Lieber daheim Wohnen im Alter: Pilotprojekt in Bayreuth

Zusammen kochen und wohnen – viele Senioren wünschen sich alternative Wohnformen im Alter. Foto: stock.adobe.com

Die meisten älteren Menschen wollen solange wie möglich in ihrem gewohnten Umfeld leben. Kommunen sollten sich daher frühzeitig mit seniorengerechten Quartieren befassen. In Bayreuth könnte ein Pilotprojekt im Stadtteil Hammerstatt entstehen.

 
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Bayreuth - Der Sozialausschuss des Stadtrats unterstützt neue Ideen und Projekte zum Wohnen im Alter. Dafür stellt der Freistaat für die Dauer von vier Jahren Fördermittel zur Verfügung. Der Eigenanteil der Stadt Bayreuth würde sich auf 2000 Euro pro Haushaltsjahr beschränken.

Wie ein seniorengerechtes Quartiersmanagement aussehen könnte, darüber informierte Anja Preuß von der Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung GmbH (AfA) in München am Montag die Mitglieder des Sozialausschusses. Das Ziel der meisten Senioren sei es, so lange wie es geht zu Hause wohnen zu bleiben, sagte Preuß. Dabei gehe es um die Altersgruppe ab 65 Jahren. Die Senioren wollten selbstbestimmt leben, mit anderen zusammen alt werden und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Kommunen könnten dabei gezielt an Angeboten im sozialen Nahraum der Senioren arbeiten.

Im Zuge eines integrierten Stadtteilkonzeptes würde es sich lohnen, einzelne Quartiere zu fördern. Ein Quartier könne ein Dorf, ein Viertel oder ein Stadtteil sein. Wichtig sei, dass ältere Menschen in ihrem vertrauten Wohnumfeld bleiben könnten. Dafür sei ein seniorengerechtes Quartierskonzept zu erstellen.

Preuß empfahl den Stadträten in einem ersten Schritt, eine Zuwendung aus dem Förderprogramm „Selbstbestimmt Leben im Alter“ (SELA) zu beantragen. Damit Senioren ihre häusliche Umgebung nicht aufgeben müssen, solle das direkte Wohnumfeld verbessert werden. Das beziehe sich etwa auf barrierefreies Wohnen, eine gute Grundversorgung, Pflegedienste, Beratungsangebote und soziale Unterstützung wie Nachbarschaftshilfe.

Damit dies alles professionell koordiniert werde, bedürfe es jedoch eines „Kümmerers“. Zum Beispiel eines festangestellten Sozialarbeiters, der die Aufgaben eines Quartiersmanagers übernehme. Dieser sollte trägerübergreifend und in Zusammenarbeit mit der Kommune handeln. In den Jahren 2022 bis 2025 bekäme die Stadt aus der SELA-Förderung 80.000 Euro. Zehn Prozent müsste die Stadt aus der eigenen Tasche bezahlen. In vier Jahren wären dies 8000 Euro. Für das Förderverfahren ist das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales zuständig. Das Fördergeld würde für eine halbe Sozialpädagogenstelle im Jahr reichen, rechnete Preuß vor. Sie empfahl dem Sozialausschuss, sich die Quartiersentwicklung der Stadt Kempten im Allgäu als Beispiel anzuschauen.

Beate Kuhn (SPD) brachte die Altstadt ins Spiel, die mit dem Stützpunkt Menzelplatz bereits gut aufgestellt sei. Klaus Wührl-Struller (Grüne) regte an, die Distriktvorsteher beim Quartiersmanagement einzubeziehen. Torsten Lange (BG) schlug den Stadtteil Kreuz zur Weiterentwicklung vor. Sozialreferentin Manuela Brozat befürwortete jedoch den Stadtteil Hammerstatt mit dem Hammerstätter Hof. „Hier können wir sinnvoll bestehende Strukturen einbeziehen.“ Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen.

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