Lange Jahre war sie Schandfleck. Heute ist die alte Oberkonnersreuther Brauerei ein Schmuckstück und als Denkmal auch wieder das Wahrzeichen für den Stadtteil. Allerdings wird dort nicht mehr gebraut, auch wenn das Restaurant nebenan Sudpfanne heißt. Heute wird in der alten Brauerei, deren Projektname SudHaus war, gewohnt und gearbeitet. Der Architekt und Projektentwickler Bernd Deyerling, der das Sudhaus gestemmt hat, und Klaus Schaller, dessen Familie dort einst Bier gebraut hat, plaudern für die KURIER-Stadtteilgeschichten aus dem Nähkästchen.

Bis Anfang der 80er Jahre, sagt Klaus Schaller, wurde in dem Denkmal gebraut, dessen Ursprünge bis ins Jahr 1873 zurückgehen, als die Brauerei noch die Exportbierbrauerei Johann Friedel war. „Die Brauerei muss einst größer als die Brauerei Maisel gewesen sein und weiter geliefert haben“, sagt Schaller. Um dann hinterherzusetzen: „Exportbierbrauerei hieß die Brauerei übrigens deshalb, weil sie ins Königreich Sachsen geliefert hat – nicht nach Übersee.“

Ausbau in mehreren Schritten

In mehreren Schritten wurde die Brauerei, zu der neben der umfangreichen Hofanlage auch eine riesige Landwirtschaft und die Flächen gehört haben, auf denen heute unter anderem das Storchennest steht, ausgebaut: „Das heutige Erscheinungsbild stammt wohl aus der Zeit um 1888.“ 20 Jahre später ist der Brauereibesitzer Johann Friedel, der für die FDP in Berlin im Reichstag saß, das einzige Opfer eines Zugunglücks auf der Höhe von Zschopau, wie Schaller aus den Annalen der Brauerei berichtet. Friedels Witwe macht noch bis 1910 weiter, dann „haben mein Großvater Hans Schaller, der in der Aktienbrauerei Braumeister war, und Josef Appel, der als Kaufmann beim Glenk beschäftigt war, die Brauerei Friedel übernommen und unter dem Namen bis 1952/54 weitergeführt“.

Links war der kalte Teil

In dieser Zeit trennten sich dann die Wege der Familien Schaller und Appel und es schlug die Geburtsstunde der Brauerei Schaller: Auch damals gab es die Zweiteilung des Betriebs. Rechts der Straße Sudhaus, Mälzerei, Gersten- und Malzlager, „früher wurde dort sogar der Strom für Oberkonnersreuth erzeugt, in der Brauerei standen Dampfmaschinen“, so Schaller. Links der Straße „der kalte Teil der Brauerei mit Kühlschiff, Abfüllerei, Keller“. Dort betreibt Klaus Schaller, der 1964 seine Braumeisterprüfung ablegte, heute noch seinen Getränkemarkt. Nach dem Tod seines Vaters Theo Schaller läuft der Betrieb noch weiter bis 1979/80, dann haben wir aufgehört, dort aktiv zu brauen.

Das leer stehende Denkmal, sagt Bernd Deyerling, habe ihn schon „in den 90er Jahren mal gereizt. Ich habe es dann aber wieder ad acta gelegt, weil es ein so kompliziertes Objekt war. Im Jahr 2000 habe ich dann mit den vertieften Überlegungen erneut begonnen und das Objekt vom Foto-Schmidt gekauft, der es einst aus der Insolvenz heraus gekauft hatte“. Den Zustand beschreibt Deyerling schonungslos als „absolute Ruine und Rattenburg, von der langsam, aber sicher auch Gefahren ausgingen, weil da auch Kinder drin gespielt haben. Man konnte das Gebäude gar nicht fest genug verrammeln“.

Gut die Hälfte der Dächer waren eingebrochen, von oben lief das Wasser in das Denkmal, von unten zogen die Mauern Feuchtigkeit aus den Zisternen. Dennoch: „Mich hat der Charakter des Gebäudes interessiert, die vielen Fensteröffnungen, der Wechsel der Baustile.“ 2001 beginnt Deyerling mit der Sanierung und muss schnell feststellen, „dass konstruktiv weniger zu retten war, als wir eigentlich dachten. Zu viele Bereiche waren stark beschädigt. Rund zwei Millionen Euro – deutlich mehr als geplant – fließen in das Objekt, das heute etwa je zur Hälfte für Wohnen und Arbeiten genutzt wird. „Zum Teil ist das Objekt verkauft, zu etwa 20, 30 Prozent bin ich noch daran beteiligt“, sagt Deyerling.

Obwohl die Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege gut war, wie Deyerling sagt, würde er ein solches Objekt aus heutiger Sicht „in der Form sicher nicht mehr machen. Denn ich war plötzlich schleichend in der Rolle des Bauträgers“. Doch trotz der Tatsache, dass der Bau und die Zeit danach ihn „viel Zeit und Nerven gekostet haben“, sagt Deyerling, sei er „immer wieder begeistert von dem Gebäude. Das Klima und die Atmosphäre sind toll in dem Teil. Ich freue mich immer wieder darüber, wenn ich dort bin“. Er sei auch sicher, dass die Oberkonnersreuther „froh sind, dass sich dort was getan hat“. Auch wenn es dort eben kein Bier mehr gibt.