Archäologische Grabungen in der Opernstraße: Fachwerk, Ziegel, ein Mahlstein und drei Brandschichten Grabungen in der Opernstraße: Bayreuther Spuren von vor 600 Jahren

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Archäologin Alexa Dürr misst die unterste Brandschicht bei der Grabung in der Opernstraße. Sie ist der dünnste der drei Brandhorizonte. Foto: Eric Waha Foto: red

Der Bayreuther Boden gibt weitere Geheimnisse aus dem Dunkel der Geschichte frei: Bei archäologischen Grabungen im Vorfeld der Sanierung der Opernstraße haben der Archäologe Hartmut Endres und seine Mitarbeiterinnen spannende Hinweise auf eine Bebauung vor den Stadtmauern aus der Zeit des 15. Jahrhunderts gefunden. Die Archäologen lesen drei Brandschichten ab 1430 aus.

 
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Der Boden in der Opernstraße liegt wie ein aufgeblättertes Buch vor Endres. Erzählt Geschichten, die vielleicht einmal von Stadtchronisten aufgeschrieben worden sind. Die aber in den Stadtbränden vernichtet wurden. Geschichte, die man vermutet hatte. Jetzt gibt es Erkenntnisse, was da vor den Toren und vor dem Graben der Stadt gestanden haben dürfte. Erste Hinweise auf eine Handwerkersiedlung hatte Endres schon im Februar vor dem Operncafé gefunden. Norbert Hübsch vom Historischen Verein nannte diese Entdeckung „eine Sensation“.

Im April, sagt Endres am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung, gab es eine weitere Grabung, etwa in Höhe der Hausecke des Redoutenhauses. 20 Quadratmeter groß. Tiefer als die bisherigen Grabungen. Weil die Gasleitung, die bei der Sanierung der Opernstraße ebenfalls ersetzt wird, wegen der Hanglage etwas tiefer liegt. „Dort fanden wir nicht nur die drei Brandhorizonte wieder, die wir schon im Februar gefunden hatten. Sondern auch den steinernen Fußboden eines aus Stein errichteten Gebäudes.“ In diesem Gebäude: Ein Mahlstein. „Etwa 30 Zentimeter hoch und mit einem Durchmesser von 80 Zentimetern, der teilweise in den Fußboden eingelassen war.“ Hauke Kenzler, der Gebietsreferent für Bodendenkmalpflege, hat laut Endres eine Vermutung, wofür der Mahlstein verwendet wurde: „Mehl durfte hier vor den Toren der Stadt nicht gemahlen werden. Offenbar wurde er für Mahlen von Farbe oder Kalk eingesetzt.“

Große Chance für die Archäologen

Die Grabung, die aktuell stattfindet, dient laut Endres zum einen zur Dokumentation – „weil beim Bau der Gasleitung damals keine Dokumentation gemacht wurde“. Zum anderen ist der Schnitt, der knapp 50 Meter lang wird, „eine große Chance“, wie der Archäologe sagt. Denn auf einer so langen Strecke dem Baueingriff und den Stationen der Geschichte nachspüren zu können, sei sehr selten. „Wir hoffen, das Ausmaß der drei Brände von 1430, 1480 und 1621 greifen zu können.“ Im ersten Abschnitt sei das bereits gelungen. Man kann sehen, wie die Bebauung massiver geworden ist über die Jahrhunderte. Die Schichten mit Brandschutt werden immer dicker. „Wir haben einen Ziegelboden gefunden. Und ein Pflaster, das als Straßenpflaster oder als Pflaster zwischen Häusern gedacht gewesen war. Das dürfte nach dem Dreißigjährigen Krieg entstanden sein.“ Außerdem fanden die Archäologen Überreste eines niedergebrannten Fachwerkhauses „mit Fußboden und einer umgefallenen Wand“.

Endres sagt, die Grabungen sind bis Ende Oktober geplant. Am 26. Oktober wird die Stadt mit der Sanierung der Opernstraße beginnen. Die hat ein klar gestecktes Ziel: Vor Beginn der Landesgartenschau am 22. April müssen die Leitungen erneuert, muss die Straße bis zum Sternplatz gepflastert sein. „Die Grabungen sind den Bauarbeiten vorgelagert. Wir halten also keine Bauarbeiten auf“, sagt Endres. „Allerdings können wir ein neues Kapitel aufschlagen. In einem Bereich, von dem man nicht gedacht hatte, dass er so ergiebig sein würde. Ein Erkenntnisgewinn für die Wissenschaft.“

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