Bayreuther Festspiele 2024 mehr Dirigentinnen als Dirigenten

Die australische Dirigentin Simone Young Foto: /Sandra Steh

Dirigentinnen sind bei den Richard-Wagner-Festspielen auf dem Vormarsch: Nach Oksana Lyniv und Natalie Stutzmann kommt mit Simone Young eine der weltweit bekanntesten Frauen am Pult nach Bayreuth.

 
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Damit wird zum ersten Mal eine Dirigentin bei den Bayreuther Festspielen Richard Wagners Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ dirigieren. Das teilten die Festspiele am Donnerstag mit. Philippe Jordan habe zu seinem Bedauern wegen anderer Verpflichtungen die Dirigate des Bayreuther „Ringes“ absagen müssen. Die Inszenierung der vier Opern des „Ring“-Zyklus geht in das dritte Jahr. Die Regie führte Valentin Schwarz, dessen Deutung als umstritten gilt.

In diesem Jahr wird es mit Simone Young erstmals mehr Dirigentinnen als Dirigenten am Pult geben. Oksana Lyniv dirigiert „Der fliegende Holländer“ und Nathalie Stutzmann übernimmt die musikalische Leitung von „Tannhäuser“. Die weiteren Dirigenten sind Semyon Bychkov (Neuproduktion „Tristan und Isolde“) und Pablo Heras-Casado („Parsifal“), teilten die Festspiele weiterhin mit. Simone Youngs Verpflichtung sei Festspiel-Leiterin Katharina Wagner bereits seit langem ein besonderes Anliegen gewesen. Ihre anderen Aufgaben hätten eine frühzeitigere Zusammenarbeit aber leider noch nicht ermöglicht.

An den führenden Opernhäusern weltweit

Die Australierin Young, Jahrgang 1961, dirigiert an den führenden Opernhäusern weltweit. Nach dem Studium in Sydney kam sie aufgrund eines Stipendiums an die Kölner Oper. Von dort holte sie Daniel Barenboim nach Berlin an die Staatsoper Unter den Linden.

Simone Young arbeitete im Laufe ihrer Karriere mit den wichtigsten Orchestern der Welt zusammen. Dazu zählen unter anderem die Berliner Philharmoniker, das Royal Stockholm Philharmonic Orchestra und das Sydney Symphony Orchestra, dessen Chefdirigentin sie seit Juli 2022 ist. In der Saison 2022/23 gastierte sie an der Pariser Oper, der Wiener Staatsoper und der Metropolitan Opera New York.

Von 2001 bis 2003 war Simone Young die künstlerische Leiterin der Australian Opera und leitete die Opernhäuser in Melbourne und Sydney. Von 2005 bis 2015 war sie die Intendantin der Hamburgischen Staatsoper und Generalmusikdirektorin des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg. Ihr Repertoire und musikalisches Spektrum reicht von Mozart über Verdi, Puccini, Wagner und Strauss, bis Hindemith, Britten und Henze. Mit Ur- und Erstaufführungen in Hamburg feierte sie große Erfolge.

Erfahrung mit Werken Wagners

Dabei widmete sich Simone Young bereits zu Beginn ihrer Karriere den Werken von Wagner und Strauss. Sie dirigierte mehrere Zyklen von Wagners „Ring des Nibelungen“ an der Wiener Staatsoper, an der Berliner Staatsoper Unter den Linden und leitete eine Neuproduktion an der Staatsoper Hamburg. An der Münchner Staatsoper dirigierte sie unter anderem „Die Meistersinger von Nürnberg“ und „Die Walküre“. Simone Young war an allen großen Opernhäusern der Welt zu Gast – von London über Zürich bis nach Dresden. Nur Bayreuth fehlte.

Die Dirigentin erhielt zahlreiche Auszeichnungen: Sie ist Ehrendoktorin der Universitäten Sydney und Melbourne, Professorin der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg, Trägerin der Orden „Member of the Order of Australia“ und „Chevalier des Arts et des Lettres“ in Frankreich. Young erhielt zudem die Goethe-Medaille und den Brahms-Preis von Schleswig-Holstein.

Am Donnerstag, 18. Januar, und Freitag, 19. Januar, ist Simone Young übrigens im Herkulessaal der Münchner Residenz mit dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu hören. Auf dem Programm stehen Brahms’ Symphonien Nr. 3 und 4.

Zukunftsfrage Finanzierung

Im vergangenen Jahr gab es vom 25. Juli bis zum 28. August 31 Aufführungen im Festspielhaus. Mehr als 58 000 Besucherinnen und Besucher sahen die Opern von Richard Wagner (1813 bis 1883). Im Jahr 1876 organisierte Wagner erstmals Festspiele in Bayreuth. In diesem Jahr wird sich entscheiden, ob der Freistaat und der Bund in Zukunft mehr finanzielle Mittel für die Bayreuther Festspiele bereitstellen. Der berühmte Chor der Festspiele ist bereits von Sparmaßnahmen betroffen.

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