Anna Hacker ist tot Abschied von einer Institution

Anna Hacker, wie man sie kannte: Als Gastwirtin im Mann’s Bräu, das sie mit ihrem Mann Hans zusammen zu einem Wirtshaus mitten in der Stadt machte, wie man sich Bayreuther Gastlichkeit vorstellt. Anna Hacker ist jetzt im Alter von 62 Jahren gestorben. Nach langer Krankheit. Foto: Archiv/Ralf Münch/Ralf Münch

Trauer um ein Bayreuther Original: Anna Hacker, langjährige Gastwirtin in der ältesten Bayreuther Brauwirtschaft, der Becher-Bräu, und in einer Wirtschaft, die durch sie und ihren Mann Hans wieder zu einem gastronomischen Bayreuther Mittelpunkt geworden ist, der Mann’s Bräu, ist jetzt im Alter von 62 Jahren gestorben.

 
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Bayreuth - Ihre Präsenz war beeindruckend. Weil sie gerade heraus war. Spontan. Ehrlich. In der Freude wie im Groll, der aber genauso schnell wieder verflog, wie er gekommen ist – wenn einem Gast was nicht gepasst hat, wenn es eine Nachfrage gab in einer der beiden Wirtschaften, die Kult geworden sind in Bayreuth. Mit und vor allem durch Anna Hacker und ihren Mann Hans. Jetzt ist Anna Hacker, die sich in den vergangenen Jahren, seit die beiden Kinder Johannes und Christian die Regie in den Brau-Wirtschaften übernommen hatten, etwas aus der Wirtschaft zurückgezogen hat, gestorben. Im Alter von 62 Jahren, nach langer Krankheit.

„Ich glaube an meine Kinder“

Für Anna Hacker hatte sich ein Kreis geschlossen, als nach der Becher-Bräu an Sohn Johannes und seine Frau Cortney auch die Mann’s Bräu vor gut zwei Jahren von Sohn Christian übernommen worden war. „Ich glaube an meine Kinder“, hatte Anna Hacker damals im Gespräch mit dem Kurier gesagt. Sie vertraue darauf, dass sie den richtigen Weg gehen, dass sie auch in ihrem Sinne und im Sinne ihres Mannes Hans, dem Braumeister, die Wirtschaften weiterführten. Auch wenn es ihr damals schon sichtlich nicht leicht gefallen ist, sich zurück zu ziehen, wie sie sagte: Sie sei „krank, auch wenn ich nicht so aussehe. Wenn das Gesundheitliche nicht dazwischen gekommen wäre, wäre ich schon noch ein bisschen im Geschäft.“

Gerade heraus war ihre Art

Denn das Geschäft, das war ihr Leben. Das Anna und Hans Hacker mit den Stammgästen geteilt haben – mit einer besonderen Art, die von einer besonderen Aufrichtigkeit geprägt war. Verstellt hat sich keiner von beiden. „Wobei net so recht gloa is, wer vo uns zwaa etzatla mehr groodoo ist“, wie es Hans Hacker mit einem Lächeln formulierte, als Anna Hacker ihren 60. Geburtstag feierte.

Fränkische Herzlichkeit

Fränkisch-herzlich, wenn man es so bezeichnen möchte, war Anna Hacker. Eine Herzlichkeit, die Szenen wie diese mit einschließt, die widerspiegeln, wie Anna Hacker hinter dem stand, was sie gemacht hat – nämlich mit Überzeugung. Und zu 100 Prozent. „An diese Weihnachtsfeier erinnere ich mich noch ganz genau“, sagt ein langjähriger Gast am Wochenende im Kurier-Gespräch: „Wir saßen zusammen, es gab – na klar – Gans. Und als die Teller abgetragen wurden, hat es nicht lange gedauert, da stand die Anna an unserem Tisch, die Hände in die Hüften gestemmt, und hat gefragt: ,Wer hot denn die Gans net aufgessn?’ Eine junge Kollegin hat sich ganz kleinlaut gemeldet und gesagt, dass sie nicht so viel essen konnte, weil sie am nächsten Tag nach Amerika fliegen müsse. Darauf hat die Anna gesagt: ,Hättst halt wos gsocht, Maadla. Dann hätt iech’s dir fei eigebaggd. Des konnst doch aweng als Brotzeit miednehma, nach Amerika.’“ Situation geklärt, Groll erledigt.

Erfolg mit der Mann’s Bräu

Anna Hacker stand immer ihre Frau, war die Informationsquelle der kleinen Brauer-Dynastie, die ihr Mann gern vorschickte, um Auskunft zu geben, wenn es um den Bierpreis ging, um Neuigkeiten wie damals den Traum „von der Bierwirtschaft, wie es sie früher in Bayreuth gegeben hatte“. Den hatten sich die beiden mit der Wiedereröffnung der Mann’s Bräu mitten in der Stadt 2009 erfüllt. Mit großem Erfolg.

Durchsetzen in der Männerdomäne

Sie war auch, wie sie vor vielen Jahren erzählte, 1979 ein Novum in der Männerdomäne der Bierwirtschaft in der Altstadt. Die Büchenbacherin und der Bayreuther Bräu hatten sich in Trockau kennengelernt. Beim Tanz. Als Frau sei sie ja erst einmal von den männlichen Altstädter Traditionalisten nicht so gern in der Becher-Wirtschaft gesehen gewesen. In der Küche vielleicht – aus der sie am Anfang erst nur vorsichtig herausgespitzt hätte. Aber in der Wirtschaft? Ihren Platz hat sie sich erarbeitet. War die Chefin. Die über ihren Hans gern gesagt hat: „Eigentlich hört er ja, wenn iech wos sog.“ Wissend, dass er dann doch gemacht hat, was er wollte – was aber in ihrem Sinne gewesen sein dürfte.

Eine Institution, die fehlt

Ein Platz, der jetzt leer ist, denn die Institution Anna Hacker, die auch mit achtbarem Wahlergebnis für den Stadtrat kandidiert hatte, wird nicht nur den vielen Stammgästen fehlen. Den Mann’s-Brüdern wie den vielen Menschen, die über Jahrzehnte eine Heimat in den Wirtschaften gefunden haben, die den Stempel des unangepassten und gerade deshalb zum Bayreuther Original gereiften Gastwirts-Paares Anna und Hans Hacker tragen.

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