Altstadt unterliegt Bayern II mit 0:5

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Der letzte Tiefschlag für die SpVgg Bayreuth an einem gebrauchten Nachmittag: Als es bereits 0:5 steht, sieht Bayreuths Patrick Weimar (Nummer 10) nach rüdem Foul an Timothy Tillmann die Rote Karte. Foto: Peter Kolb Foto: red

Großer Gegner, große Kulisse – und am Ende riesiger Frust. Die so famos in die Regionalliga-Saison gestartete SpVgg Bayreuth hat einen herben Dämpfer erlitten und im Verfolgerduell gegen den FC Bayern München II bitteres Lehrgeld gezahlt. Die Altstädter mussten sich den kleinen Bayern vor 3221 Zuschauern nicht nur mit 0:5 geschlagen geben, sie verloren auch noch drei wichtige Akteure – zwei durch Platzverweise, einen weiteren aufgrund einer schweren Verletzung.

 
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„Extremst bitter war es." Die Analyse von SpVgg-Torhüter Jonas Hempfling fiel knapp aus und war grammatikalisch auch nicht ganz einwandfrei, unterschrieben hätte sie aber wohl trotzdem jeder Altstädter. Nach der 0:5-Packung gegen die Reserve des Rekordmeisters herrschte große Tristesse im weiten Rund des Hans-Walter-Wild-Stadions. Und das lag nicht ausschließlich am Ergebnis. Es gab noch weitere Stimmungskiller.

Als der Altstädter Innenverteidiger Julian Kolbeck in der 82. Minute humpelnd und mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Platz geleitet wurde, ahnte man schon Schlimmes. Und kurz nach Spielende stand die Diagnose fest: Mittelfußbruch. Der Abwehrchef wird somit in diesem Jahr kein Spiel mehr bestreiten.

Weimars rüdes Foul gegen Tillmann

Wären der 0:4-Zwischenstand, Kolbecks Verletzung und die Ampelkarte gegen Tobias Weber in der 58. Minute nicht schon genug an Tiefschlägen gewesen, gesellten sich in der Schlussphase noch zwei weitere hinzu: Zunächst verbesserte Münchens Toptorjäger Kwasi Okyere Wriedt (84.) seine ohnehin beeindruckende Bilanz mit seinem zweiten Treffer zum 5:0 auf acht Einschüsse in dieser Spielzeit, dann beging der eingewechselte Patrick Weimar (87.) ein rüdes Foul an der Außenlinie gegen Münchens Timothy Tillmann. Er sah dafür die Rote Karte. „Und das vollkommen zurecht. Eine unentschultbare Aktion“, sagte der neue SpVgg-Geschäftsführer Mathias Fleischmann, der angesichts der Weimar’schen Aktion sichtlich geladen war und ankündigte, sich den 21-jährigen Mittelfeldspieler zur Brust zu nehmen.

Dass der Nachmittag einmal in tiefer Depression enden würde, hätte man bis kurz vor Ende der ersten Halbzeit einer sehr kurzweiligen, beiderseits offensiv geführten Partie kaum vermuten können. Die Bayreuther waren zunächst mehr als nur auf Augenhöhe mit den Münchnern, sie waren das gefährlichere Team.

Böhnleins Lupfer misslingt

Besonders eindrucksvoll dokumentiert wurde das in der 21. Minute, als Bayern-Torhüter Leo Weinkauf dem Bayreuther Kapitän Kristian Böhnlein den Ball ohne Not beim Spielaufbau in den Fuß spielte. Böhnlein und SpVgg-Torjäger Ivan Knezevic liefen alleine auf Weinkauf zu. Anstatt die gegnerische Nummer eins auszuspielen, flach zu zielen oder Knezevic zu bedienen, versuchte es Bayreuths Spielführer per Lupfer. Und der misslang. „Ich habe da die falsche Entscheidung getroffen“, bekannte der einsatzfreudige Böhnlein, dessen Fehlversuch eine weitere folgenschwere Konsequenz nach sich zog.

Denn als der gute Schiedsrichter Stefan Treiber nach einem Handspiel von Resul Türkkalesi nur kurz danach auf Strafstoß entschied, schritt nicht wie geplant Kristian Böhnlein zur Tat („Ich habe mich nach der vergebenen Chance kurz zuvor einfach nicht sicher gefühlt“), sondern Julian Kolbeck. Der Innenverteidiger schoss ebenso schwach wie unplatziert, so dass Weinkauf keine große Mühe hatte. „Für uns war das ein erster Knackpunkt“, sagte Mathias Fleischmann. „Für uns war es die Initialzündung“, sagte Bayern-Trainer Tim Walter. Es dauerte dann nicht mehr lange, bis die Gäste durchstarteten. Wriedt (38.) brachte seine Mannschaft nach feiner Einzelleistung in Front. Sein Schuss ins linke untere Eck des Bayreuther Gehäuses war zwar nicht scharf, aber so platziert, dass sich Jonas Hempfling vergeblich streckte. Und auch vier Minuten später war die Nummer eins der SpVgg machtlos. Zunächst hatte Hempfling Wriedts Schuss aus zwölf Metern noch stark pariert, beim Nachschuss des auffälligen Fabian Benko war er machtlos.

Gelb-Rote Karte gegen Weber ein weiterer Knackpunkt

SpVgg-Trainer Marc Reinhardt versuchte nach dem Seitenwechsel das Offensivspiel seiner Mannschaft mit einem Doppelwechsel – Patrick Hobsch und Patrick Weimar kamen für Darius Held und Robin Renger – noch einmal zu beleben, mehr als eine gute Schusschance von Böhnlein (50.) und eine erstklassige Möglichkeit des diesmal wenig auffälligen Ivan Knezevic sprangen aber nicht heraus. Als der Altstädter Torjäger in der 65. Minute 16 Meter freistehend zentral vor Weinkauf scheiterte, waren die Gelb-Schwarzen nur noch zu zehnt. Tobias Weber hatte in der 58. Minute nach wiederholtem Foulspiel eine berechtigte Ampelkarte gesehen.

„Das war der zweite Knackpunkt“, analysierte Mathias Fleischmann, der dann mit ansehen musste, wie die Bayern die immer größer werdenden Lücken in der Bayreuther Hintermannschaft eiskalt nutzten. Der quirlige Tillmann machte in der 72. und 77. Minute den Sack per Doppelpack endgültig zu. Damit war die gelb-schwarze Depression eingeläutet, ihren Tiefpunkt erreicht hatte sie da noch nicht.

SpVgg Bayreuth: Hempfling – Dengler, Kolbeck (83. Schneider), Weber, Renger (46. Weimar)– Golla, Wolf, Schmitt, Held (46. Hobsch) – Böhnlein, Knezevic.

FC Bayern München II: Weinkauf – Türkkalesi (66. Tillmann), Wriedt, Fein, Pantovic (77. Crnicki), Awoudja (70. Isherwood), Obermair, Köhn, Dorsch, Friedl, Benko.

SR: Treiber (Neuburg/Donau);

Zuschauer: 3221.

Tore: 0:1 Wriedt (38.), 0:2 Benko (42.), 0:3 und 0:4 Tillmann (72. und 77.), 0:5 Wriedt (85.).

Gelbe Karten: Renger, Hobsch – Awoudja, Türkkalesi, Pantovic.

Gelb-Rote Karte: Weber (58. / wiederholtes Foulspiel).

Rote Karte: Weimar (87. / grobes Foulspiel).

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