Mit der Meinung steht Leibold nicht allein. Seine Kollegin Elisabeth Götz vom Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium (MWG) kann aus dem Vorstoß der CSU sehr viel Ähnlichkeit zum Flexibilisierungsjahr herauslesen – das seit seiner Einführung kaum ein Gymnasiast in Anspruch genommen hat. „Mein Job ist es, das Beste für die Kinder herauszuholen. Egal, was an Konstrukten außen herum gebaut wird“, sagt Götz. Das gelinge beispielsweise dadurch, dass man versuche, möglichst kleine Klassen zu bilden. „Man muss schauen, dass man alle mitnehmen kann.“ Mehr Zeit für den einzelnen Schüler – dafür dann eben weniger Zusatzangebote. Und für den Schüler mehr Chance, Zeit für sich selbst zu haben. Gerade in der Mittelstufe – wenn die Jugendlichen in der Pubertät sind – müssten sie „einfach auch mal rumhängen dürfen“.
Franz Eisentraut, Chef des Gymnasiums Christian-Ernestinum (GCE), unterstützt diesen Ansatz: „Man kann auch im G 8 mehr Zeit haben. Wenn man Klassen kleiner macht. Das ist der zentrale Schlüssel.“ Was Eisentraut „nicht gefällt“, wie er sagt, ist der Anspruch der CSU, an der Lehrerbildung zu drehen. „Hochwertige Ausbildung“ werde in dem Papier gefordert. „Wir haben hoch qualifizierte Leute da draußen, die arbeitslos sind. Für die sind solche Aussagen schwer zu ertragen. Es gibt Leute, die ihre Examina mit der Note 1,2 abschließen und keinen Job kriegen. Allein vor dem Hintergrund verstehe ich diese Forderung nicht.“ Eisentraut sagt, auch ihm fehle „die Trennschärfe zum Flexijahr, das keiner gemacht hat“. Und: „Man sollte durch Bildung begeistern. Nicht für.“ In vielen Bereichen sei das CSU-Papier „wie Schattenboxen“.