Zum Auftakt der Bockbiersaison Pointen am laufenden Band Trebgast: Derblecken im Bräustadl

Von Dieter Hübner
Bockbieranstich in Trebgast Foto: red

Ungeschoren kam kaum jemand davon. Als die Brauerei Haberstumpf die Bockbiersaison eröffnete, hagelte es Pointen am laufenden Band. Hausmann Klaus Wührl war sogar so frech, dass er während seines Auftritts im Bräustadl Begleitschutz anfordern musste.

 
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Es ist 19.11 Uhr im Bräustadl. Einmarsch der Protagonisten. Voran der Hausherr, der Bräu mit einem wichtigen Gesichtsausdruck. Dahinter trägt Braumeisterin Yvonne, die Hauptperson des Abends, das erste Fass des frischen Hopfen-Doppelbocks, zum Schankbock. Dann sticht Bürgermeister Werner Diersch das Fass mit großer Routine an. Drei kräftige Schläge, dann ertönen die zwei Worte, auf die alle im Stadl schon warten: „O’zapft is“. Ausgerechnet auf Oberbayerisch in einem fränkischen Bierstadl. Da müssten sich Protagonisten endlich einmal Gedanken machen, ob es vielleicht doch ein fränkisches Pendant gibt, das man dem Oberbayerischen Ausdruck entgegensetzen kann.

Etliche Redner am Schankbock

Das folgende Programm könnte man im Telegrammstil so beschreiben: Einer, der den ganzen Abend permanent beleidigt war – Hausmann Klaus Wührl. Einer, der sich über manches aufregte – Pinsler und Franke, Werner Reißaus. Einer, der sich derzeit in einer Art Dauermauser befindet – „Mauser“ Mark Ständner. Einer, der mit Witzen und guter Laune durch das Programm führte – „Steft“ Reiner Popp. Einer, der den Anstich diesmal ohne Überschwemmung meisterte – Bürgermeister Werner Diersch. Einer, der sich über einen fast vollen Bräustadl freute – der Bräu Hans Wernlein. Eine, der ihr selbstgebrauter Doppelbock auch schmeckte – Braumeisterin Yvonne Wernlein. Zwei, die mit Konzertina und Akkordeon die musikalischen Akzente setzten – Theo und Günther.

Beleidigt sein ist in

Das wäre es gewesen. Wären da nicht noch ein paar Sätze anzufügen, warum einer beleidigt war, ein anderer sich aufregte, und die Besucher trotzdem bester Laune waren. „Beleidigtsein ist total in, gewissermaßen das neue Yoga“, wusste Frauenversteher und Franconian Lover Klaus Wührl, der nach seinem mittlerweile dritten Auftritt endgültig im Bräustadl angekommen ist. „Wer nicht beleidigt ist, ist so was von out. Der kann auch gleich nach Lanzendorf ziehen.“

Gegenwind für den Hausmann

Hoppla! Erster Gegenwind aus dem Publikum: Ein Lanzendorfer war im Saal. Als der Hausmann mit weiteren Versuchen, durch Vergleiche mit anderen Ortsnamen die Gäste dazu zu bewegen, auch beleidigt zu sein, mit lautstarken Proteste von Bürgern dieser Gemeinden konfrontiert wurde, fürchtete er schon eine Wirtshausschlägerei und forderte deshalb vorsichtshalber Geleitschutz.

Beispiel: „In Trebgast brummt wegen der guten Bahnanbindung „die Sau“, beim Haberstumpf brauen Frauen in der 218. Generation, während in Neudrossenfeld die AfD im Bräuwerck hockt und den Schuppen auch nicht retten kann.“

Tils statt Pils

Mauser & Pinsler lüfteten das Geheimnis, warum nicht der Trebgaster Bräu das Bier für Til Schweigers Lokal braut: Als der Anruf aus Hamburg kam, ob er ein „Tils“ brauen kann, hatte der sein Hörgerät nicht drin, und gab klar zu verstehen, dass er nur ein „Pils“ braut.

Mauser & Pinsler spekulierten darüber, ob der Bräu beim neuen Pächter der Bräuschänke künftig sein eigenes Bier selbst bezahlen muss. Es wird allerdings gemutmaßt, dass der Bräu so clever war, und im Pachtvertrag festgelegt hat, dass er erst ab zehn Bier pro Tag zahlen muss. Beide hätten übrigens auch dem Bräu an Stelle von Bob Dylan den Friedensnobelpreis gegönnt.

Am Ende ein sehr zufriedenes Publikum. Der eine oder andere war dem hinterfotzigen Charme des Bockbieres erlegen.

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