Bayreuth Ein Notar wird zum Kinderbuchautor

Stefan Gottwald und Stefanie Gekle mit ihrem Kinderbuch „Die wundersame Reise des Prinzen Fürchtemut“. Die Geschichte für Kinder ab vier bis zehn Jahren ist gerade frisch in den Buchhandel gekommen. Foto: Andreas Harbach

Juristendeutsch – ein Begriff, der mehr Langeweile als Spannung verheißt. Dass Juristen auch kreativ mit Sprache spielen können, beweist Stefan Gottwald alias Hecker von Hollersrad mit seinem ersten Kinderbuch.

 
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Tausende Schriftstücke hat er schon beurkundet. An die hundert juristische Fachartikel schrieb er. Und auch ein Standardwerk zur Grunderwerbssteuer verfasste Stefan Gottwald.

Doch irgendwann hatte der frühere Notar genug von der „trockenen Juristensprache“. Lange beschäftigte sich der heute 53-Jährige mit nichts anderem: Studium in Bayreuth, Doktorarbeit in Berlin, Referendar, schließlich Notaranwärter und Notar, zuletzt zehn Jahre in der Mainstraße in Bayreuth.

Aber 2016 war damit Schluss. „Wir hatten viel zu tun und waren die größte Kanzlei in Oberfranken“, sagt Gottwald und blickt zurück auf die Zeit, in der jährlich 3500 bis 4000 Urkunden notariell zu beglaubigen waren. Dann beschloss er in Elternzeit zu gehen. Und diese Auszeit dauert im Grunde noch immer an.

Vom Juristen zum Autor und Professor

Oder nicht ganz, schließlich übernahm Gottwald im Herbst 2019 eine Vertretungsprofessur in Schmalkalden und wird ab Oktober dieses Jahres eine Professur an der HWR in Berlin inne haben. Der Schwerpunkt: Immobilienrecht. Zurückkehren ins Notariat will er vorerst nicht, obwohl er das als Notar außer Dienst jederzeit könnte. Als Professor ist er zugleich Beamter auf Lebenszeit. Eine Schriftstellerexistenz wird er wohl auch in Zukunft nicht führen.

Trotzdem wollte er sich in der ersten Zeit seines Sabbaticals mit ganz anderen Dingen beschäftigen als mit komplizierten Rechtsfragen. „Wo eigentlich jedes Komma zählt“, wie er selbst sagt. Ihm schwebte vor, einmal eine ganz „abgedrehte Geschichte“ zu erzählen, in der viele Wortspiele enthalten sind. Zu dieser Erzählung habe er 2018 eine Art Eingebung gehabt, erzählt er. „Mir ist diese Geschichte eingefallen, ich habe sie aufgeschrieben und überarbeitet. Nach drei Wochen war ich fertig.“

Im Mittelpunkt dieser Erzählung für Kinder steht Prinz Fürchtemut. Schon der Name des Helden verrät das Dilemma: Er begegnet ständig Widersprüchen auf seiner Reise zu einer schwerhörigen, runzeligen und wunderschönen Prinzessin, seiner „Zuckerschnecke“.

Fast jeder Satz in sich ein Widerspruch

In dieser Geschichte geschehen allerlei paradoxe Dinge. „Fast jeder Satz widerspricht sich selbst, dennoch wird eine Geschichte mit einer stringenten Handlung erzählt“, sagt Gottwald. So lebt zum Beispiel die Prinzessin „um die Ecke in einem fernen Land“. Am 80. Geburtstag beschließt „der junge Königssohn“, sie zu besuchen. An einer anderen Stelle hüpfen „drei Räuber aus dem Gebüsch. Sie waren zu viert ...“

Diesen „unsinnigen Text mit autobiografischem Anteil“ zu bebildern, war die Aufgabe von Stefanie Gekle. Die diplomierte Grafik-Designerin und Kunsttherapeutin lernte Gottwald über die Buchhandlung Breuer kennen. Bereits während ihres Studiums in Stuttgart arbeitete sie für Buchverlage und befasste sich mit der Gestaltung von Büchern. „Ich habe schon immer gern gezeichnet und gemalt, seit ich einen Stift halten kann“, erzählt die Illustratorin, die in Oberpreuschwitz wohnt und sich unterm Dach ein Atelier eingerichtet hat.

Hündin Berta als Inspiration

Wenn sie zeichnet und die Entwürfe am Computer bearbeitet, ist meistens Hündin Berta an ihrer Seite. Postkarten mit Hundemotiven und Kalender entwirft Stefanie Gekle schon länger. Ein Kinderbuch im Eigenverlag wie mit Stefan Gottwald zusammen beim Druck- und Mediencenter Kienberg brachte sie noch nicht heraus. „Ich zeige, was der Text aussagt, lasse aber auch manches offen, sodass sich die Kinder vorstellen können, was sie wollen.“

Die Sache mit den Räubern löste sie, indem sie einen vierten Oberkommandanten in Plüschform dazu erfand. Fürchtemut begegnet einem zahnlosen Tiger im Eisbärenkostüm und isst außerdem Erdbeerjoghurt aus gesunden Bananen mit einem goldenen Plastiklöffel der silbern funkelt. Da ist viel Fantasie und Vorstellungskraft gefragt.

Stefanie Gekle zeigte ihrem jüngsten Sohn ihre Bilder, um zu sehen, ob ein Achtjähriger sie versteht. zählungStefan Gottwald wiederum besuchte verschiedene Bayreuther Kindergärten und las seine Geschichte vor. Auch er bekam positive Resonanz. „Ich wurde gefeiert wie ein Popstar“, sagt er und lacht. Die Kinderbuchlektorin im RW 21 habe ihm ebenfalls Mut gemacht, sein Buchprojekt weiter zu verfolgen. „Da habe ich Selbstvertrauen gefasst und gesagt: Gut, dann mach’ ich’s.“ Übrigens führt er als Kinderbuchautor das Pseudonym Hecker von Hollersrad. Was mit seinem Heimatort Hornungsreuth und einem Hecker-Mofa zu tun hat, für das er als Jugendlicher berühmt-berüchtigt war.

INFO: Das neu erschienene Kinderbuch von Stefan Gottwald und Stefanie Gekle ist in den Bayreuther Buchhandlungen für 14,90 Euro erhältlich. Wissenswertes rund um das Buch steht auf der Internetseite www.heckervonhollersrad.de.

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