Bayreuther Gymnasial-Direktoren: Wenig Fortschritte für das Gymnasium G 8: Zweifel am Erfolg der Reform der Reform

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In acht oder neun Jahren zum Abitur? Sowohl als auch. In Bayern kann man bald die Mittelschule in drei oder vier Jahren durchlaufen. Foto: Archiv/dpa Foto: red

„Fördern, fordern, forschen – für Bildung begeistern.“ So ist die von der CSU-Fraktion in Kloster Banz verabschiedete „Weiterentwicklung des Gymnasiums in Bayern“ überschrieben. Grundsätzlich bleibe es beim achtjährigen Gymnasium (G 8) als Basis, die Jugendlichen könnten allerdings in der siebten Klasse entscheiden, ob sie die Mittelstufe in drei oder vier Jahren durchlaufen möchten. Die Bayreuther Gymnasial-Direktoren zweifeln am Erfolg.

 
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Es bleibt allerdings bei der Einführung der zweiten Fremdsprache in der sechste Klasse. Das neue Modell, das ab dem kommenden Schuljahr an ausgewählten Gymnasien im Modellversuch erprobt werden soll, heißt „Mittelstufe plus“. Der dazugehörige Lehrplan plus soll im Schuljahr 2017 starten.

Ludwig Unger, der Pressesprecher des Kultusministers, sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, jede Schule solle selbst entscheiden dürfen, welches Modell sie wähle. „Mehr Lernzeit kann ja auch G 8 im ganztägigen Unterricht sein.“ Die Umsetzung der drei- oder vierjährigen Mittelstufe dürfe allerdings nicht mit „Klassenmehrung verbunden sein“, sagt Unger.

Dafür könnten aus den verschiedenen Zweigen einer Jahrgangsstufe Mischklassen der Schüler gebildet werden, die sich beispielsweise für die vierjährige Mittelstufe entscheiden. Ob damit vermieden werden könne, dass Schüler an ein anderes Gymnasium wechseln müssten, wenn sich in seiner Jahrgangsstufe nicht genug Schüler für das von ihm gewählte Modell zur Bildung einer Klasse finden, „ist abzuwarten“, sagt Unger.

An den Bayreuther Gymnasien sind die Reaktionen auf den CSU-Beschluss durchaus unterschiedlich. Ursula Graf, die Direktorin des Richard-Wagner-Gymnasiums (RWG) etwa sagt: „Die Möglichkeit, ein Jahr mehr zu nehmen, ist gut. Wie viele Schüler das in Anspruch nehmen, wird sich zeigen.“ Sie bezweifelt, dass Mischklassen mit entsprechend kleinen Lerngruppen mit den vorhandenen Lehrern abgedeckt werden können.

Kurt Leibold, der Direktor des Graf-Münster-Gymnasiums (GMG), sagt, nicht nur er hätte es besser gefunden, „statt einer Mittelstufe plus das G 9 für das Gros der Schüler einzuführen und für die, die richtig gut sind, die Möglichkeit einzubauen, eine Klasse zu überspringen“. Kindern die Möglichkeit zu geben, vier statt drei Jahre für die Mittelstufe zu benötigen, könne den Schüler „auch ein Stück weit stigmatisieren“.

Mit der Meinung steht Leibold nicht allein. Seine Kollegin Elisabeth Götz vom Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium (MWG) kann aus dem Vorstoß der CSU sehr viel Ähnlichkeit zum Flexibilisierungsjahr herauslesen – das seit seiner Einführung kaum ein Gymnasiast in Anspruch genommen hat. „Mein Job ist es, das Beste für die Kinder herauszuholen. Egal, was an Konstrukten außen herum gebaut wird“, sagt Götz. Das gelinge beispielsweise dadurch, dass man versuche, möglichst kleine Klassen zu bilden. „Man muss schauen, dass man alle mitnehmen kann.“ Mehr Zeit für den einzelnen Schüler – dafür dann eben weniger Zusatzangebote. Und für den Schüler mehr Chance, Zeit für sich selbst zu haben. Gerade in der Mittelstufe – wenn die Jugendlichen in der Pubertät sind – müssten sie „einfach auch mal rumhängen dürfen“.

Franz Eisentraut, Chef des Gymnasiums Christian-Ernestinum (GCE), unterstützt diesen Ansatz: „Man kann auch im G 8 mehr Zeit haben. Wenn man Klassen kleiner macht. Das ist der zentrale Schlüssel.“ Was Eisentraut „nicht gefällt“, wie er sagt, ist der Anspruch der CSU, an der Lehrerbildung zu drehen. „Hochwertige Ausbildung“ werde in dem Papier gefordert. „Wir haben hoch qualifizierte Leute da draußen, die arbeitslos sind. Für die sind solche Aussagen schwer zu ertragen. Es gibt Leute, die ihre Examina mit der Note 1,2 abschließen und keinen Job kriegen. Allein vor dem Hintergrund verstehe ich diese Forderung nicht.“ Eisentraut sagt, auch ihm fehle „die Trennschärfe zum Flexijahr, das keiner gemacht hat“. Und: „Man sollte durch Bildung begeistern. Nicht für.“ In vielen Bereichen sei das CSU-Papier „wie Schattenboxen“.

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