Young Volleys: Sophia Höreth im Interview

Von Jürgen Schott
Ob Angriffe, Annahme der gegnerischen Aufschläge oder eigene Angaben – Sophia Höreth ist aus dem Young-Volleys-Team nicht wegzudenken. Foto: Alex Müller Foto: red

Wenn man sie als „Lebensversicherung“ der N. H. Young Volleys bezeichnet, widerspricht keiner. Sophia Höreth ist beim Regionalliga-Neuling die herausragende Spielerin. „Sie übernimmt in der Annahme viel Verantwortung, behauptet sich im Angriff auch gegen die beste Blockformation des Gegners“, lobt Trainer Marc d’Andrea die 20 Jahre alte BWL-Studentin aus Neudrossenfeld. Wir sprachen vor den Spielen gegen FTM Schwabing (Samstag, 18.30 Uhr, Neudrossenfeld) und am Sonntag in Ansbach mit der Außenangreiferin.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Sophia, die N. H. Young Volleys stehen als Aufsteiger auf Rang fünf, sind nur einen Zähler vom Dritten entfernt und sollten mit Abstieg oder Relegation nichts mehr zu tun haben. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

Sophia Höreth: Unser einziges Ziel war ja der Klassenerhalt. Schön, dass nicht erst am letzten Spieltag entschieden wird, ob wir absteigen oder in die Relegation müssen. Nun gehen wir entspannter in die letzten fünf Partien. Da bietet sich uns vielleicht sogar die Chance, Dritter zu werden. Wer hätte denn das vor der Saison gedacht?

Was sind für Sie die Hauptgründe für die gute Saison?

Höreth: Ganz eindeutig die gute Vorbereitung im Sommer. Da haben wir praktisch bei Null begonnen, alles wurde quasi neu aufgerollt. Trainer Marc d’Andrea, der in der Vorsaison erst zu den ersten Spielen zu uns gestoßen war, hat seine Philosophie vom Volleyball und seine taktischen Vorstellungen rübergebracht. Mich persönlich hat er von der Diagonal- auf die Außenposition gestellt, zudem bekam ich viel Verantwortung in der Annahme der gegnerischen Aufschläge.

Die Mannschaft hat – so wirkt es von außen –auf dem Feld viel Spaß, ist meist locker; alle kommen offenbar gut miteinander aus, zeigen, wie zuletzt beim 3:0 gegen den FSV Marktoffingen wieder zu sehen war, imposanten Kampfgeist. Ist dieser Eindruck richtig?

Höreth: Ja, total. Die meisten sind schon viele Jahre zusammen. Das Team ist für sie so etwas wie eine zweite Familie, zumindest aber ein weiterer Freundeskreis. Wir sehen uns drei Mal die Woche, kennen uns gut, haben Spaß. Alles sind pflegeleichte Charaktere; es kommt nicht vor, dass die eine die andere nicht leiden kann oder sich Grüppchen bilden. Kurz: ein echtes Team.

Sie persönlich spielen eine ganz starke Runde, holen auf spektakuläre Art viele Punkte, die Sie quasi mit perfekter Annahme auch oft genug vorbereiten. Was ist das „Geheimnis“ für diese Leistung, machen Sie im Training mehr als andere?

Höreth: Nein, ein Extra-Training mache ich nicht. Aber ich bin immer gern dabei, versuche, aus jedem Ball etwas zu machen. Konditionell muss man schon eine Menge tun. Im Spiel gelingen mir vielleicht nicht die härtesten Schläge, aber ich mache, glaube ich, auch nicht viele Fehler.

Wieso überhaupt Volleyball? Wie und wann kamen Sie auf diesen Sport, gab es Alternativen?

Höreth: Ach, das Übliche. Reiten fand und finde ich immer noch toll, ich habe auch angefangen, Querflöte zu spielen. Volleyball spiele ich aber schon, seit ich in die Schule gehe. Und mit 12 oder 13, mit den Einsätzen in vielen Jugendmannschaften und auch bei den Damen, wurde die Zeit für andere Sachen immer knapper.

Zurück zur Mannschaft: Trainer Marc d’Andrea tüftelt und variiert gern. Wodurch macht er die Young Volleys stark?

Höreth: So einen Taktikfuchs habe ich noch nie erlebt. Er weiß alles über Gegner, liest quasi aus Spielfotos, die er im Internet findet, Stärken und Schwächen von Teams und Spielerinnen heraus, gibt wichtige Tipps, erklärt uns unseren Sport in allen Einzelheiten. Es bedeutete eine echte Umstellung, sich in seine Gedanken reinzufinden.

Was war für Sie der bisher positivste Moment in der Regionalliga, welches der negativste?

Höreth: Beim Rückspiel gegen Obergünzburg, das war unglaublich. Unsere Fans haben vom vierten Satz an auf der Tribüne gestanden und beim 3:2-Sieg für eine tolle Atmosphäre gesorgt. Ich bin sonst sehr fokussiert und kriege nicht viel von außen mit, aber da bekam selbst ich eine Gänsehaut. Negativ war natürlich der Kreuzbandriss von meiner Freundin und Beachpartnerin Nici Steeger gleich im ersten Spiel. Sie war so gut drauf, hatte so viel Bock auf die Saison – und dann das. Das hat nicht nur ihr so weh getan.

Am Sonntag geht es zum souveränen Spitzenreiter Ansbach. Was kann Ihr Team in einem solchen Spiel lernen? Oder wird es gar für die erste Niederlage des TSV sorgen?

Höreth: Wir haben schon oft gegen Ansbach gespielt. Immer waren es sehenswerte Matches, nie waren es klare Angelegenheiten. In dieser Saison spielt der TSV Ansbach aber bewundernswert fehlerfrei. Im Hinspiel waren wir auf dessen Ex-Nationalspielerin Conny Eichler gut vorbereitet, genutzt hat es nicht viel. Aber wir haken das anstehende Spiel nicht von vorn herein als unlösbare Aufgabe ab.