Zeugin erkennt 65-Jährigen - Verdächtiger mit dem Fahrrad auf der Flucht gestellt Bluttat in Seniorenresidenz: Mutmaßlicher Täter gefasst

Von Manfred Scherer

Der mutmaßliche Täter für das Tötungsdelikt in der Seniorenwohnanlage "Gambrinusresidenz" ist gefasst. Laut Polizei wurde der 65-jährige am Samstag um 9.30 Uhr festgenommen. Wie der Kurier erfuhr, erkannte eine Zeugin im Gemeindebereich von Creußen den Gesuchten. Der Verdächtige war mit einem Fahrrad auf der Flucht. Genauer Hergang und Motiv der Tat sind noch nicht bekannt. Ein Freund des Verdächtigen sagt: "Er ist ein guter Kerl."

 
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Ferdinand L. war seit Freitagabend im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod der 67-jährigen Rentnerin Renate Z. gesucht worden. Die Frau war am Freitag kurz vor 13 Uhr in ihrer Wohnung in der Gambrinusresidenz am Eichelweg von einem Angehörigen tot aufgefunden worden. Nach Ferdinand L. war seit Freitagabend gefahndet worden, die Behörden gaben den Namen und ein Foto des Gesuchten heraus. Das Foto, das auf der Titelseite des Kuriers abgedruckt wurde, führte zur Festnahme. Eine Zeugin erkannte Ferdinand L. und alarmierte die Polizei. Der Gesuchte ließ sich widerstandslos festnehmen, erklärte Polizeisprecher Jürgen Stadter am Samstag bei einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz vor der Tatortwohnung im Eichelweg. 

Ferdinand L. wird seit der Festnahme  von Verhörspezialisten der Kripo vernommen. Zur Aufklärung der Tatumstände und der Hintergründe des Tötungsdelikts hat die Kripo eine Sonderkommission "Eichelweg" eingesetzt. Ferdinand L. soll am Sonntag dem Haftrichter vorgeführt werden.

Blutspuren zeigen Fluchtweg durch die Tiefgarage

Kurier-Recherchen vor Ort ergaben, dass der Tod der laut Nachbarn seit etwa zwei Jahren verwitweten Frau vermutlich eine Bluttat war: Im Keller der Gambrinusresidenz befinden sich Blutspuren am Boden und an der Eingangstüre zur Tiefgarage der Wohnanlage. Der mutmaßliche Täter dürfte das Tor der Tiefgarage geöffnet haben, zu Fuß vom Eichelweg in Richtung St.-Wolfgang-Straße und von hier entlang des Mistelbachs in Richtung Innenstadt geflüchtet sein. Ob die Blutspuren von den blutverschmieren Händen stammen oder ob Ferdinand L. möglicherweise selbst verletzt war, ließ Polizeisprecher Stadter offen.

Bereitschaftspolizisten suchen Fluchtweg ab

Am Mistelbach suchten am Samstagvormittag Beamte der Bereitschaftspolizei nach Spuren und anderen Hinweisen. Mitglieder der Soko "Eichelweg" waren in der Stadt unterwegs, um Zeugen zu befragen, die den Niederbayern Ferdinand L. gekannt haben. 

Der genaue Todeszeitpunkt steht noch nicht fest

Nachbarn der Getöteten bemerkten die Blutspuren in der Tiefgarage schon am Freitagvormittag. Ein Anwohner der Gambrinusresidenz sagte auf Anfrage: „Ich dachte mir: Da wird doch nicht was Schlimmeres passiert sein… Wenig später war das Haus schon voller Polizei.“ Den genauen Todeszeitpunkt von Renate Z. konnte Stadter noch nicht nennen. Die Staatsanwaltschaft habe eine Obduktion der Leiche angeordnet.

Die Art der Beziehung zwischen Opfer und Verdächtigem ist noch nicht bekannt

Renate Z. kam aus der Fränkischen Schweiz nach Bayreuth, berichten mehrere Nachbarn. Die Wohnung im 1. Stock der Gambrinusresidenz soll ihr als Eigentum gehört haben. Die 67-jährige Frau war laut Nachbarn alleinstehend, keiner der befragten Anwohner wusste etwas über Ferdinand L. Auch die Polizei wollte am Samstag keine näheren Auskünfte über die Art der Beziehung zwischen Opfer und mutmaßlichem Täter geben.

"Fred" kam nach Bayreuth wegen einer Internetbekanntschaft

Wer ist Ferdinand L.? Der Mann, der "Fred" gerufen wird, lebte seit rund sechs Jahren in Bayreuth. Wie ein guter Bekannter dem Kurier berichtet, arbeitete Ferdinand lange Zeit als Trockenbauer und kam aus der Straubinger Gegend nach Bayreuth - angeblich durch eine Internetbekanntschaft. Der Bekannte und Ferdinand L. arbeiteten früher gemeinsam auf Ein-Euro-Basis bei den nicht mehr existierenden Bayreuther Diensten. Ferdinand L. lebte von seiner Rente und wohnte in einer Wohnanlage am Stuckberg in St.-Georgen. Der 1,85 große und körperlich starke Mann hauste in einer Miniwohnung, die rund 19 Quadratmeter klein sein soll.

Der Verdächtige liebte Schinkennudeln

Sein Bekannter sagt: Ferdinand L. hatte kaum Freunde und wenig Geld: "Er war alleinstehend und ja, man kann sagen, er war einsam." L. habe in der Straubinger Gegend seine Mutter bis zu deren Tod gepflegt und "danach hielt ihn da unten nichts mehr."  Ferdinand L. soll sich mit älteren Damen in einem Wohnheim in der Innenstadt angefreundet haben. Für die Frauen soll er Besorgungen und Einkäufe übernommen haben. Sein Bekannter sagt, der 65-jährige Niederbayer habe das aus Menschenfreundlichkeit getan. Der Bekannte hatte auch den Eindruck, dass L. sich in der kleinen Wohnung am Stuckberg eingesperrt gefühlt habe: "Er hat sich von Dosenfutter ernährt. Ich habe hin und wieder eingeladen und für ihn gekocht. Er mochte besonders Schinkennudeln." Seit geraumer Zeit habe "Fred" verzweifelt nach einer größeren Bleibe gesucht. Der Festgenommene hatte seinem Bekannten aber auch eine Geschichte aufgetischt: Mit der Bekannten in der Seniorenresidenz in der Altstadt, hier dürfte Renate Z. gemeint sein, sei er verwandt - eine Aussage, die Polizeisprecher Stadter nicht bestätigen konnte.

Er hatte die mutmaßliche Tatwaffe noch bei sich

Der gute Bekannte des Verdächtigen berichtete dem Kurier weiter: "Der Fred ist ein guter Kerl. Ich kann mir nicht vorstellen, das er ein kaltblütiger Mörder ist und auch nicht, dass er das überhaupt getan hat."  Besonders seltsam kommt dem Bekannten ein Detail aus der Öffentlichkeitsfahndung der Polizei vor: "Woher wussten die so schnell, dass er einen Tabaksbeutel mit der Aufschrift "Love" hatte? Was ist, wenn er die Tote nur entdeckt hat und in Panik davongelaufen ist?" Für die Polizei ist der Festgenommene dringend tatverdächtig: Laut Polizeisprecher Stadter hatte "Fred" L. die mutmaßliche Tatwaffe noch bei sich. Womit Renate Z. getötet wurde, darüber gab die Polizei am Samstag noch keine Auskunft.

Info: Im ersten Bericht über die Bluttat haben wir den Namen des Verdächtigen ganz genannt und auch sein Foto gezeigt. Dies diente dem Zweck der Öffentlichkeitsfahndung. Nach der Festnahme des Verdächtigen kürzen wir nunmehr den Namen des Verdächtigen aus presserechtlichen Gründen ab.

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