Am Monatsanfang gibt’s mehr Trinkgeld

Von Martina Bay und Andrea Pauly
Saskia Görl, Bedienung im American Diner Nash in Kulmbach, freut sich über Trinkgeld, Foto: Andreas Harbach Foto: red

Ein strahlendes Lächeln, ein freundliches „Ist alles recht so?“ - sitzt das Trinkgeld dann lockerer? Wie halten es die Oberfranken mit dem freiwilligen Extra für die Bedienung? Und wie viel Trinkgeld gebt Ihr?

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Egal ob kleines Haus oder großes Lokal: Die meisten Betriebe in der Region teilen das Trinkgeld zwischen den Mitarbeitern im Service und jenen in der Küche oder hinter dem Tresen auf. Günther Schreiber gehört die Tapasbar Laternla in Hollfeld und der Gasthof Zur alten Eisenbahn in Wadendorf bei Hollfeld. Bei ihm wird das Trinkgeld in einen Topf geworfen. „Wir gehen zusammen essen oder machen einen Ausflug“, sagt Schreiber. Das fördere den Teamgeist. Dass nur die Bedienung das Geld bekommt, findet er nicht gerecht. „Wenn jemand bedient, dann kocht ein anderer das Essen.“

Männer geben Frauen mehr

Theresa Rausch kellnert seit fünf Jahren im Café Rossi in Bayreuth. Nach dieser Zeit kann sie gut einschätzen, ob jemand eher viel oder wenig Trinkgeld gibt. „Das sieht man oft schon daran, wie jemand gekleidet ist.“ Sich Mühe zu geben und besonders freundlich zu sein – das wirkt sich ihrer Erfahrung nach spürbar auf das Trinkgeld aus. Grundsätzlich stocken Männer den Rechnungsbetrag bei ihr oft ein wenig großzügiger auf als Frauen.

 

Und am Monatsanfang, wenn die Portemonnaies noch voll sind, sind die Gäste freigiebiger. Über Knauserigkeit kann sich die Kellnerin nicht beschweren: Großzügige Trinkgelder kommen öfter vor. „Ein Stammgast gibt jeden Tag fast fünf Euro – bei einem Betrag von elf Euro.“ Im Rossi gibt es eine einfache Regel: Jede Bedienung darf ihr Trinkgeld behalten, gibt allerdings eineinhalb Prozent vom Tagesumsatz an die Küche ab. „Damit sind auch alle zufrieden“, sagt Theresa Rausch. „Meistens geben wir auch ein bisschen mehr. Schließlich gehören die genauso zum Team.“

 

Ein Prozent vom Umsatz für die Küche

Ganz ähnlich funktioniert das Prinzip im Restaurant Nash in Kulmbach. Dort gibt jede Bedienung ein Prozent ihres Umsatzes ab, den sie am Tag macht. „Wir sammeln das zentral ein und geben es am Monatsende an das Küchenpersonal“, sagt Carola Neumeier-Krause. Das Nash, das amerikanisches Essen anbietet, hat drei festangestellte Bedienungen und fünf Aushilfen. „Auch die Aushilfen geben ein Prozent ab“, sagt Neumeier-Krause. Man habe mal eine Spardose gehabt, wo jede Bedienung etwas einwerfen sollte. Das habe aber nicht funktioniert. In der Küche arbeiten zwei Köche und eine Aushilfe. „Zwischen 300 und 400 Euro bekommt das Küchenpersonal aus dem Umsatz der Bedienungen“, sagt Neumeier-Krause.

Anerkennung für Sterne-Küche

In Herrmann’s Romantik Posthotel in Wirsberg tafeln die Gäste im Sterne-Restaurant. Dort muss der Service perfekt sein. Das honorieren die Kunden aber auch, bestätigt Restaurantleiterin Natascha Wastian dem Kurier. Das gesamte Trinkgeld wandert dort in eine große Kasse. Alle paar Wochen wird es es ausgeschüttet. Der Gesamtbetrag wird zwischen den 13 Mitarbeitern in der Küche und den acht Angestellten im Service und dann nach Rang und Arbeitszeit geteilt. "Es soll wirklich fair sein", sagt Natascha Wastian.

Mal Cent-Beträge, mal 20 Prozent

„Unsere Kellner behalten ihr Trinkgeld, aber sie geben was ab an die Küche, die Hilfskellner und das Personal an der Theke“, sagt auch Andrea Bauerfeind vom „Oskar“ in Bayreuth. Wie viel? „Das machen die unter sich aus.“ Nur für die Küche gilt auch im „Oskar“ ein fester Satz: Ein Prozent vom Umsatz geht in die Trinkgeldkasse des Küchenpersonals. Ihre Mitarbeiter berichten von bis zu 20 Prozent Trinkgeld „an einem Abend, an dem es gut läuft“, manchmal sind es auch nur Cent-Beträge: Ältere Gäste runden manchmal nur auf den nächsten vollen Euro-Betrag auf.

Höherer Stundenlohn

In der Ratsstube in Pegnitz, zu der auch ein Hotel gehört, gibt es verschiedene Trinkgeldlösungen: „Wenn eine Bedienung auf Privatveranstaltungen wie einer Geburtstagsfeier oder Konfirmation ein Trinkgeld bekommt, teilt sie sich das nachher mit allen anderen, die auch an diesem Tag gearbeitet haben“, sagt Geschäftsführer Steffen Rein - Küchenpersonal miteingeschlossen. „Über die Höhe entscheidet die Bedienung selbst, ich mische mich da nicht ein“, sagt Rein. Eine Festangestellte bekomme ein bisschen mehr als eine Aushilfe. Beim Frühstück arbeitet nur eine Servicekraft, die Küche ist da noch nicht besetzt. Das Geld, das Gäste ihr geben, könne sie dann behalten. Beim Abendservice im Restaurant bekommt jede Bedienung zwei Euro zusätzlich zum Stundenlohn.

Bilder