Langzeitarbeitslose würden zwar finanziell durch Zahlungen von der Arbeitsgemeinschaft, doch nicht im psychosozialen Bereich aufgefangen, sagt Schwenk. Studien würden beweisen, dass die Gefahr eines psychischen Leidens bei Arbeitslosen um rund 100 Prozent höher als bei Erwerbstätigen sei. „Der Status arbeitslos hat gravierende seelische Auswirkungen, was den Betroffenen manchmal gar nicht bewusst ist und immense Folgekosten für die Gesellschaft verursacht.“ Das will die 47-Jährige verhindern: In einer Arbeitsloseninitiative sollen die Betroffenen gemeinsam eine Strategie entwickeln, „freie Zeit sinnvoll zu nutzen, um aktiv, gesund und stabil zu bleiben“.

Die Hoffnungslosigkeit und Angst eines Arbeitslosen sind Manuela Schwenk nicht fremd. Im Januar hat sie selbst ihren Job bei einem Maschinenbauunternehmen verloren, das unter der Wirtschaftskrise zu leiden hatte. Die Tanz- und Ausdruckstherapeutin fasste den Entschluss, sich selbstständig zu machen und bereitet sich derzeit für die Prüfung zum Heilpraktiker Psychotherapie vor. Parallel dazu entwarf sie für das Berufliche Fortbildungszentrum den Kurs „Das seelische Immunsystem stärken“ für Langzeitarbeitslose über 50. In einem dieser Kurse entstand die Idee zur gemeinschaftlichen Selbsthilfe – „damit die Leute ihre Menschenwürde nicht verlieren, ihren Wert für sich und für die Gesellschaft wieder bewusst erleben können“. Dabei sollen die Arbeitslosen selbst aktiv werden. „Ich will die Leute nur zusammenbringen. Ich würde die ersten Treffen moderierend begleiten, dabei sollen sich die Arbeitslosen formieren und ihre Interessen formulieren.“ Allein durch das Tun wachse die psychische Gesundheit, ist sie überzeugt.

Und zu tun gebe es jede Menge. So könnten etwa Listen erstellt werden, was jeder gut könne, Serviceclubs, Gewerkschaften und Kirchen könnten um finanzielle oder logistische Unterstützung gebeten werden und in Schulen könnten die Langzeitarbeitslosen als „Wissensträger für Überlebensstrategien“ ihre Erfahrungen weitergeben. Eine weitere Idee ist, auf Städte und Gemeinden herantreten, um kommunale Einrichtungen kostenlos nutzbar zu machen. „Für eine Stadt ist das ja auch eine Imagefrage. Und beispielsweise durch kostenlose Busfahrten würde die Arge wiederum bei den Fahrtkosten entlastet.“

Bisher hätten die Betroffenen keine Lobby, seien für die Gesellschaft unsichtbar, sagt Schwenk. Dabei könne jeder von Arbeitslosigkeit betroffen sein. Zwar könnten auch durch die Initiative keine Arbeitsplätze herbeigezaubert werden, doch durch steigende geistige Flexibilität, Teamfähigkeit und Selbstvertrauen steige die Vermittelbarkeit. Plan B könne als flankierende Maßnahme für Plan A wirken – und dieser sei, einen Arbeitsplatz zu finden.



Wer die Initiative unterstützen oder ihr beitreten möchte, kann sich an Manuela Schwenk, Telefon 09 21/85 39 53, wenden.