„Drogen sind bei uns verboten", sagt Ande. Wer damit erwischt werde, der fliege raus. Auch „keine Schlägereien". Das heißt, denen aus dem Weg zu gehen, „mit denen wir uns nicht verstehen" – gemeint sind auch die Bandidos, Bayerns größte Rocker-Gruppierung. Und nicht gerade Freunde der Hells Angels. Stattdessen wolle man „etwas Vernünftiges machen". Motorrad fahren zum Beispiel. Viele zehntausend Kilometer sind sie auf Tour übers Jahr. Die fleißigsten Fahrer kommen auf mehr als 30 000 Kilometer im Jahr und werden an Weihnachten geehrt. Gerhard „Buby" Habeck (44), Oberarme wie Presslufthämmer, hält die Reden, übergibt die Geschenke und Preise für die Fahrer. Und er kocht für die 200 Gäste Rotkraut und Klöße. „Und, hat's geschmeckt?"
Auch Bubys Leben verlief nicht kerzengerade. Er lernt einen bürgerlichen Beruf, bildet sich weiter, verliert den Halt – und findet ihn bei den Hells Angels. Ande und Buby kennen sich seit Kindertagen, als sie davon träumten, eine Gang zu haben. Jetzt sind sie Chef und Vize-Präsident. Fahren bei Ausfahrten immer an zweiter und dritter Stelle im Konvoi. Vorneweg fährt der Road Captain, er ist für die Route verantwortlich.
Finanziert wird die Freiheit durch Mitgliedsbeiträge – und Einnahmen aus etlichen eigenen Firmen. Ande hat ein Tattoo-Studio, sein Vize Buby zwei Restaurants, die Angels machen Sicherheitsdienst – und sie betreiben Bordelle. In Hof sind es fünf Zimmer, in Bayreuth sind sie am Club 69 beteiligt. „Keine Zwangsprostitution, kein Mädchenhandel", sagt Chef Ande. Die Mädels mögen den Schutz der Rocker, fast ausnahmslos Schränke von Männern. Man könnte auch an Studenten vermieten – aber da gebe es nicht so viele Einnahmen. „Und ohne Nachfrage gebe es keine Prostitution", sagt Ande. Deswegen über die Hells Angels zu schimpfen sei ein Zeichen von „Doppelmoral".
Seit Februar gibt es in Bayreuth auch einen Unterstützer-Verein. Zur Blood Red Section gehören zehn Leute. Solche Supporter-Clubs sind die Diät-Version der Hells Angels: Denn dort ist eine Harley Davidson Pflicht, die locker mehr als 30 000 Euro kostet. Dann die vielen Ausfahrten, manche Übernachtung, der hohe Mitgliedsbeitrag ... In den Unterstützerclubs fällt einiges davon weg.
Ande und seine Hells Angels steigen wieder auf. Sie wissen, die Blicke der Leute sind ihnen sicher, wenn 40 Motorräder im Konvoi vom Parkplatz dröhnen. Er hat in den vergangenen zehn Jahren 179 039 Kilometer auf seiner Harley zurückgelegt. Und noch einige vor sich. Am Vatertag sind Ande und seine Jungs noch nach Bayreuth gefahren: nur zum „Show-Fahren".