommt, wenn die Arbeiten in den Wettbewerben „Schüler experimentieren“ und „Jugend forscht“ vorgestellt werden. Der oberfränkische Regionalwettbewerb findet in diesem Jahr in der Freiheitshalle Hof statt. Mit über 200 Projekten, von denen 34 aus Bayreuth kommen.

 
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Bayreuth und Bamberg haben bei den Projekten gleichauf die Nase vorne: 34 Projekte, 34 zum Teil verrückte Ideen, die alle einen interessanten Ansatz haben. Wie der Verein Oberfranken offensiv, der den Regionalwettbewerb am Donnerstag und Freitag in Hof ausrichtet, dem Kurier auf Anfrage mitteilt, treten in diesem Jahr 72 Arbeiten mit 117 teilnehmenden Schülern beim Wettbewerb Jugend forscht gegeneinander an. Wer diesen Wettbewerb gewinnt, wird am Freitag feststehen. 89 Projekte, an denen 158 Schüler gearbeitet haben, sind es bei Schüler experimentieren. Hier werden am Donnerstag die Regionalsieger ermittelt.

Aus Bayreuth sind das Gymnasium Christian-Ernestinum (GCE) mit acht und die Alexander-von-Humboldt-Realschule mit sieben Projekten besonders aktiv. Es folgen das Graf-Münster-Gymnasium (GMG) mit sechs, das Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium (MWG) ebenfalls mit sechs und das Richard-Wagner-Gymnasium (RWG) mit vier Beiträgen.

Die Ideen der Schüler, die sie von allen Seiten beleuchtet und in Präsentationen gegossen haben, sind nicht einfach aus der Luft gegriffen – sie haben durchaus Bezug zur Lebenswirklichkeit: Andreas Kraus vom MWG beispielsweise hat untersucht, ob Holz- oder Kohlebriketts besser brennen. Alexander Kraus (GCE) arbeitete an einem Sicherheitssystem mit Infrarotüberwachung für Bahnsteige. Lena Bitterwolf und Hannah Stadter fragten: „Lebt mein Yoghurt noch?“ und Freia-Raphaella Lorenz begab sich auf die Suche nach dem „Geruch des Todes – Nekromone bei Insekten und weiteren Gliedertieren“. Ebenfalls spannend: Die Untersuchung „Schule – Krankheitserreger Nr. 1?“ von Maria Otter, Anna Badewitz und Isabella Judas aus der Humboldt-Realschule. Das Team aus Oliver Sauer, Samuel Reichstein und Berke Sari aus der Humboldt-Realschule hat sich den Roten Main vorgenommen, an dessen Ufer 2016 die Landesgartenschau stattfindet und die Frage gestellt: „Ein Gewässer im guten Zustand?“

Franz Eisentraut, der Direktor des GCE, nennt die Teilnahme an den Regionalwettbewerben im Gespräch mit dem Kurier wichtig: „Wir waren in den vergangenen zehn Jahren recht zahlreich dabei und auch erfolgreich. Zwei Mal hat es zum Landessieger gereicht. Unsere Forschergruppe, die seit Jahren von Markus Lenk betreut wird, kann man durchaus einen Selbstläufer nennen“, sagt Eisentraut.

Ganz einfach sei es nicht, an dem Wettbewerb teilzunehmen: „Sie brauchen eine gute Idee, müssen sie umsetzen. Das passiert zum Teil mit sehr großem Aufwand – und dann muss das Ganze natürlich noch präsentiert werden. Auch das wird technisch immer aufwendiger“, sagt Eisentraut. Aber genau das – das Reden vor der Schulleitung als Generalprobe und vor fremden Juroren als Premiere – bringe den jungen Forschern viel für ihr späteres Leben. „Man darf natürlich nicht unterschätzen, dass gerade das, was man mit Leidenschaft macht, auch richtig viel Spaß macht.“

Die vielen – und erfolgreichen – Teilnehmer aus ihrer Schule führt Heike Gürtler, die Rektorin der Alexander-von-Humboldt-Realschule, auf die Aufgeschlossenheit der Schule für die MINT-Fächer – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – zurück. „Wir haben in allen fünften Klassen MINT-Stunden eingeführt“, sagt Gürtler. „Und wir haben natürlich auch mit Gaitano Franke einen Kollegen, der sich sehr intensiv um die Wettbewerbsteilnehmer kümmert und der auch in der Jury des Regionalwettbewerb ist.“ Das Forschen, sagt Gürtler, fördere nicht nur das Interesse an Naturwissenschaften. Es schärfe auch den Blick für die Teamarbeit bei den Schülern. Gaitano Franke, der seit elf Jahren Schüler in den Wettbewerben betreut, sagt, dass die Teilnahme aus mehreren Gründen wichtig sei: „Wenn die Schüler die Urkunde ihrer Bewerbung beilegen können, hat das einen positiven Effekt, weil es belegt, dass sie Aktivität außerhalb des Unterrichts zeigen.“ Zudem sei das Forschen gut für das Verhältnis von Schülern und Lehrern. „Wir können hier gezielt fördern. Das ist keine Massenabfertigung wie im Unterricht mit 33 Mann.“ Oft entdeckten Schüler neben interessanten Aspekten über Jugend forscht auch ihre eigene Leistungsbereitschaft neu.

Als „relativ gelassen“ beschreibt Markus Lenk, der die jungen Forscher am GCE betreut, aktuell die Stimmung unter den elf Teilnehmern der Schule. „Einige arbeiten noch an den Präsentationen, obwohl sie ja eigentlich schon fertig sein sollten. Die Aufregung, die kommt dann am Donnerstag oder am Freitag.“ Lenk, seit 2004 dabei, sagt: „Der Wettbewerb ist für die Schüler sehr wichtig. Sie haben hier die Chance, in ihrem eigenen Tempo ihre eigenen Projekte umzusetzen – ohne Vorgaben, in experimenteller Fragestellung.“ Favoriten, sagt Lenk, habe er keine – „alle sind spannend. Besonders originell finde ich aber die Idee des flüssigen Bioparketts“, die Valentin Kübrich präsentieren wird.

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