Asyl-Bilanz fällt positiv aus

Von Franz Galster
Ein Musterbeispiel für die Integration in Obertrubach sind der 46-jährige Hazim Ibrahim (rechts) und sein Bruder Nabil (25). Hazim brachte seinen neunjährigen Sohn Ahmad und die siebenjährige Tochter Razan (links) mit. ⋌⋌Foto: Franz Galster Foto: red

Vor genau einem Jahr trafen die ersten sechs Asylbewerber in der Gemeinde ein. Manche Einwohner fragten sich, ob das dem Ort gut tun werde. Pfarrer Werner Wolf und Bürgermeister Markus Grüner gingen voran, nahmen zusammen mit dem Landratsamt und dem Vermieter die Bürger mit ins Boot. Mit einem Team von etwa 30 Ehrenamtlichen, an ihrer Spitze Elke Stein und Thomas Laitsch, gelang es, ein Klima der Hilfsbereitschaft und des gegenseitigen Verstehens zu schaffen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Vorurteile und negative Erfahrungen gibt es nicht, Obertrubach entwickelte sich zu einem Vorzeigeobjekt. Ein Musterbeispiel sind Hazim Ibrahim und sein Bruder Nabil. Hazim brachte seinen Sohn Ahmad und Tochter Razan mit. Seine Frau wartet in Kerbela/Irak auf die Nachreisegenehmigung. Nach genau einem Jahr haben sie eine Aufenthaltsgenehmigung für drei Jahre bekommen und die Asylunterkunft verlassen. Ihnen wurde eine komplett eingerichtete Wohnung in Obertrubach angeboten, in die sie einzogen.

Mit fränkischem Akzent

Die Verständigung macht keine Probleme. Hazim hat trotz Deutschunterrichts noch erhebliche sprachliche Probleme. Die überbrückt sein Bruder Nabil, der sich schon einen guten Wortschatz erworben hat, ergänzend hilft sein Englisch. Ahmad und Razan haben längst keine Berührungsängste mehr. Ahmad geht in die Schule in Bärnfels. Wirbelwind Razan bereichert seit September den katholischen Kindergarten St. Marien, spricht fließend Deutsch, manchmal mit leicht fränkischem Akzent.

In der irakischen Armee

Nabil und Hazim dienten in der irakischen Armee, wurden in Mosul vom IS überrannt und flohen. Der Rest ist die Geschichte vieler. Zehn Monate bleiben sie in der Türkei, dann brachen sie nach Deutschland auf. Erst die Überfahrt nach Griechenland, dann Tag und Nacht laufen und oft im Freien schlafen. Einen Monat lang. Mit dem Zug ging es von Österreich nach München, Nürnberg und Zirndorf. Von dort schließlich nach Obertrubach. „Und jetzt ist alles in Ordnung“, sagt Nabil im Rückblick.

Aktives Helferteam

Lissi Grüner, eine Vertreterin der ehrenamtlichen Helfer, berichtet, wie die Obertrubacher ein Team gebildet haben und, wie großzügig Kleider und andere Artikel gespendet wurden. Im Bildungszentrum fand der Deutschunterricht statt. Momentan müssen die Asylbewerber allerdings nach Forchheim fahren, was beschwerlich und uneffektiv ist. Nabil beabsichtigt, zu seiner Schwester nach Heidenheim zu ziehen. Außerdem möchte er näher an die Stadt, eine bessere Infrastruktur haben. Allerdings gebe es für Alleinstehende kaum eine Chance auf eine Wohnung, weiß er schon. Hazim ist entschlossen hier zu bleiben.

Die Freundschaft der Leute, die herzliche Aufnahme, all das hat ihn tief beeindruckt. „Obertrubach und der Kindergarten, das ist so schön“, schwärmt Razan. Ihre Augen strahlen. Jetzt macht sie die Vorschule und kann noch viel spielen. Pfarrer Werner Wolf ist der kirchliche Kindergarten ein Herzensanliegen. Er nimmt beim gelegentlichen Besuch Razan gerne in den Arm und freut sich über ihren Fortschritt. „Die Menschen lieben mich. Ich habe Freunde und spiele Fußball im Verein in Bärnfels“ sagt Ahmad. Vater Hazim kümmert sich um alles: Er sorgt für den Haushalt, kocht und wäscht. Seine vertrauten, speziellen Lebensmittel kauft er im türkischen Supermarkt in Forchheim, den Rest deckt er in nächsten Lebensmittelladen ab. Für ihn gilt es, Deutsch zu lernen, eine Grundbedingung und echte Herausforderung für eine Ausbildung oder Beschäftigung. Hazim weiß, der Weg wird nicht leicht. Gemeinsam mit der Frau ginge es vielleicht besser. 40 Asylbewerber sind zurzeit noch in Obertrubach.