Angeklagter soll Rechnungen der Handwerker nicht bezahlt haben Pottenstein: Zeugen schimpfen über angeklagten Bauunternehmer

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Im Prozess gegen einen Bauunternehmer aus dem Raum Pottenstein haben heute zwei weitere Handwerker von unbezahlten Rechnungen berichtet. Foto: dpa Foto: red

Beim siebten Verhandlungstag im Prozess gegen einen Bauunternehmer aus dem Raum Pottenstein und seine beiden Geschäftsführer wegen Insolvenzverschleppung und vorsätzlichen Betrugs sagten zwei weitere Handwerker aus. „Geld gab es keines, nur schöne Worte.“ Die beiden Zeugen machten keinen Hehl daraus, was für eine Meinung sie vom Hauptangeklagten haben.

 
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„Gott sei Dank sind wir nicht verwandt“, so der 56-jährige Geschäftsführer eines Alubau-Unternehmens aus Rhede. Im April 2004 hatte er von der Pottensteiner Firma, die für die Sanierung eines Kaufhauses in Castrop-Rauxel als Generalunternehmen tätig war, einen Auftrag für Glasfassaden, Fenster und Türen erhalten. Die ersten drei Abschlagszahlungen seien zwar gezahlt worden, aber jedes Mal weniger als ausgewiesen und auch nicht im vereinbarten Zeitrahmen. Als dann gar kein Geld mehr kam, habe er mit der Einstellung der Arbeiten gedroht, so der Zeuge. Er solle sich keine Sorgen machen, er bekäme sein Geld, habe der mitangeklagte Geschäftsführer ihm mehrfach versprochen.

Schlussrechnung eigenmächtig reduziert

Der Hauptangeklagte und sein mitangeklagter Sohn, ebenfalls Geschäftsführer, seien nie für ihn zu sprechen gewesen. Auf Nachfrage von Richter Matthias Burghardt sei es in der Bauzeit nicht zu gravierenden Mängelanzeigen gekommen. „Wenn mal etwas nicht gepasst hat, haben wir das gleich ausgebessert“, sagte der Zeuge. Auch die Schlussrechnung über gut 202.000 Euro habe die Baufirma eigenmächtig reduziert und dann aber nie gezahlt, so dass er auf gut 170.000 Euro sitzengeblieben sei. „Das war und ist keine Kleinigkeit“, so der Zeuge.

Er habe Kontakt zu anderen Handwerkern gehabt, die ebenfalls bei diesem Projekt für das Pottensteiner Unternehmen gearbeitet haben. Eine Geschäftsführerin sei dabei in Tränen ausgebrochen, als nach etwa der Hälfte der vereinbarten Bauzeit kein Geld mehr vonseiten des Hauptangeklagten geflossen sei. Er selber sei zweimal in Pottenstein gewesen, um das Gespräch mit dem Firmenchef zu suchen. Einmal habe es geheißen, es sei kein Geld mehr da, aber wenn wieder etwas da sei, würde er auch welches bekommen. Das andere Mal habe man ihn gar nicht erst reingelassen.

„Der will die Handwerker totmachen“

„Der will die Handwerker totmachen“, hielt auch der zweite Zeuge gestern, ein Schreiner aus Waischenfeld, nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg. Die Firma, für die er einst tätig war, sei im Juni 2010 insolvent gegangen. Im Frühjahr 2007 habe er vom Hauptangeklagten den Auftrag zur Lieferung von Fenstern im Wert von 15 000 Euro erhalten. Diese wurden bis auf 1200 Euro bezahlt. In den folgenden sechs Monaten habe er noch für Projekte in Nürnberg die Fenster geliefert.

Einmal sei es dabei zu Lieferschwierigkeiten von vier Wochen gekommen. Daraufhin habe der Pottensteiner Unternehmer Schadensersatz und Mietausfall in Rechnung gestellt und 38 500 Euro verlangt. Im Gegenzug sei aber eine offene Rechnung von 33 000 Euro von ihm selber nicht gezahlt worden, so der Zeuge. Daraufhin sei er zum Sohn des Firmenchefs gegangen, der ihm aber keinen Scheck ausstellen wollte. „Der Junior ist doch nur die Marionette vom Vater gewesen“, stellte der Schreiner gestern fest. Er ergänzte, dass er ebenfalls den Kontakt zu anderen Handwerkern gesucht habe, die für den Pottensteiner tätig waren und auf offenen Rechnungen sitzengeblieben waren.

Auch seine drei Monteure, die seine gelieferten Fenster einbauen sollten, habe er vor der Weiterarbeit gewarnt, da kein Geld zu erwarten war. Daraufhin habe der Hauptangeklagte eine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirkt, dass er nicht schlecht über das Unternehmen reden dürfe. „Ich habe ja nur informiert“, so der Schreiner.

Der Prozess wird am 21. Mai fortgesetzt.

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