Archäologe Hartmut Endres findet in der Opernstraße Pfostenlöcher von Hauskonstruktionen Bayreuth: Beweis für Häuser vorm Stadttor

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Archäologin Laura Kriete beim Kartieren der Funde in der Opernstraße. Wo sie das Metermaß anlegt, ist deutlich das Pfostenloch einer Hauskonstruktion zu erkennen. Das Haus muss im Hussitensturm 1430 niedergebrannt worden sein. ⋌Foto: Waha Foto: red

Nach 1444 weiß man viel über die Stadt Bayreuth. Seitdem gibt es Unterlagen. Und das Stadtsteuerregister. Die Aufzeichnungen über die Zeit davor – verbrannt beim Sturm der Hussiten 1430. Wie die Häuser vor den Toren der Stadt, für die der Archäologe Hartmut Endres jetzt bei einer Grabung in der Opernstraße erste physische Beweise gefunden hat. Norbert Hübsch vom Historischen Verein nennt das eine „kleine archäologische Sensation“.

 
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Die Grube vor dem Opern-Café ist größer als die bisherigen, die Hartmut Endres und sein Team im Vorgriff auf die Sanierung der Opernstraße gemacht haben. Wenn man ehrlich ist, sieht der Boden auch nicht anders aus. Schichten. Fein säuberlich übereinander liegend. Schwarz, Braun, Gelb. Und doch hat es diese Grabung in sich. Endres drückt es wissenschaftlich aus: „Wir haben eine durch alte Strom und Wasserleitungen aus dem frühen 20. Jahrhundert gestörte Fläche. Auf beiden Seiten massive Planierungen von Brandschutt.“ In dem Brandschutt: Holzkohlenreste, verbrannter Lehm, Asche. „Und Keramik aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Ein Hinweis auf den Zerstörungshorizont durch den Hussitensturm von 1430.“ Ist die westliche Seite der rechteckigen Grube – die zur Straße hin gerichtete Seite – schon spannend, birgt die Seite zum Operncafé hin das, was Norbert Hübsch, der Geschäftsführer des Historischen Vereins für Oberfranken, „einen echten Knüller“ nennt: „Beim Feinputzen haben wir nicht nur Brandschutt gefunden, sondern die verbrannten Reste einer Holzbebauung. Seit heute können wir auch sagen, dass es Fachwerkbebauung gewesen sein muss“, sagt Endres. Denn die Grube weist deutliche Pfostenlöcher auf, „Überreste der Hauskonstruktion, zwischen der die tragenden Wände gebaut worden sind“. Zudem wurden die „verkohlten Reste von Dielenböden“ freigelegt.

Es sei zwar möglich, dass es sich um „einen lokalen Brand“ gehandelt habe, sagt Endres. „Aber es liegt sehr, sehr nahe, dass es der Brand nach dem Hussitensturm war.“ Über dieser starken Brandschicht in der 1,25 Meter tiefen Grube liegen noch mindestens drei weitere Brandschichten. Denn bereits im Bayerischen Krieg von 1460 bis 1462 brannte es wieder in Bayreuth. Weitere Brände setzten der Stadt schwer zu. Hübsch sagt, das Stadtsteuerregister von 1444 „weist 61 Steuerzahler vor dem Oberen Tor aus, was mit 61 Häusern gleichzusetzen ist, die zwischen der heutigen Bad-, Richard-Wagner- und Opernstraße gestanden haben müssen“. Endres sagt, er könne sich vorstellen, dass die Bebauung, die vor dem Stadttor abbrannte, zu einer der Stadt vorgelagerten Handwerkersiedlung gehört haben könnte.

Hinweise auf eine niedergebrannte Holzbebauung hat Endres im Bereich des Ehrenhofs 2009 und 2011/12 bereits gefunden, aber nur in Form von Holzkohleflitter. „Hier jedoch ist der physikalische Beweis eindeutig da.“

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