170 Millionen Euro Rücklagen im Erzbistum Bamberg Erzbischof Schick fährt Golf und E-Klasse

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Eröffnungsgottesdienst der bundesweiten Fastenaktion 2004 "Unser tägliches Brot gib uns. Heute." des katholischen Hilfswerks MISEREOR am 29. Februar 2004 im Bamberger Dom mit Erzbischof Ludwig Schick, Bamberg, dem Hauptgeschäftsführer von MISEREOR Prälat Josef Sayer und Bischöfen und Projektpartnern aus aller Welt. Der Gottesdienst wurde live im ARD-Fernsehen übertragen. Bild: Erzbischof Ludwig Schick predigt zu den Gläubigen.Eine größere Bildauswahl kann angefordert werden. In unserer Datenbank unter www.KNA-Bild.de finden Sie weitere Reportagen. Bild honorarpflichtig an: KNA-Bild, Adenauerallee 134, 53113 Bonn, Tel. 0228 26000800, Pax Bank Mainz, KtNr. 4002922016, BLZ 55160195 Foto: red

Die Verschwendungssucht des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst brachte den Stein ins Rollen: Seither fragt sich die Nation, wie groß eigentlich das Vermögen der Katholischen Kirche ist. Im Erzbistum Bamberg jedenfalls gibt es Rücklagen in Höhe von 170.000 Euro. Doch das ist noch lange nicht alles.

 
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"Ich will jetzt nicht den Eindruck erwecken, dass wir irgendetwas verbergen wollen“, sagt Harry Luck. Vermutlich gleitet dem Pressesprecher des erzbischöflichen Ordinariats in Bamberg dieser Satz derzeit mehrmals am Tag über die Lippen. Denn sein Telefon steht kaum mehr still, seit die Nation die Verschwendungssucht des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst diskutiert. Wie zumeist, wenn Journalisten landauf, landab die Kirche ins Visier nehmen, geht es dabei nicht um gewichtige theologische Fragen, sondern um recht irdische Sachverhalte: Wie wohnt eigentlich ein Bischof? Welches Auto fährt er? Was vor nicht allzu langer Zeit wohl so mancher Kirchenmann als indiskret abgetan hätte, wird nun offen kommuniziert. Die Katholische Kirche sieht sich in der Defensive.

Selbstredend gibt der Pressesprecher offen Auskunft darüber, was beim Erzbischof in der Garage steht. Als Dienstwagen nutzt Ludwig Schick einen Mercedes Benz E 350 CDI. Äußerst günstig geleast sei das Gefährt, natürlich spiele dabei auch der Sicherheitsaspekt eine Rolle, überdies achte man auf die Schadstoffwerte. Bei längeren Fahrten nütze der Erzbischof seine E-Klasse auch zum Arbeiten. Privat indes fährt Ludwig Schick einen VW Golf, versichert Luck. Aber auch mit der Bahn sei Schick des Öfteren unterwegs. „Zweiter Klasse“, versteht sich.

„Da fließt wieder ein gewisser Gegenwert an den Staat zurück“

Im Bischofshaus unweit des Bamberger Doms bewohnt Ludwig Schick eine Vier-Zimmer-Wohnung mit Küche und Bad auf 100 Quadratmetern. Baukosten sind dabei schon lange nicht mehr entstanden; denn das Haus stammt aus dem Jahr 1763. Das ansehnliche Gebäude gehört dem Staat, der es den jeweiligen Würdenträgern kostenlos zur Verfügung stellt. Vor knapp 20 Jahren wurde es zuletzt renoviert. Den Mietwert seiner Wohnung muss der Bischof versteuern. „Da fließt wieder ein gewisser Gegenwert an den Staat zurück“, betont Luck. Überdies kann man aus den Worten des Pressesprechers schließen, dass Ludwig Schick keineswegs in einer Designer-Wohnung residiert. Und Luck verweist auf das in diesen Tagen als wichtig erscheinende Detail: „Es gibt keine frei stehende Badewanne.“

Offen gibt Luck auch über den aktuellen Haushalt des Erzbistums Bamberg Auskunft. Der war freilich nie ein Geheimnis und beläuft sich im Jahr 2013 auf 148,4 Millionen Euro.

In einer Pressemitteilung des Erzbistums heißt es: „Die Seelsorge in den Pfarreien und die verschiedenen Formen der Sonderseelsorge, die die Menschen in ihren verschiedenen Lebenssituationen und Milieus begleitet, sind auch im Jahr 2013 von herausgehobener Bedeutung. Fast 55 Prozent des Haushaltsvolumens (81,1 Millionen Euro) werden hierfür ausgegeben.“ Weitere 25 Millionen Euro fließen in Bauvorhaben. Vor allem die Renovierung und Instandhaltung von Kirchen, Pfarr- und Jugendheimen sowie der bauliche Unterhalt von Bildungshäusern und Schulen in eigener Trägerschaft werden als wesentliche Ausgabenbereiche für den Bauhaushalt benannt.

148,4 Millionen Euro also. War’s das?

Beileibe nicht. Denn zum Vermögen der Erzdiözese zählen weitere 170 Millionen Euro an Rücklagen, die nicht angetastet werden. Hinzu kommen weitere 100 Millionen Euro, für Projekte wie etwa Schulrenovierungen.

War’s das ?

Nein. Doch an dieser Stelle muss der Pressesprecher seine Offenheit spürbar einschränken. Es geht um den sogenannten Bischöflichen Stuhl. Also denjenigen Teil des kirchlichen Vermögens, aus dem etwa der Limburger Bischof den Großteil der Arbeiten an seiner Residenz finanziert haben soll. Auf welche Summe sich der Bischöfliche Stuhl in Bamberg beläuft? „Wir wollen da gerne etwas antworten“, sagt Luck. Doch solange der Erzbischof in Fatima weile, könne er keine konkrete Summe benennen. Nur soviel: Es handle sich um andere Dimensionen als in Limburg. Und Luck räumt ein: „Da ist ein gewisser öffentlicher Druck.“

Dieser Druck ist inzwischen so groß geworden, dass sich einige Bistümer entschlossen haben, ihre Vermögenswerte offenzulegen. So teilte das Bistum Essen gestern mit, dass sich der Haushalt für das Jahr 2012 auf 264,6 Millionen Euro beläuft – bei Erträgen von 260,4 Millionen Euro und Aufwendungen von 246 Millionen Euro. Demgegenüber umfasse der Bischöfliche Stuhl lediglich Vermögenswerte in Höhe von rund 2,2 Millionen Euro. Bischof Franz-Josef Overbeck könne jedoch allenfalls über knapp zehn Prozent dieser Summe frei verfügen.

Auch im Bistum Münster will man sich mit Blick auf die Finanzlage keine mangelnde Transparenz nachsagen lassen. Laut einer Mitteilung hat der Haushalt dort ein Volumen von voraussichtlich 403 Millionen Euro. Der Bischöfliche Stuhl verfügt derzeit über rund 2,37 Millionen Euro.

Offenheit herrscht auch im Erzbistum München-Freising. Nach Angaben des Pressesprechers des Erzbistums, Bernhard Keller, lag die Bilanzsumme des Bischöflichen Stuhls zum 31. Dezember 2012 bei insgesamt 27,6 Millionen Euro. Darin seien alle Werte wie Immobilien und Geldvermögen enthalten.

35 Millionen Rücklagen

Der Pressesprecher des Erzbistums Hamburg, Manfred Nielen, erklärte gestern, dass die Gesamtrücklagen des Bischöflichen Stuhls 35 Millionen Euro betrügen. Darin enthalten seien Beteiligungen an drei katholischen Krankenhäusern sowie zweckgebundene Rücklagen für fünf Einrichtungen, deren Träger die Erzdiözese Hamburg ist.

Auch im Bistum Speyer zeigt man sich offen: Nach Angaben von Bischof Karl-Heinz Wiesemann hat der Bischöfliche Stuhl dort ein Vermögen in Höhe von rund 46,5 Millionen Euro. Es handele sich aber um ein langfristig angelegtes Stammvermögen, das nicht angetastet werde. „Nur die Erträge werden verwendet, und zwar für kirchliche, mildtätige und caritative Zwecke“, so das Bistum.

Aber gewiss nicht für frei stehende Badewannen.

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