Wolf-Dieter Hohe muss sich vor Gericht verantworten Rollstuhlfahrer soll Falschparker Luft aus Reifen gelassen haben

Von Frank Schmälzle
 Foto: red

Wolf-Dieter Hohe sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. Jetzt musste er sich vor Gericht verantworten. Weil er an einem Auto, das widerrechtlich auf einem Behindertenparkplatz abgestellt war, die Luft aus den Reifen gelassen haben soll. Hohe kennt solche Situationen zur Genüge: Immer wieder muss er ausweichen, Hürden und weite Wege in Kauf nehmen, sich manches Mal in Gefahr bringen. Weil andere mit zwei gesunden Beinen nur kurz mal was besorgen wollen. Und deshalb Behindertenparkplätze blockieren.  

 
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Vor Gericht tut sich Hohe schwer, denn er will nicht schuldig sein. Nicht er ist das Problem, das Problem sind rücksichtslose Autofahrer. Hohe sagt nicht, dass er es nicht gewesen ist, der am 18. März dieses Jahres die Luft aus den Reifen eines Autos gelassen hat. Das Auto stand auf einem für Behinderte reservierten Parkplatz vor dem MedCenter. Ohne das Rollstuhlschild an der Frontscheiben, das einen Behinderten ausweist. Hohe sagt nur, dass man es ihm nicht nachweisen könne. Und dass das, was in dem Akten der Justiz steht, technisch gar nicht möglich ist. Man kann ein Autoventil nicht einfach mal so abschrauben, um die Luft aus den Reifen zu lassen.

Richter Torsten Meyer spricht von einem Ärgernis. Nicht nur, aber eben auch in Bayreuth scheren sich manche Autofahrer wenig darum, ob der gerade freie Parkplatz für Behinderte reserviert ist. „Dass Sie sich zum Teil freche und verschämte Antworten anhören müssen, wenn Sie einen Falschparker ansprechen, das glaube ich Ihnen sofort", sagt der Richter zum Angeklagten. Und genau so ist es auch: Hohe hat aufgeschrieben, was passiert, wenn er das Gespräch mit Falschparkern sucht, er gibt die Liste zu den Gerichtsakten. Manchmal wird er einfach ignoriert, das ist die sanfteste Version. Manchmal aber wird er bedroht. Manchmal rollt eine Falschparker auch schlichtweg mit seinem Auto auf den Rollstuhlfahrer zu.Drängt ihn ab.

Ob es Hohe einfach mal gereicht hat? Ob er einem Falschparker mal einen Denkzettel verpassen wollte? Sei es, wie es sei. Richter Meyer bietet dem 70-Jährigen die Einstellung des Verfahrens wegen geringer Schuld an. Dafür muss er die Tat eingestehen, darauf drängt die Staatsanwältin. Schuld aber will er nicht sein, Hohe ringt mit sich und willigt dann doch ein. Nach langer Debatte und großem Widerstreben. Das Verfahren ist beendet.

Das Problem aber bleibt bestehen. 180 ausgewiesene Behindertenparkplätze gibt es in Bayreuth. Die in der Innenstadt kontrollieren die Mitarbeiter des Verkehrsüberwachungsdienstes der Stadt regelmäßig. Mit wenig erfreulichem Ergebnis. „Wir stellen fest, dass die Hemmschwelle, Behindertenparkplätze zuzuparken, ziemlich gering ist", sagt der Pressesprecher der Stadt Joachim Oppold. „Wir würden uns mehr Rücksicht der Autofahrer wünschen."

35 Euro Bußgeld muss bezahlen, der beim Falschparken auf einem Behindertenparkplatz erwischt wird. Das schreckt nicht wirklich ab, sagt der Vorsitzende des Behindertenbeirates, Reinhold Richter. Er fordert: Die Stadt muss Blockierer konsequent abschleppen lassen. Denn es ist kein Privileg und schon gar kein Luxus, dass Behinderten Parkplätze zur Verfügung stehen. Sie brauchen den Platz zum Ein- und Aussteigen. Sie brauchen den direkten Zugang dorthin, wohin sie müssen oder wollen. Das ist es, was auch Wolf-Dieter Hohe klarmachen wollte.

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