Zwei Studenten im Rallye-Fieber

Von Jonas Kühn
Mit diesem Auto fahren Felix Amthor (vo.) und Daniel Kemp (hi.) von Hohenthann bei Landshut bis nach Duschanbe, Tajikistan. Sie haben es sich schon einmal gemütlich gemacht - nicht in, sondern auf ihrem Auto. Foto: red

Zehntausend Kilometer quer durch Europa und Kleinasien geht die Reise, die die beiden Bayreuther Studenten Daniel Kemp und Felix Amthor im September antreten. Sie steigen nicht in einen Reisebus und auch in kein Flugzeug, sie schlafen nicht in einem Hotelzimmer und springen wohl auch in keinen Pool. Für vier Wochen reisen und leben sie in einem alten Auto. Ihr Ziel: Tadjikistan.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Sie sind  23 Jahre alt, haben sich im Studium kennen gelernt und stehen kurz vor ihrem Bachelor-Abschluss. Befreundet sind Daniel Kemp und Felix Amthor  seit einer Motorrad-Tour durch die Schweiz, Frankreich und Monaco. Im Interview mit dem Kurier erzählen sie von dem Abenteuer, das ihnen bevorsteht. Eine irre Fahrt von Bayreuth nach Duschanbe.

Was treibt euch an?

Felix Amthor: Nach unserem Motorrad-Trip sah Daniel im Fernsehen eine Doku über zwei Teams aus dem Erzgebirge, die ebenfalls an dieser Rallye teilgenommen haben. Als er mir davon erzählte war uns schnell klar, dass wir das auch machen wollten. Ich bin einfach für alles zu haben.

Daniel Kemp: Unsere Motivation ist die Chance, die Welt aus unbekannten Blickwinkeln zu sehen und unterwegs viele interessante Menschen zu treffen. Mich reizt auch die Freiheit, schöne Orte ohne Zeitdruck zu genießen. Außerdem lernt man, schnelle Entscheidungen zu treffen und Probleme kreativ zu lösen, wenn man irgendwo in der Wüste liegenbleibt.

Welche Hürden gilt es bis zur Teilnahme noch zu nehmen?

Kemp: Um  antreten zu dürfen, müssen wir 800 Euro für einen guten Zweck sammeln. Bisher haben wir aber leider noch keine Sponsoren. Nicht einmal die Versicherung, bei der unser Reisemobil unter Vertrag steht, wollte uns finanziell unterstützen.

Amthor: Außerdem gibt es klare Vorgaben bei der Wahl des Autos. Es sind nur kleinmotorige Wagen ab Baujahr 1998 zugelassen.

Ein Auto habt ihr gefunden. Warum wurde es kein Geländewagen?

Amthor: Wir haben uns im Internet umgesehen und für 500 Euro einen alten, etwas herunter gekommenen BMW gekauft, den wir etwas aufmöbeln und in Schuss bringen müssen. Bei BMW haben wir auch beide ein Praktikum absolviert. Einen Geländewagen konnten wir uns nicht leisten, außerdem haben die meist zu große Motoren.

Kemp: Dieses Auto gilt außerdem als wartungsfreundlich und zuverlässig, was auf einer solchen Tour enorm wichtig ist und uns den nötigen Vorsprung verschaffen kann. Es gibt auch Unmengen an günstigen Ersatzteilen und Problemlösungen im Internet. Außerdem sind BMWs bei den autoverrückten Tadjiken enorm begehrt. Wir hoffen, den Wagen am Ende unserer Reise gut weiterverkaufen zu können, der Erlös wird dann gespendet.

Was macht ihr in Notfällen, zum Beispiel bei Pannen oder Verletzungen?

Kemp: Wir werden allerhand Werkzeug und Ersatzteile mitnehmen. Auf einem Dachträger möchten wir vier Ersatzräder befestigen. Mit einem Hammer können wir eingedellte Felgen wieder gerade klopfen. Für alles andere gibt es Klebeband.

Amthor: Wir sind beide fürs Ausland krankenversichert und nehmen Verbandszeug, Nadel und Faden sowie eine Axt mit – nur für den Fall, dass etwas amputiert werden muss. Spaß beiseite, bei schlimmeren Verletzungen müssen wir ein Krankenhaus aufsuchen oder im Ernstfall die Rallye abbrechen. Damit schnell Hilfe kommen kann, geben die Veranstalter jedem Team einen Peilsender mit Notruf-Knopf mit. Bisher war das aber noch nicht nötig.

Ihr überquert Grenzen und eure Reise führt euch auch durch Georgien, wo  2008 noch Krieg herrschte. Wie kommt ihr ohne Probleme voran?

Amthor: Wir werden uns Visa beschaffen, mit denen wir dann einreiseberechtigt sind. Grenzbeamte interessieren sich außerdem meist nur dafür, wo man herkommt und hin möchte und wollen ein paar Fotos schießen. Zur Not wedeln wir mit ein paar Geldscheinen.

Kemp: Ein anderes Problem sind gesperrte oder nicht befahrbare Straßen. Dann müssen wir umdrehen und uns einen anderen Weg suchen – denn fliegen können wir leider nicht.

Wofür wird denn das Geld, das ihr durch Spenden und Sponsoren sammelt, verwendet?

Kemp: Spenden kann jeder, ob Schüler oder Großverdiener. Auch Kleinbeträge ab 1 Euro helfen uns und den Empfängern weiter. Ohne Sponsorengelder müssten wir die gesamten Kosten aus eigener Tasche bezahlen. Das wären insgesamt bis zu 6000 Euro.

Amthor: Alle Spenden und überschüssigen Sponsorengelder gehen zu 100 Prozent direkt an die Hilfsorganisationen. Wir behalten keinen Cent.

Und welche Gegenleistung könnt ihr den Sponsoren bieten?

Amthor: Die Sponsoren profitieren von ihrer Unterstützung, da wir deren Logo auf jeden Fall auf unserem Auto, unserer Teambekleidung und unserem Blog zur Schau stellen werden.

Kemp: Außerdem stellen wir auch gerne Informationen für Unternehmensevents zur Verfügung und bieten Vorträge direkt bei den Unternehmen an.

Reist ihr unter einem bestimmten Motto?

Amthor: Ja. „Kein Urlaub, kein Gap-Year. Gap-Rallye!“

Weitere Infos über das Team und sein Abenteuer gibt es auf www.team-frank.net/. Dort können auch Spenden eingereicht werden.

Die Reiseroute von Daniel und Felix:

Hintergrund: Sinn der Rallye

Die gesammelten Spenden gehen zu 100 Prozent an die  teilnehmenden Hilfsorganisationen. Der Mindestbetrag von 750 Euro geht dabei an Hilfsorganisationen im Start- und Zielland. In Deutschland ist das die Stiftung Hänsel + Gretel, die die Gelder zum Schutz und zur Unterstützung missbrauchter Kinder einsetzt. In Tadjikistan gehen die Spenden an den Verein Habitat for Humanity, der dort den Häuser- und Wohnungsbau für bedürftige Familien unterstützt. Der Rest der gesammelten Spenden und Sponsorengelder soll der Deutschen Krebsforschung zugutekommen, da Daniels Vater 2012 an Darmkrebs gestorben ist.

Bilder