Bayreuther Festspiele Im Notfall muss es Tristan richten

Zwei auf einen Streich – das gab‘s noch nie. Neben dem längst angekündigten „Ring“ präsentieren die Bayreuther Festspiele in diesem Jahr mit „Tristan und Isolde“ eine zweite Neuproduktion. Und einen Spielplan mit Risiken.

 
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Bayreuth - Die Überraschung war groß, als die Festspielleitung am Freitag den Spielplan für diesen Sommer bekanntgab: Neben der längst angekündigten Neuproduktion von Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ soll es auch eine neue Inszenierung von „Tristan und Isolde“ geben. Zwei auf einen Streich – das gab‘s noch nie.

Auch im Jahr 2022 wird die Festspielzeit von den Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt sein. Zwar gibt es den dringenden Willen, den Chor heuer wieder auf der Bühne im Festspielhaus singen zu lassen und nicht, wie im vergangenen Jahr, von außen einzuspielen, doch birgt dies ein gewisses Risiko für „Tannhäuser“, „Lohengrin“ und „Der Fliegende Holländer“, wo der Chor eine große Rolle spielt. Keiner weiß, wie sich die Pandemie im Sommer verhalten wird.

So verspricht man sich für den Fall, dass es zu Ausfällen kommen sollte, Rettung durch den „Tristan“, in dem der Chor nicht zwingend auf der Bühne agieren muss und im Notfall ohne größere künstlerische Einbußen eingespielt werden kann.

Zum jetzigen Stand sind nur zwei „Tristan“-Aufführungen geplant: Zur Eröffnung am 25. Juli und am 12. August. Sollten Aufführungen der sogenannten Chor-Opern nicht möglich sein, wird „Tristan“ die Lücken im Spielplan füllen.

Hierfür sind, wie Pressesprecher Hubertus Herrmann auf Kurier-Nachfrage mitteilt, Cover-Besetzungen vorbereitet. Denn in diesem Fall könnten nicht alle Aufführungen von der hochkarätigen Premieren-Besetzung gesungen werden. Zu dieser zählen Stephen Gould (Tristan), Catherine Foster (Isolde) und Georg Zeppenfeld (Marke).

Ohne Musikdirektor

Unberührt von dieser Maßnahme bleibt die bereits für das Jahr 2024 geplante „Tristan“-Neuproduktion mit dem Dirigenten Semyon Bychkov. Die diesjährige Produktion mit dem Generalmusikdirektor der Staatsoper Stuttgart, Cornelius Meister, und dem Regisseur Roland Schwab, wird nur in diesem und im nächsten Jahr auf dem Spielplan der Festspiele stehen. Für 2023 ist ein neuer „Parsifal“ geplant. Einen Musikdirektor wird es bis auf Weiteres nicht geben. Gleichwohl dürfen sich die Fans von Christian Thielemann in diesem Sommer auf die „Lohengrin“-Aufführungen mit dem Dirigenten freuen, der dieser Produktion ganz wesentlich seinen Stempel aufgedrückt hat.

Wie bereits berichtet, wird in diesem Sommer der junge Dirigent Cornelius Meister sein Bayreuth-Debüt geben. An der Staatsoper Stuttgart schmiedet der derzeit einen „Ring“. Die Premiere von „Die Walküre“ ist für den 10. April geplant. Zu seinem Amtsantritt in Stuttgart im Jahr 2018 dirigierte Meister eine „Lohengrin“-Premiere.

Alte Opernachse

Mit dieser Personalie wird eine seit Jahrzehnten bestehende Opernachse reaktiviert. Der Intendant der Staatsoper, Viktor Schoner, teilte dazu mit: „Wir freuen uns mit Cornelius Meister, dass er sich neben dem Ring in Stuttgart nun auch auf dem Grünen Hügel mit Wagners Werk beschäftigen wird.

Die Verbindung von Stuttgart nach Bayreuth war nicht nur zu Wieland Wagners Zeiten eng – nicht umsonst galt das Stuttgarter Opernhaus über Jahrzehnte als ‚Winter-Bayreuth‘. Dass nun nach Ferdinand Leitner, Carlos Kleiber, Georg Solti, Silvio Varviso und Dennis Russell Davies erneut ein eng mit Stuttgart verbundener Dirigent die Festspiele eröffnet, setzt diese Tradition fort.“

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