Im Jahr 2009 lebten 123 Menschen in der Herzogmühle – der schlechtesten Adresse, die es in Bayreuth gibt. Unter schwierigsten Umständen und in maroden Häusern, die wie die Stadt sagt, in den späten 50er Jahren gebaut wurden und nie als Dauerunterkunft für sozial schwache Bayreuther gedacht waren. 2009 startete die Stadt gemeinsam mit der Diakonie das Projekt „Chance“. Heute wohnen nach offiziellen Angaben noch zwölf Menschen in der Mühle. Über hundert, darunter viele Familien, hätten den Absprung geschafft. Es gehe ihnen heute besser. Das Projekt Chance, das jetzt kurz vor dem Abschluss steht. sei also ein voller Erfolg gewesen. Genau daran zweifelt Wiegand. „Ich habe mit vielen gesprochen, die gehen mussten. Die allermeisten wollen wieder zurück.“ Weil sie mit der Umstellung auf ein Leben außerhalb der Mühle Schwierigkeiten hätten. Weil ihnen die Freiheit fehle, die es eben nur in dieser besonderen Siedlung am Stadtrand gebe. Weil sich draußen, außerhalb der Mühle niemand mehr so intensiv um sie kümmere. Und weil höheren Mieten und Kosten sie belasten sie, sagt Wiegand. Sie müssten Darlehen für Möbel oder Mietkautionen zurückzahlen – auch das ein Problem. „Vielen haben das Gefühl, in der Falle zu sitzen.“ Und nicht alle seien wirklich freiwillig gegangen.