Seitenwechsel nach dem Seitenblick 100 Tage Chef: Franz Eisentraut, Direktor am GCE, zieht Bilanz

BAYREUTH. Würde man die Klischees bedienen wollen, würde man an der Spitze eines humanistischen Gymnasiums den durchgeistigten Grauhaarigen mit Backenbart und Gesundheitsschuhen erwarten. Franz Eisentraut ist das Gegenteil: Jung, vor Ideen sprudelnd, zupackend. Einer, der schon mal Sekretariat und sein Direktorenzimmer selber rausstreicht, weil der Hausmeister krank ist. Am Dienstag wird er offiziell in sein Amt eingeführt, der Kurier sprach mit ihm über 100 Tage Chef-Sein.

 
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Eisentraut ist trotz seiner erst 44 Jahre ein erfahrener Lehrer. „Ich bin jetzt in meinem 21. Lehrerjahr“, sagt er. Nach Referendariat, zwölf Jahren Burgkunstadt und drei Jahren am Caspar-Vischer-Gymnasium in Kulmbach kommt er nach Bayreuth ans Gymnasium Christian-Ernestinum (GCE). Dazwischen legt er ein halbes Jahr bei der Firma Bosch in Bamberg ein. „Ich habe das Programm Lehrer in der Wirtschaft mitgemacht und war in der Personalabteilung so etwas wie der Adlatus des Personalchefs. Das ist natürlich etwas ganz anderes als Lehrer zu sein. Die Zeit hat mich sehr geprägt“, sagt Eisentraut im Kurier-Gespräch.

Führungskräfte systematisch aufbauen

Die Erfahrung könne man „natürlich nicht eins zu eins in den Betrieb Schule übertragen. Aber man sieht plötzlich Dinge, die sich über die Jahre eingeschliffen haben, die man sonst nicht sehen würde. Was sich bei mir tief eingeprägt hat, ist die Tatsache, dass man in der Wirtschaft versucht, gute Führungskräfte zu kriegen, sie systematisch aufbaut und sie ausprobieren lässt“.

Das sei ein Punkt, den er auch in seinen Führungsstil an der Schule eingebaut habe: „Nach meinem Seitenwechsel habe ich mit all meinen Kollegen, mit denen ich zum größten Teil per du bin, bereits Mitarbeitergespräche geführt. Ich habe ihnen auch die Frage gestellt, wo sie sich in fünf Jahren sehen, wie man sie bei ihrer Entwicklung unterstützen könne.“ Eisentraut, der neben seiner Lehrer- und Leitungstätigkeit bereits einige Mathematik-Lehrbücher geschrieben hat, hat sich intensiv auf die Direktorentätigkeit vorbereitet, hat „viele Führungsfortbildungen gemacht. Ich stehe auch Kollegen aus anderen Schulen zur Seite, die Führungskräfte werden wollen. Weil es nicht so einfach ist, sich dem eigenen Chef anzuvertrauen oder mit ihm darüber zu reden“.

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