Antrag von Bürgermeister Zippel Barrierefreiheit muss transparent in die Köpfe

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Symbolfoto: Daniel Maurer Foto: red

BAYREUTH. Wer Barrierefreiheit hört, denkt zuerst an Treppen. An Stolperfallen. Andreas Zippel (SPD), zweiter Bürgermeister der Stadt, denkt an einen entscheidenden Schritt, eine Stufe vorher: Barrierefreiheit müsse bei allen Projekten der Stadt – zuvorderst natürlich den baulichen – Bestandteil des Entwicklungs- und des anschließenden Entscheidungsprozesses sein. Deshalb hat Zippel jetzt einen Antrag an Oberbürgermeister Thomas Ebersberger gestellt.

 
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Zippel fordert eine entsprechende Transparenz, einen Barrierefreiheits-Check, wie er es nennt. „Die Verwaltung möge bei allen relevanten Kurzberichten insbesondere des Bauwesens die Prüfung der Barrierefreiheit transparent gestalten. Hierzu hat die Verwaltung Strukturen und Arbeitsabläufe zu schaffen, etwa durch Einbindung geeigneter Mitarbeitender oder den Beiräten der Stadt Bayreuth“, heißt es in den beiden Kernsätzen des Antrags. Interessant: Kaum ist der Antrag Zippels geschrieben und im Rathaus angekommen, machen Stadträte der BG und der CSU in der jüngsten Bauausschuss-Sitzung auf das Thema Barrierefreiheit aufmerksam.

Was Zippel mit Interesse verfolgt, wie er am Mittwoch im Gespräch mit dem Kurier sagt. Barrierefreiheit müsse sich viel stärker in den Köpfen verankern – müsse ganz selbstverständlich mitgedacht werden, sagt Zippel. Hintergrund für ihn: „In zehn, 15 Jahren wird ein Drittel der Bayreuther im Rentenalter sein. Zehn Prozent der Menschen“ – rund 8000 Menschen an der Zahl – in der Stadt müssten mit einer wie auch immer gearteten Behinderung leben, „dazu kommt ein großer Anteil Mütter mit Kinderwagen. Sie alle brauchen Barrierefreiheit“, sagt Zippel. In Gesprächen mit der Inklusionsbeauftragten Bettina Wurzel und auf Basis des Aktionsplans Inklusion, der vom Stadtrat verabschiedet worden ist, sei deshalb sein Antrag wichtig. Der Kernpunkt: „Transparenz“, sagt Zippel. Beim Vorbereiten von Projekten soll Barrierefreiheit automatisch mitgedacht und an die Entscheidungsträger, den Stadtrat, weitergegeben werden.

„Ich will nicht jedes Mal nachfragen müssen, ob die Barrierefreiheit auch wirklich geprüft worden ist“, sagt Zippel. Mit anschließender positiver wie negativer Ergebnis-Möglichkeit. Es könne ja auch sein, dass in historischer Substanz über die eine oder andere Stufen nicht diskutiert werden können. Deshalb Transparenz: „Im Kurzbericht der Verwaltung muss deutlich und objektiv stehen, warum Barrierefreiheit an dieser und jener Stelle nicht möglich ist. Wie dann im Anschluss darüber entschieden wird, ist wieder eine andere Frage.“

Für Zippel betrifft das Thema „natürlich nicht nur den Baubereich“. Es geht um Veranstaltungen im Kulturbereich genauso. „Wir wissen: Sprache lenkt unser Denken. Wenn die Barrierefreiheit jedes Mal mitgeprüft wird, dann prägt sich der Begriff der Inklusion, der Teilhabe ganz automatisch im Kopf ein.“

Man müsse sich auch lösen von der reinen Barriere „für die Rollstuhl-Fahrenden, deren Bild dann automatisch im Kopf verankert ist. Es gibt schließlich auch viele, die eine Sehbehinderung haben, oder anders beeinträchtigt sind“. Und: die Gruppe derer, die froh sind über einen erleichterten Weg oder die Chance zur Teilhabe, werde weiter wachsen, sagt Zippel.

„Es wird, bedingt durch die Uni, eine große Beule von bis zu 30 Prozent der bis zur 25-Jährigen geben – gut ein Drittel wird im Rentenalter sein. Den Rest teilen sich die anderen Altersgruppen.“

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