Zur Revue des Opernstudios Oberfranken Dieses Konzert ist ein kleines Juwel

Von Frank Piontek
Da unter den Rasenmäherkürzungen des Stadtrats auch die gute Arbeit derart beeinträchtigt wurde, dass die Produktion einer ganzen Klavieroper nicht mehr möglich ist, werden Programme wie diese zu kleinen Juwelen: Das Ensemble des Opernstudios Oberfranken vor dem Konzert. Foto: Harbach Foto: red

Viellicht geht es bei einer Besprechung einer Ensembleproduktion wie der der Opern, vor allem aber der Operettenrevue des Opernstudios Oberfranken gar nicht so sehr darum, Einzelleistungen herauszustellen, auch wenn es möglich und nötig wäre. Dass am Abend der Europasaal des „Zentrums“ nur halb gefüllt war, lag jedenfalls nicht am Ensemble, noch weniger an den gespielten Meisterwerken. Eine Konzertkritik.

 
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Man müsste dann den Dauereinsatz Evi Haberbergers würdigen, die eine Bravourarie mit geschmeidigsten Koloraturen und einem schönen, weichen Ton versieht. Man müsste den Bariton Michael Wolfrums loben, der als Escamillo, also mit der notorischen Arie aus „Carmen“ und dem wunderbar spanischen „Besame mucho“ des Consuelo Velázques punktet. Man hätte Irmgard Seemann zu erwähnen, die die beiden berühmten „Nummern“ der Carmen mit ihrem eleganten Mezzosopran so ehrlich und unterhaltsam bringt wie das Einladungscouplet des Orlowsky, und man dürfte nicht und niemals versäumen, Monika Sacks allerliebste Koloraturen und ihren ausgebauten Soubrettenton zu erwähnen, mit dem sie eine Erkältung technisch so souverän wie möglich übersingt. Der Rezensent würde sich freuen, das Licht der vokalen Geschmeidigkeit Evamaria Peters nicht unter den Scheffel zu stellen. Man hätte am Schluss die Pflicht, auf die beiden jüngsten Leute zu verweisen, die sich vor allem mit einem Medley aus Friedrich Schröders „Hochzeitsnacht im Paradies“ (einem fröhlich eskapistischen Unterhaltungsstück aus dem Kriegsjahr 1942) talentiert beweisen: Carolin Gressmann und Philipp Fischer. Und ganz am Ende wäre zu bemerken, dass das kleine Ensemble, mit Klaus D. Jung am Piano, auch als Chor das Ohr erstaunlich erfreut.

Da aber das Opernstudio Oberfranken unter der künstlerischen Gesamtleitung Anneliese Meyer-Adams anders aufgestellt ist als ein gut subventioniertes Theater, und da die Kultur der musikalischen Bühne gerade in Bayreuth ein Thema einer mehr oder weniger organisierten Kulturpolitik ist, muss die Besprechung eines derartigen Abends grundsätzlicher ausfallen. Interessanter als das unabdingbare, durchaus nicht gönnerhafte Lob der Gesangsleistungen eines inszenierten Abends einiger Highlights der Operette und, Stichwort: Nicolais „Lustige Weiber von Windsor“, der heiteren Spieloper, interessanter also ist die Beobachtung, dass seltene Produktionen wie diese für das Ensemble so wichtig und so aufwendig sind wie für andere Truppen ein sog. normaler Abend. Da unter den Rasenmäherkürzungen des Stadtrats auch die gute Arbeit derart beeinträchtigt wurde, dass die Produktion einer ganzen Klavieroper nicht mehr möglich ist, werden Programme wie diese zu kleinen Juwelen. Dass am Abend der Europasaal des „Zentrums“ nur halb gefüllt ist, liegt nicht am Ensemble, noch weniger an den gespielten Meisterwerken. Tritt das Ensemble um 17 Uhr auf, so hat es einen vollen Saal, und dass am Abend nur wir um die 65 den Raum bevölkern, liegt, streng genommen, nicht am Opernstudio, sondern am daheimbleibenden Publikum (und am Bayreuther Überangebot).

Dass es unter diesen Bedingungen einen Abend zustande gebracht hat, der schon deshalb, aber nicht allein darum - und nicht zum Wenigsten in der technisch anspruchsvollen Operette - künstlerisch überzeugt, weil die Sänger, sehr grob gesprochen, zumeist aus dem Laienbereich kommen und dort tätig sind: auch dies ist bemerkenswert. Selbstverständlich aber ist es nicht.