Bangen geht nach Betriebsversammlung im Werk an der Weiherstraße weiter BAT: Mitarbeiter zu Verzicht bereit

Von Frank Schmälzle
Das Bangen geht weiter: Auch eine Betriebsversammlung brachte den Mitarbeitern der BAT keine Klarheit, wie es mit ihren Arbeitsplätzen weitergeht. Foto: red Foto: red

Krisenstimmung bei der BAT. Bei einer turnusmäßigen Betriebsversammlung in dem Bayreuther Tabak- und Zigarettenwerk hat Betriebsratsvorsitzender Paul Walberer am heutigen Mittwoch das Ziel ausgegeben:  Möglichst alle der knapp 1400 Arbeitsplätze am Standort Bayreuth müssten erhalten bleiben. Das wird allerdings nicht ohne Einschnitte für die Beschäftigten gehen.

 
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Um 13 Uhr beginnt die Betriebsversammlung, an der auch Spitzenvertreter von BAT Deutschland teilnehmen. Danach sagen die, die dabei waren: Eine Entscheidung, wie es mit dem Bayreuther Werk weiter geht, ist nicht verkündet worden. Die Zwischentöne deutet jeder etwas anders. "Da wird viel schöngeredet", sagt eine Mitarbeiterin. "Es gibt auch positive Signale, ich bleibe Optimist", sagt ein Mitarbeiter.

Derzeit entwirft eine BAT-interne Projektgruppe ein Konzept, wie die Produktionskapazitäten künftig auf die Konzernstandorte in West-Europa verteilt werden sollen. Das Konzept soll Mitte des Jahres vorliegen. Dabei will die BAT mit ihrer Herstellung näher an die wichtigen Märkte ran. In Deutschland wird immer weniger geraucht – und: Der Standort Deutschland hat bei den Lohnkosten deutliche Nachteile gegenüber anderen Werken. „Wir haben der Projektgruppe ein Zukunftspapier vorgelegt“, sagt Betriebsrats-Chef Walberer auf Kurier-Anfrage.  „Darin zeigen wir Einsparpotenzial auf.“ Die wichtigste Stellschraube sind die Lohnkosten. Die Mitarbeiter des Bayreuther Werks seien bereit, auf einen Teil ihrer Löhne zu verzichten. Wie hoch dieser Teil sein kann, wie das Angebot der Bayreuther Belegschaft an die Konzern-Zentrale in London ist, will Walberer öffentlich nicht sagen. „Das könnte die Verhandlungen stören.“ Im Juli soll eine Entscheidung fallen. Im Raum steht derzeit eine teilweise oder komplette Verlagerung der Bayreuther BAT-Produktion. Beides will Walberer verhindern.

Oberbürgermeisterin kämpft um den Standort

Wie am Rande der Betriebsversammlung zu hören war, zieht auch die Bayreuther Kommunalpolitik alle Register. Im Mai hat es ein vertrauliches Treffen von Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe mit Vertretern der BAT-Konzernspitze in Bayreuth gegeben. Merk-Erbe wollte zunächst nach London fliegen und in der Konzernzentrale für den Fortbestand des Bayreuther Werks werben. Dann aber hat sich ein Treffen in Bayreuth ergeben, weil die BAT-Bosse auf der Rückreise aus Italien Station machten. Inzwischen hat die Oberbürgermeisterin auch die Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen über den Ernst der Lage informiert.

Für die Mitarbeiter des Bayreuther BAT-Werkes geht es um ihre persönliche Zukunft. Rechnet man Zulieferer und Dienstleister hinzu, stehen im schlimmsten Fall einer kompletten Werksschließung mehr als 2000 Jobs auf dem Spiel. Für die Stadt Bayreuth geht es um ein gewichtiges Stück Handlungsfähigkeit: Die BAT ist einer der größten Gewerbesteuerzahler. Seit Jahren kommt etwa ein Sechstel des gesamten Gewerbesteueraufkommens der Stadt aus dem Werk an der Weiherstraße. Zuletzt, im Rekordjahr 2015, waren es etwa 15 Millionen Euro. Insgesamt macht die Gewerbesteuer etwa ein Drittel der Einnahmen der Stadt aus.

Schon zweimal stand das Bayreuther Werk zur Disposition. Im Jahr 2006 entschied der Konzern, Bayreuth unangetastet zu lassen. Damals wurde der niederländische Standort Zevenaar geschlossen. 1987 stand der Fortbestand des 30 Jahre zuvor in Bayreuth in Betrieb genommen Werkes zum ersten Mal auf der Kippe. Damals hatte der Konzern erwogen, entweder seine Fabrik in Bayreuth oder die im Schleswig-Holsteinischen Ahrensburg zu schließen.  

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