Zuerst hatten sich 14 von 17 Stadträten dafür ausgesprochen, Mittwoch wurde dann ein  Wildtier-Verbot gekippt Bayreuth: Stadtrat stimmt gegen Wildtier-Verbot in Zirkussen

Von Frank Schmälzle
„Dressur ist ein Kulturgut“, sagt Stadtrat und Tierarzt Helmut Zartner. Er wetterte gegen ein Bayreuther Wildtierverbot für Zirkusse. Die Mehrheit schloss sich ihm an. Foto: Archiv/Andreas Harbach Foto: red

Freiheitskämpfer für die Rechte der Tiere gegen Freiheitskämpfer für die Rechte der Bürger. Realos gegen Fundis. Die Stadträte lieferten sich in ihrer jüngsten Sitzung eine wilde Debatte um ein Bayreuther Wildtier-Verbot für Zirkusse. Und Tim Pargent von den Grünen musste sich für seinen Antrag einiges anhören. Der sei "blöd". Und "spätpubertär"- Pargent ist mit 22 Jahren der jüngste Bayreuther Stadtrat.

 
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Eigentlich war alles klar. 14 von 17 Stadträten hatten sich in der vergangenen Woche im Hauptausschuss dafür ausgesprochen, dass die Stadt Bayreuth Zirkussen mit Wildtieren den Volksfestplatz künftig nicht mehr zur Verfügung stellt. Und sie einigten sich auch darauf, was Wildtiere sind: Elefanten und Flusspferde, Bären, Löwen und Tiger, Nashörner, Giraffen, Affen und Meeressäugetiere. Damit zumindest in Bayreuth kein Platz sein soll für eine alles andere als artgerechte Tierhaltung. Doch jetzt im Stadtrat ist plötzlich alles anders. Der kippt die vorberatende Entscheidung des Ausschusses.

Ein "blöder" Antrag

Helmut Zartner ist Stadtrat und Tierarzt. Er nennt Pargents Antrag "blöd". Dass ihn Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe zur Ordnung ruft, stört ihn nicht. "Ich sage mal mit Konrad Adenauer: Die einen kennen mich. Die anderen können mich." Zur Sache sagt Zartner dann auch noch etwas: Man solle ihm mal Zirkustiere zeigen, die leiden. Es sei populär, über Stress und Leid bei Tieren zu sprechen. Nachweisen lasse sich davon nichts. Die wilden Tiere, die in Zirkussen auftreten, seien gar nicht so wild. "Das sind Tiere, die seit Generationen in menschlicher Obhut sind." Und übrigens: Dressur ist eine Kulturleistung.

Ein "spätpubertärer" Antrag

Dieter Schweingel (FDP) hängt sich an: Niemand werde gezwungen in einen Zirkus mit Wildtieren zu gehen. Er gestatte gerne jedem, eine Meinung dazu zu haben. Aber einen Antrag zu stellen, der "dem Verbotsstaat das Wort redet", das sei schon ziemlich "spätpubertär." Und Ernst-Rüdiger Kettel (BG) stellt für sich fest: "Ein Zirkus ohne wilde Tiere ist keiner."

Die ruhigeren Gemüter im Stadtrat versuchen es mit Argumenten. Die Juristen Stefan Specht (CSU) und Karsten Schieseck (BG) warnen davor, dass die Stadt die Kontrolle verlieren könnte. Dann, wenn die Zirkusse auf private Grundstücke ausweichen. "Der Stadtrat muss sich nicht als Obergouvernante der Bürger aufspielen", sagt Thomas Hacker (FDP). Die könnten durchaus selbst entscheiden. Und dass laut einer Umfrage, die Antragssteller Pargent zitierte, 82 Prozent der Deutschen gegen wilde Tiere im Zirkus sind, lässt Hacker ratlos zurück. "Dann müsste es ja eigentlich keine Zirkusse mehr geben."

Zirkus und artgerechte Haltung - das geht nicht

Pargent sagt: Man muss doch nur mal Zeitung lesen. Erst vor ein paar Tagen sei ein Elefant im Odenwald aus einem Zirkus ausgebrochen und hatte einen Menschen getötet. "Das Tier war neurotisch." Zirkus und eine artgerechte Haltung von Wildtieren, das schließe sich nun mal einfach aus. Und Tina Krause (SPD) sagt: "Ja, wir haben ein Tierschutzgesetz. Und wir haben dennoch Legebatterien." Dagegen könne die Stadt nichts machen. Gegen wilde Tiere in Zirkussen schon. "Ich hoffe, dass der Antrag auf ein Wildtierverbot durchgeht."

Sie hat umsonst gehofft. Quer durch alle Fraktionen stimmten 27 Stadträte dafür, es bei der jetzigen Regelung zu belassen. Löwen und Tiger dürfen in Bayreuth also weiter brüllen.

Mehr dazu:

Wildtier-Verbot ja oder nein? Das sind die Positionen

Hintergrund: Rechtliche Lage und Lage in anderen Städten und Ländern

Einen Kommentar dazu lesen Sie hier.

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