Zu hohe Kosten, zu große Unsicherheit Feuerwehren: Kreisfeuerwehrtag ist einfach zu viel Aufwand

Der Umzug beim Kreisfeuerwehrtag in Plech könnte für lange Zeit der letzte gewesen sein. Und das hat Gründe, sagen viele Kommandanten von Wehren aus der Region. Foto: Ralf Münch Foto: red

Am Tag 1 nach der Bekanntgabe, dass der Kreisfeuerwehrtag wohl zum letzten Mal stattgefunden hat, sprachen wir mit den Kommandanten verschiedener Wehren über die Gründe. Einige von ihnen sehen den Landkreis in der Pflicht.

 
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Der Kreisfeuerwehrtag hat eine lange Tradition - die jetzt möglicherweise endet. Weil sich niemand mehr findet, der das Fest ausrichten will. Dabei ist der Kreisfeuerwehrtag laut Landrat Hermann Hübner „die zentrale, größte und alljährlich wichtigste Feuerwehrveranstaltung auf Kreisebene“.

Nicht nur, weil dort die Feuerwehr-Führungskräfte tagen, sondern auch weil so „in besonders öffentlichkeitswirksamer Form auf die Unverzichtbarkeit des ehrenamtlichen Einsatzes“ hingewiesen werde. Warum trotzdem keiner mehr Lust auf den Kreisfeuerwehrtag hat, haben wir Feuerwehrkommandanten aus dem Landkreis gefragt.

Pegnitz

Roland Zahn, Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Pegnitz, sieht das entscheidende Problem in der Größenordnung: „Man braucht da ein Zelt für bis zu 3500 Personen.“ Das kostet richtig Geld. Und: Bei dieser Größenordnung sind auch Hygienevorschriften in erheblichem Umfang zu berücksichtigen, müssen zum Beispiel sanitäre Anlage in üppigem Stil bereitgestellt werden. Ein enormer Aufwand „nur für diesen einen Sonntag“.

Damit verbunden sei natürlich das Risiko des Draufzahlens. Denn das Restprogramm bestreite der ausrichtende Feuerwehrverein ja auf eigene Kappe.

Übrigens: Auch die Pegnitzer feiern 2016 ihr 150-jähriges Bestehen. Schon vor geraumer Zeit haben sie sich entscheiden, zu diesem Ereignis keinen Kreisfeuerwehrtag zu organisieren. Aus den erwähnten Gründen. Roland Zahn ergänzt: „Wenn du da eine Gruppe, eine Band engagieren willst, musst du die ein oder eineinhalb Jahre im Vorfeld vertraglich buchen – und wer weiß schon, ob die dann zum Zeitpunkt des Geschehens noch aktuell und ,in’ sind.“

Die Pegnitzer planen ihr Jubiläum in kleinerem Rahmen: am Freitag im Gerätehaus mit eher bescheidenem Programm, am Samstag in der Christian-Sammet-Halle mit dem Festkommers – und am Sonntag dann wieder an ihrer Heimatstätte am Dianafelsen. natürlich garniert mit einem richtigen Festumzug, „das muss schon sein“.

Weidenberg

Der Aufwand, einen Kreisfeuerwehrtag auszurichten, sei enorm, sagt Heinrich Schmidt. Der Kommandant der Feuerwehr sagt: „Das ist fast nicht mehr zu leisten, wenn man auch sonst viele Einsätze hat.“ Die Weidenberger wurden angefragt, für 2016 einzuspringen. Diese Bitte musste Schmidt jedoch ausschlagen. „Das kann ich meinen Leuten nicht zumuten.“ Im Moment habe die Feuerwehr mit den Neubau des Weidenberger Feuerwehrhauses alle Hände voll zu tun.

Dennoch bedauert Schmidt, dass es in den kommenden beiden Jahren wohl keinen Kreisfeuerwehrtag geben wird. „Da können wir unsere Stärke demonstrieren und die Bevölkerung sieht: Auf die Feuerwehr können wir uns verlassen.“

Aber um das zu tun, müssen die Wehren tief in die Tasche greifen, denn sie müssen das Fest vorfinanzieren. „Das ganze Risiko liegt bei der ausführenden Wehr“, sagt Schmidt. Da müsse man über eine andere Lösung nachdenken. Er glaubt nicht, „dass der Kreisfeuerwehrtag ohne Zutun oder Garantien des Landkreises wieder aufleben wird“.

Bad Berneck

Stefan Kießling, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Bad Berneck, ist nicht überrascht, dass der Kreisfeuerwehrtag in den kommenden beiden Jahren ausfällt. „Das Problem ist schon länger schleichend im Gange“, sagt er. „Das Fest bringt immer viel Arbeit mit sich.“ Und es gebe immer weniger Ehrenamtliche, die bereit sind, diese Arbeit zu leisten. Kießling sieht hier genau die gleichen Probleme, wie bei anderen Vereinen.

Kießling zeigt sich zwar beeindruckt, was die Plecher Kollegen heuer auf die Beine gestellt haben. „Das muss man finanziell aber auch stemmen können.“ Falle so ein Fest mal auf einen verregneten Tag, blieben die Wehren größtenteils auf den enormen Kosten sitzen. „Vielleicht muss man das Ganze umstrukturieren“, sagt der Bernecker Kommandant. Das Fest vielleicht eine Nummer kleiner machen oder mehrere Wehren finden, die es gemeinsam veranstalten.

Der Kommandant würde es begrüßen, wenn 2018 wieder ein Fest stattfinden würde. „Ob es in dieser Größenordnung sein muss, weiß ich nicht.“ Da seien nun die Kommandanten gefragt, gemeinsam über das Konzept nachzudenken.

Speichersdorf

Das Problem sei nicht neu, sagt auch Roland Steininger, Kommandant der Speichersdorfer Wehr: Bereits 2008 habe sich kein Ausrichter gefunden - weshalb die elf Speichersdorfer Feuerwehren eingesprungen seien. „Das ging, weil alle zusammengeholfen haben. Aber wir hatten auch eine Dreifachsporthalle und daneben ein 1000-Mann-Zelt. Alleine für dessen Aufbau seien 20 Mann notwendig. „Der Personalaufwand für so ein Fest ist enorm.“

Weil die Wehren immer mehr Aufgaben bewältigen müssten und sich tendenziell immer weniger Ehrenamtliche engagierten, „gehen den Vereinen langsam die Kräfte aus“.

Zum Beispiel die für die Planung eines Kreisfeuerwehrtags. Steininger appelliert auch an kleinere Wehren, sie für den Erhalt dieser Tradition zu beteiligen: "Als wir den neuen Container für den Wechsellader bekommen haben, haben wir zehn Monate lang wöchentlich geübt. Das müssen kleinere Wehren nicht, sie hätten mehr Zeit zum Organisieren."

mki, sab, sbr

Feuerwehr in Zahlen

194 Freiwillige Feuerwehren gibt es im Landkreis, inklusive der Werkfeuerwehr KSB Pegnitz.

7500 aktive Feuerwehrmänner leisten in diesen Wehren Dienst.

673 von ihnen sind Frauen.

1006 Einsätze fuhren alle Wehren zusammen im Jahr 2014. Das sind 42 Einsätze weniger als 2013.

888 Jugendliche sind in Jugendfeuerwehren organisiert.

26 Kinderfeuerwehren bereiten die Kleinen auf dieses Ehrenamt vor.

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