Bayreuth Von Roman Kocholl "Durch Bayreuth hat sich mein Leben verändert“, sagt Pooyan Azadeh. Genauer: durch seine Teilnahme am Festival junger Künstler im Jahr 2004. Damals erhielt er als Masterstudent aus dem Iran Klavierunterricht bei Paul Gulda. Inzwischen ist er selbst als Lehrer tätig und zwar als der erste Klavierprofessor in Teheran seit der Revolution.
Dieser Tage ist Pooyan Azadeh wieder zu Gast in Bayreuth. Zum einen hat er sich mit Festival-Intendantin Sissy Thammer getroffen, um eine neues Projekt für den Sommer zu vereinbaren, zum anderen mit Udo Schmidt-Steingraeber, dem Chef der Bayreuther Klaviermanufaktur, dessen B-192-Flügel mit Transducer-Technik er gerne für sein Institut an der Universität der Künste in Teheran haben möchte.
Diesem Vorhaben steht derzeit freilich die große Weltpolitik im Weg. Nachdem US-Präsident Donald Trump angekündigt hatte, das Atomabkommen mit dem Iran aufzukündigen, reagierte die Regierung im Iran unverzüglich. Seither ist das Einführen von Luxusgütern nicht mehr gestattete. Als Luxusgut gilt auch der Steingraeber-Flügel.
Warum der Flügel mit Transducer-Technik für Azadeh so interessant ist? Er ermöglicht das Spielen von Vierteltönen, die ein charakteristischer Bestandteil von persischen Tonskalen sind. Das ist auf den marktüblichen Klavieren nur dann möglich, wenn sie mit gewissem Aufwand umgestimmt werden. Mit dem Transducer funktioniert das in Verbindung mit einem passenden Computerprogramm viel schneller.
Seit rund 200 Jahren wird im Iran Klavier gespielt, wie Azadeh sagt. Man kennt die westliche Musik. Sowohl Rock, Pop und Hip-Hop, aber auch Mozart, Beethoven und Chopin. Insider haben auch schon mal von Richard Wagner gehört. Neben seiner Lehrtätigkeit ist Azadeh auch als Komponist tätig und hat einige Klavierstücke geschrieben, denen persische Volksmelodien zugrunde liegen.
Der interkulturelle Austausch ist Azadeh sehr wichtig. So leitete er beim Festival junger Künstler im Jahr 2010 den Workshop Interkulturelle Klavierpädagogik. Ähnliches ist auch für diesen Sommer in Bayreuth geplant.
Jedenfalls hat der Pianist aus Teheran die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass es mit dem Steingraeber-Flügel doch noch etwas werden könnte. Er will weiterhin versuchen, die Verantwortlichen in seinem Heimatland von seinem Vorhaben zu überzeugen.
Azadeh
