Stephan und Wolfgang Maisel kaufen 35.000 Quadratmeter großes Gewerbe-Gelände Neues Leben für Wiessner-Areal

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Sieben Jahre Leerstand haben ein Ende: Das Wiessner-Gelände hat einen neuen Eigentümer. Die Brüder Stephan und Wolfgang Maisel haben das Areal aus der Insolvenz heraus gekauft. Tankstelle, Schnellrestaurant, Verwaltungsgebäude - alles wäre denkbar. Doch die neuen Besitzer wollen sich Zeit nehmen.

 
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„Eine Herzensangelegenheit.“ So nennt Stephan Maisel (50), Geschäftsführer der Spedition Maisel mit Sitz in Ottmannsreuth, den Kauf des Wiessner-Geländes, den er und sein Bruder Wolfgang als privates Invest getätigt haben. „Das Areal haben wir nicht gekauft, um unseren Betrieb zu erweitern. Zumindest zunächst, denn man weiß ja nicht, was in fünf oder acht Jahren ist.“ Der Kaufpreis? „Darüber haben wir mit dem Insolvenzverwalter Stillschweigen vereinbart.“

Wiessner, über Jahrzehnte eine der führenden Firmen in der Lufttechnik, war Kunde der Spedition Maisel, die 1948 gegründet wurde. „Als Jugendlicher, gerade mit dem Führerschein in der Tasche, war ich in den Ferien ständig mit dem Lastwagen bei Wiessner, habe Bauteile abgeholt und zu Kunden gefahren“, sagt Maisel. Berlin, Hamburg, das Kraftwerk in Arzberg waren die Ziele.

Einst eines der Top-Unternehmen

„Wiessner war ein Wahnsinns-Betrieb damals, gehörte zu den drei Top-Unternehmen in Bayreuth.“ Der Glanz der damaligen Zeit, als Wiessner mit Luft- und Klimaanlagen für Unternehmen noch richtig Geld verdiente, lässt sich heute noch – sieben Jahre nach dem wirtschaftlichen Ende – an vielen Details ablesen: Große Räume, viel Licht im Verwaltungsgebäude. Messing-Handläufe an der Haupttreppe, Designer-Lampen an den Wänden. Großer Baumbestand. „Das Verwaltungsgebäude ist 1957 mit großer Exklusivität gebaut worden. Man hat dort in der Zeit richtig residiert“, sagt Maisel. Neben dem Verwaltungsgebäude: Garagen mit Werkstatteinrichtung für die Direktionsfahrzeuge.

35.000 Quadratmeter Fläche insgesamt, sechs Hallen mit knapp 13.000 Quadratmetern, das Verwaltungsgebäude mit rund 1800 Quadratmetern Nutzfläche. Acht Heizungsanlagen, Öltanks mit mehr als 150.000 Litern Fassungsvermögen. „Alles gute Bausubstanz. Und alles auch technisch in einem vergleichsweise guten Zustand. Denn ein ehemaliger Mitarbeiter, der als Elektriker bei Wiessner gearbeitet hat und das Gelände ausgezeichnet kennt, hat als Hausmeister Gebäude und Grundstück in Schuss gehalten.“

Deshalb sei es naheliegend, die Räume, die zur Verfügung stehen, wieder mit Leben zu füllen, sagt Maisel. „Das Verwaltungsgebäude beispielsweise ist eine funktionierende Hülle: Neue Leitungen, neue Fenster – dann kann da jemand einziehen. Das große Gebäude mit Leben zu füllen, sehen wir als unsere erste Aufgabe an.“

Gespräche mit Interessenten

Gespräche mit verschiedenen Interessenten habe es bereits gegeben. Die Maisels hatten schon Kontakt mit der Uni: „Auch für Unternehmensausgründungen aus der Uni heraus, als Art Gründerzentrum, wäre das Areal denkbar.“ Ankermieter auf dem Grundstück ist und bleibt das Unternehmen Voit Paper. Das Unternehmen hatte nach der Wiessner-Insolvenz im Mai 2007 die Lüftungssparte übernommen.

Diejenigen, die aktuell einen Platz in den sechs Hallen gefunden haben – Oldtimer-Besitzer, Wohnmobil-Fahrer, die Festspiele mit Probebühne in der einen, Requisite, Schlosserei und Schreinerei in der anderen Halle – müssten sich vorerst allerdings keine Gedanken machen, dass sie das Dach über dem Kopf oder den Stellplatz verlieren. „Da bleibt erst einmal alles so, wie es ist.“ Denkbar sei auch, sagt Maisel, das Verwaltungsgebäude für bestimmte Zeit als Unterkunft für Asylbewerber anzubieten. „Bei der Regierung haben wir es gestern als Leerstand gemeldet, falls Bedarf besteht.“

Tankstelle, Schnellrestaurant, Verwaltungsgebäude – vieles sei möglich auf dem Gelände, sagt Maisel. „Wir wollen uns allerdings Zeit nehmen, das Grundstück zu entwickeln. Wir haben deshalb auch vergangene Woche das Gespräch mit der Stadt gesucht, um Interesse auszuloten.“

Bei der Stadt nehme man das Ende der Wiessner-Brache wohlwollend auf, sagt der Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl auf Nachfrage unserer Zeitung. „Wir sind froh um jede Brache, die einer neuen Nutzung zugeführt werden kann.“ Auf der Fläche seien den Investoren vergleichsweise wenige Grenzen gesetzt: „Das Gelände ist Gewerbegebiet, war früher Industriegebiet“, sagt Striedl. Zulässig wären Gewerbe bis zu einem gewissen Störungsgrad, Büronutzung, „ebenso Einrichtungen für soziale und kirchliche Zwecke. Auch Sportanlagen sind denkbar“. Naheliegend, sagt der Stadtbaureferent wäre ein Forschungsstandort, schließlich hat die Uni bereits in der Nachbarschaft eine Außenstelle eingerichtet. „Was allerdings nicht geht, sind Einzelhandel, Wohnen und Vergnügungsstätten.“

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