Ausstellungen In Bayreuth gibt's viel Kunst zum Fest

Viel zu sehen gibt es derzeit in den Kunstausstellungen in Bayreuth. Egal, ob im Alten Schloss, im Kunstkabinett, im Kunstmuseum oder im Neuen Rathaus.

 
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Den einen geht es um den gesellschaftlichen Diskurs, um die kritische, ästhetische Auseinandersetzung mit der Welt, in der wir leben. Den anderen geht es darum, möglichst viele Bilder zu verkaufen. Beides ist legitim. Und so präsentieren die Kunstausstellungen, die derzeit in Bayreuth zu sehen sind, eine große Vielfalt an Stilen.

Am Donnerstag wurde in der Ausstellungshalle im Alten Schloss die zwölfte Weihnachtsausstellung der Mitglieder des Bayreuther Kunstvereins eröffnet. „Kunst zum Fest“ ist die Schau überschrieben, die durchaus darauf spekuliert, noch das ein oder andere dekorative Bild an den Bayreuther zu bringen. Oder wie es Oberbürgermeister Thomas Ebersberger zur Eröffnung sagte: „Jeder, der noch eine Fläche zuhause frei hat, hat hier die Option etwas zu kaufen.“ 24 Künstler bieten im Alten Schloss ihre Arbeiten an, die überwiegend gegenständlich, bisweilen aber auch abstrakt und bunt gemalt sind.

Zu sehen sind Landschaften, auch mit Bezug zur Region und Hinweisen auf menschliche Ansiedlungen. Aber: „Insgesamt dominiert die Leere, auch dort, wo sie fotografisch ist“, sagte Hans-Hubert Esser, der nach dem überraschenden Rückzug von Stefan Mayer vom Amt des Vorsitzenden sich nun wieder um die Geschicke des Vereins kümmert.

Turbulenzen

Die Arbeiten sind überwiegend 2021 und 2022 entstanden, also in Jahren politischer und gesellschaftlicher Turbulenzen, die, wie Esser betonte, so gar nicht zu den Stimmungen der meisten Motive passen wollen. Was Esser zu der Frage führte: „Ist es ein bewusstes „Jetzt erst recht!“ oder versagt einfach die Stimme zu einer adäquaten Bildsprache?“

Eine Bildsprache ganz anderer Art hat die Hofer Künstlerin Julia Tiefenbach gefunden, die im Kunstkabinett im Kunstmuseum Skulpturen und Malerei unter dem Titel „Anmaßung“ präsentiert. Besonders ins Auge sticht eine Skulptur mit dem Titel Kordon. Inspiriert dazu fühlte sich die Künstlerin durch die brutalistische und abweisende Architektur des Mautsystems auf italienischen Autobahnen. „Diese Un-Orte und Objekte sind hochfunktional, fallen aber aus der Sichtbarkeit und jeglicher Kategorisierung heraus“, sagt Jens Wagner vom Kunstverein in seiner Einführung. Unstete Linienführung, Richtungswechsel, gewagte Kontraste und das subversive Bearbeiten von Material, werden von schlichten Farbflächen und handwerklicher Perfektion gebrochen. Das raumdominierende Objekt von Julia Tiefenbach möchte man sich nicht unbedingt ins Wohnzimmer stellen.

Selbstoptimierung

Der jungen Künstlerin geht es um etwas anderes: „Auch das Individuum konstituiert sich aus einem Konflikt: Um im Kapitalismus überleben zu können, muss es selbst zum Objekt werden, indem es sein Handeln reguliert und nach Effizienz strebt. Selbstoptimierung ist soziales Prinzip, funktioniert aber nicht als existentielle Trostspenderin. Glück kann nicht verdient werden.“

Wer sich die Ausstellung mit den Werken von Julia Tiefenbach im Kunstkabinett anschaut, befindet sich auch sogleich im Bayreuther Kunstmuseum im Alten Rathaus. Dort ist derzeit die große Ausstellung „German Pop – Norddeutsche Realisten“ mit Werken namhafter Künstler der Nachkriegszeit zu sehen. Beim Gang durch die Räume des Kunstmuseums zeigt sich viel Surreales, Absurdes, Collagiertes, aber auch detailgetreu bis fotorealistisch Gemaltes mit dem Anspruch großer Meister. Oft spielen die Künstler mit der Wahrnehmung des Betrachters, wie etwa Harald Duwe in seiner Handlithographie „Selbst mit Fernglas“, wo man sich unverzüglich die Frage stellt: Wer betrachtet hier eigentlich wen? Der Ausstellungsbesucher den Künstler, oder umgekehrt?

Ein ganz ähnlicher Effekt stellt sich zumindest auch mit einem Bild in der Ausstellung „Die Malerin“ mit Arbeiten des in Nürnberg lebenden Künstlers Udo Kaller in der Ausstellungshalle im Neuen Rathaus ein. Gleich beim Betreten des Raums wird man von der Oma des Künstlers mit großen Augen angeschaut. Im weiteren bekommt der Betrachter eine bunte Palette an Damenschuhen und -füßen zu sehen sowie holzschnittartige Bilder und Abstraktes.

Mit 118 Arbeiten ist in dieser Ausstellung, die wie die Weihnachtsausstellung kostenlos zu sehen ist, die Bilderausbeute am höchsten. Wer sich „Die Malerin“ anschauen will, muss sich allerdings beeilen. Sie ist nur noch bis Mittwoch zu sehen. Die übrigen Ausstellung freuen sich noch länger auf viele Besucher.

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