„Gerade in Rödensdorf haben wir sehr schöne Beispiele regionalen Bauens“, sagt Ulrich Seiler, der zusammen mit seinem Architektenkollegen Dietmar Stiefler für die Stadtteilgeschichten des KURIERS einen kritischen Blick auf den flächenmäßig größten Bayreuther Stadtteil geworfen hat, der zwar unter Thiergarten firmiert, aber neben Destuben und Rödensdorf auch noch eine ganze Reihe kleiner Weiler mit einschließt. Bei der Vorbereitung auf den Stadtteilrundgang haben Seiler und Stiefler auch ein Haus in Rödensdorf entdeckt, das nach ihrer Ansicht unbedingt gerettet werden muss: „Noch nirgends in der weiteren Umgebung habe ich ein so feingliedriges Fachwerk gesehen. Man muss natürlich erst einmal genau erkunden, ob und wie man das Haus retten kann, schön wäre es aber auf jeden Fall“, sagt Seiler – schließlich handelt es sich bei dem zum Verkauf stehenden Bauernhäuschen um „eines der typischen Häuser mit Stall und Wohnhaus in einem Gebäude“.

In Rödensdorf haben die beiden Bayreuther Architekten sonst wenige Kritikpunkte gefunden: „Man könnte natürlich überall ein bisschen was verbessern: Eine Art kleiner Dorfsanierung wäre schön, mit einer ansprechenden Platzgestaltung. Das würde sich gut machen. Vielleicht stehen auch die Nebengebäude ein bisschen dicht nebeneinander, das aber kann man ja kaum ändern“, sagt Seiler.

Engstelle macht Sinn

Deutlich ablesbar an Destuben, dem zweiten Punkt der Rundfahrt durch den Stadtteil, sei das Wachstum des Ortes: „Oben haben wir den alten Ortskern mit zum Teil wunderschön erhaltenen oder auch sanierten Häusern, am Ortseingang war die erste Erweiterung in den 50er Jahren, wo auch bereits die ersten Häuser wieder schön saniert werden. In der Mitte von Destuben kam dann die jüngste Erschließung, die wie durch einen Lückenschluss beide Teile miteinander verbindet“, sagt Seiler. „Die Engstelle im alten Ort, die der Distriktsvorsteher angesprochen hat, finden wir eigentlich sogar ganz gut, denn dort wird sowieso schon recht schnell gefahren.“ Auch für Destuben gelte es „irgendeinen Topf zu finden, egal, ob Dorferneuerung oder Städtebaumittel, um die Platzgestaltung in Angriff zu nehmen“ – vor allem im alten Teil, findet Dietmar Stiefler. „Denn schließlich sind wir hier ja fast im ländlichen Raum.“

Überall im Ort finden sich Häuser im typischen fränkischen Baustil „mit den knappen Dachüberhängen und den Schrägen an der Traufe. Man sieht vielen Häusern an, dass die Besitzer viel investiert und was aus den Häusern gemacht haben. Es gibt auch lobenswerte Beispiele für gute moderne Architektur in Destuben, die sich hervorragend einfügt“, sagt Seiler.

Der Weitblick der Räte

Thiergarten lebe zwar im Wesentlichen von seiner Geschichte, sei aber in einem ganz besonderen Punkt beispielgebend, sagt Seiler: „Das betrifft das Jagdschloss selbst, das David Räntz gebaut hat und das nach dem verbreiteten Bautypus der Windmühlenform gestaltet wurde. Das Schloss hätte ja, nachdem die Markgrafen das Interesse an der Jagd verloren hatten, fast abgebrochen werden sollen. 1842 wurde es zum Bauernhof umgebaut – und im Jahre 1918 kam dann das, was uns am meisten überrascht hat, als wir uns damit befasst haben: Nach einem Sturmschaden drohte dem Schloss schon wieder der Abriss. Und das hat der Gemeinderat damals verhindert. Ein interessanter Aspekt, dass die Leute damals den Weitblick besessen haben und gesagt haben, das können wir nicht zulassen, dass dieses Gebäude verschwindet. Seit 1982 wird es ja als Hotel betrieben.“

In der Gesamtschau auf den von sanften Hügeln umgebenen Stadtteil mit den vielen Teilen und den, an der Fläche gemessen, wenigen Bewohnern kommen Ulrich Seiler und Dietmar Stiefler zu einem durchaus positiven Schluss: „Mit der einen oder anderen Schönheitsreparatur gerade für die Plätze kann man nur sagen, dass hier die Welt doch noch in Ordnung ist.“