Bayern sucht dringend Lehrer

Von und Gisela Rauch
Die Regierung im Freistaat sucht dringend neue Lehrer. Foto: dpa Foto: red

In Zeiten der Krise sind offenbar kreative Lösungen gefragt. Und Einstellungskriterien werden heruntergeschraubt: Bedingt durch die Flüchtlingskrise sucht die Regierung – auch in Oberfranken – händeringend nach neuen Lehrern. Sogar Bewerber ohne Referendariat könnten eine Chance erhalten.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Im angrenzenden Regierungsbezirk Unterfranken werden derzeit rund 130 neue Lehrer gesucht. Dies bestätigt der Leiter der Abteilung Schulen bei der Regierung von Unterfranken, Gustav Eirich. Er verweist auf eine Dienstbesprechung zwischen Kultusministerium und den Regierungen, bei der man sich auf dieses Vorgehen geeinigt habe. Der Sprecher des Kultusministeriums, Ludwig Unger, sagte auf Anfrage, Ministerium und Regierungen seien sich einig, dass sie nach einem gestaffelten Vorgehen zunächst die qualifiziertesten Bewerber auswählten und weniger qualifizierte Bewerber nur zur Überbrückung und befristet anstellten. Auf der Website des Ministeriums liest sich das unverblümter: „Jetzt Lehrer werden!“, steht dort. Als Vertretungskräfte eingestellt würden auch Lehramtsstudenten höherer Fachsemester oder Akademiker ohne Lehrbefähigung mit Deutsch als Fremdsprache.

Bald viel mehr Flüchtlingsklassen

Das bestätigt auch Martin Steiner, stellvertretender Pressebeauftragter der Regierung von Oberfranken in Bayreuth, im Gespräch mit dem Kurier. Zwar nennt Steiner für den hiesigen Regierungsbezirk keine konkrete Zahl, spricht aber von vergleichbaren schulischen Verhältnissen wie in Unterfranken. Demnach würden hauptsächlich für Grund- und Mittelschulen sowie für berufliche Schulen neue Lehrer gesucht.

Laut Steiner gibt es in Oberfranken derzeit 26 Flüchtlingsklassen an Berufsschulen, wo es primär um das Vermitteln von Sprachkenntnissen und Kulturtechniken geht. Einer Prognose zufolge dürfte diese Zahl bis zum Schuljahresende auf über 70 ansteigen. Hinzu kommen 29 Übergangsklassen an Grund- und Hauptschulen. Auch hier gilt: Der Bedarf an Pädagogen steigt. Dabei sucht die Regierung in alle Richtungen nach Lösungen. Nicht nur junge Lehramtsstudenten sollen vorzeitig eine Chance erhalten, auch bereits pensionierte Kollegen könnten reaktiviert werden. Man habe diesbezüglich bereits positive Rückmeldungen erhalten, sagt Steiner.

„Wir werben um unsere 
jungen Pensionisten“

„Bei uns in Unterfranken ist es so, dass es ab Januar ganz gewaltig holpert, wenn wir nicht schnell neue Lehrkräfte finden“, erklärt Eirich. Mit Blick auf die gestaffelte Vorgehensweise, die das Ministerium empfiehlt, sagt er, dass man schon alle greifbaren qualifizierten Lehrkräfte von der Warteliste angestellt habe. Auch habe man alle Lehrer in Teilzeit und in Elternzeit kontaktiert und sie gebeten, ihr Stundendeputat zu erhöhen.

Auch in Würzburg gilt: „Seit letzter Woche werben wir um unsere jungen Pensionisten. Einige haben uns erfreulicherweise signalisiert, dass sie zurückkommen wollen“, so Eirich. Demnächst werde man versuchen, zum Februar fertig werdende Gymnasiallehrer für den Unterricht an Mittel- und Berufsschulen abzuwerben – man dürfe ihnen sogar feste Beamtenstellen anbieten. Im Notfall aber greife man tatsächlich auf Geisteswissenschaftler ohne Referendariat zurück, denn die Bedarfe seien riesig.

Riesenpaket geschnürt

„Wir müssen unbedingt alles tun, um die Flüchtlinge zu integrieren. Sonst entstehen Parallelgesellschaften“, sagt der Sprecher des Kultusministeriums, Ludwig Unger. Unger verweist auf das Riesenpaket, das das Ministerium für die Bildung der Flüchtlinge geschnürt hat: 1079 neue Lehrerplanstellen und zusätzlich über 600 weitere Stellen für Lehrer im Angestelltenverhältnis hat das Kultusministerium bewilligt.

Das Paket, das fürs Jahr 2016 rund 160 Millionen Euro kostet, wird der Bayerische Landtag in München voraussichtlich nächste Woche bei der Beratung des Nachtragshaushalts beschließen.

Autor

Bilder