Zur Erstaufnahmeeinrichtung: Herber Rückschlag

Es dürfte den Stadträten nicht ungelegen kommen, dass der Freistaat sich wenig darum schert, was er zugesagt hat. Über 40 Millionen Euro soll die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Bayreuth jetzt kosten. Zehn Millionen mehr als geplant. Für die Stadt eine nicht mehr tragbare Last.

 
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Wie günstig also, dass Sozialministerin Emilia Müller einen Rückzieher gemacht hat. Sie will, anders als sie zugesagt hatte, doch nicht für zusätzliche Personalkosten in der Stadtverwaltung bezahlen. Das tut sie in anderen Städten, in denen Erstaufnahmeeinrichtungen entstehen, auch nicht. Bayreuth wäre zum Präzedenzfall geworden. Weil der Freistaat kommunale Aufgaben finanziert hätte. Ein ziemlich großes Fass, das die Ministerin Müller gerade wieder zu schließen versucht. Für die Stadt ist das die Chance, die Notbremse zu ziehen. Das Land hält seine Versprechen nicht. Dann tut es auch die Stadt nicht – und lehnt die Bauträgerschaft, die sie zugesichert hatte, ab. Ein 40-Millionen-Euro-Problem ist vom Tisch.

Erleichterung? Ja, die gibt es. Aber auch Verdruss. Darüber, dass Bayreuth – hart gesagt – ein Geschäft mit den Flüchtlingen durch die Lappen geht. Die Stadt hätte an einer Erstaufnahmeeinrichtung verdient, durch die Mieten des Freistaates. Aber die Diskussion ums Geld trifft den Kern der Sache nicht. Es geht nicht um gebrochene Versprechen und geplatzte Geschäfte. Es geht darum, eine gute und schnelle Lösung für eine Erstaufnahmeeinrichtung zu finden. Jeden Tag kommen in Bayern 300 Flüchtlinge an. Tendenz: steigend. Diese Menschen brauchen anständige Unterkünfte und faire Verfahren. Daran, dass die Erstaufnahmeeinrichtung in Bayreuth wirklich 2016 in Betrieb geht, muss man inzwischen zweifeln. Nur das ist ein herber Rückschlag.

frank.schmaelzle@kurier.tmt.de

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