Ausstellung Lebensgeschichte wach halten

Vor zwei Jahren eröffneten Angela Hager und Martina Schubert (von links) in der Bayreuther Stadtkirche die Wanderausstellung „Eure Alten sollen Träume haben“. Foto: Ralph Schoberth

Ab kommenden Sonntag findet in der St. Bartholomäuskirche Pegnitz eine Wanderausstellung des Evangelischen Bildungswerkes statt. Unter dem Bibelwort „Eure Alten sollen Träume haben“ wurde mit Senioren aus allen Dekanatsbezirken ein Interview zu ihrer Lebensgeschichte geführt.

 
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Pegnitz - „Es war eine unheimliche Freude, diese Ausstellung zu erarbeiten“, sagt Martina Schubert, Beauftragte für die Dekanatsbezirke Kulmbach und Thurnau beim Evangelischen Bildungswerk (EBW) Oberfranken sowie Prädikantin und Fotografin. „Es war bereichernd und hat Mut gemacht“, sagt die 47-Jährige, die zusammen mit Angela Hager (45), Pfarrerin und Studienleiterin am EBW, die Ausstellung „Eure Alten sollen Träume haben“ erarbeitet hat. Ab dem kommenden Sonntag ist diese in der Pegnitzer Bartholomäuskirche zu sehen.

Andachten gehalten

Schubert und Hager kennen sich schon eine Weile, haben beide – im Abstand von zwei Jahren - in der Bayreuther Erlöserkirche konfirmiert. Angela Hager, ehemals Pfarrerin in St. Georgen, hält immer wieder Andachten im Seniorenheim, hat Kontakt zu den alten Menschen. Dabei ist die Idee entstanden, zu erfahren, was diese Generation alles erzählen könnte, dies an die nächste Generation weiterzugeben, Hoffnungen entstehen zu lassen. „Welche Geschichten verbergen sich hinter diesen Menschen – Kinder- und Nachkriegskinder, die ebenso den Aufschwung der Wirtschaftswunderjahre erlebt haben wie die digitale Revolution der Gegenwart“, sagt Hager.

Querschnitt der Gesellschaft

Und so entwickelte sich die Ausstellung. Die beiden Frauen haben mit 13 Senioren, davon ein Ehepaar – sieben Männer und sechs Frauen – gesprochen. Zu Grunde lag den Interviews ein Bibelvers: „Eure Alten sollen Träume haben“ aus dem Buch des Propheten Joel. Die Befragten wurden zwischen 1923 und 1950 geboren, kommen aus unterschiedlichen beruflichen und familiären Schichten, sind Unternehmer, Akademiker, Musikerin, hauptberuflich Ehrenamtliche, Ordensschwester oder Kommunalpolitiker. „Alle unterschiedlich und haben doch eines gemeinsam“, sagt Schubert, „sie haben uns etwas zu sagen und inspirieren uns, zu träumen von dem, was sein könnte auf dieser Welt.“ Die Interviewpartner von Hager und Schubert sind ein Querschnitt der Gesellschaft und sollen vermitteln, dass alte Menschen nicht abgeschoben, sondern angenommen werden müssen. „Sie haben uns von ihren Träumen und Wünschen erzählt“, so Schubert weiter.

Auf unnötigen Konsum verzichten

Da ist der Mann, Jahrgang 1935, der Hoffnung als etwas bezeichnet, das Sinn macht, egal wie es ausgeht. Der hofft, dass spätestens jetzt alle Völker und deren Machthaber ihr verantwortungsvolles Handeln auf Frieden und Wohlergehen der Menschen ausrichten. Oder der Mediziner, Jahrgang 1940, der unserem Land eine lange und gute Zukunft wünscht, was aber nur möglich sein werde, wenn jeder auf unnötigen Konsum verzichtet und die Umwelt deutlich weniger belastet. Da ist die Ordensschwester, Jahrgang 1941, die sagt, dass die Tagesstruktur der Gebetszeiten in Zeiten von Corona immer kostbarer und existenzieller wird.

Strich durch die Rechnung

Die Wanderausstellung wurde 2019 in der Bayreuther Stadtkirche eröffnet und inzwischen auch in Himmelkron und Thurnau gezeigt. Vergangenes Jahr sollte sie in Pegnitz und Kulmbach abschließend präsentiert werden, aber die Corona-Krise machte dem einen Strich durch die Rechnung. Das wird nun heuer nachgeholt. „Wir bewundern diese Menschen und das, was sie uns erzählt haben“, sagt Schubert, „es macht uns Mut für die Gegenwart und die Zukunft.“ Sie haben Respekt vor der Lebensleistung der alten Menschen und seien demütig. Und wie wichtig es sei, solche Geschichten aufzuschreiben und der Öffentlichkeit zu präsentieren, weil sie sonst verloren gehen. Ein Beispiel dafür sei, dass eine der Protagonistinnen mittlerweile 93-jährig verstorben ist.

Finanzielle Unterstützung

Zustande gekommen ist die Ausstellung, die auf zwölf Rollups zu sehen ist, unter anderem mit der finanziellen Unterstützung des Bayerischen Kulturfonds. „Wir waren in allen Dekanatsbezirken des Evangelischen Bildungswerkes und haben aus jedem Menschen für die Ausstellung befragt“, sagt Schubert.

Info: „Eure Alten sollen Träume haben“ - Andacht mit Vernissage und Wanderausstellung des Evangelischen Bildungswerkes, Sonntag, 6. Juni, 18 Uhr, St. Bartholomäuskirche; freier Eintritt, Spenden erwünscht. Es gilt das Hygienekonzept der evangelischen Kirchengemeinde Pegnitz. Die Ausstellung geht bis zum 25. Juni.

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