Wo bitte geht's zum Opernhaus?

Von Andrea Pauly
Archivfoto: Ronald Wittek Foto: red

Das Opernhaus als Weltkulturerbestätte soll zum Besuchermagneten in Bayreuth werden. Doch wie kommen die Besucher dorthin? Dafür hat die Planersocietät aus Dortmund im Auftrag der Stadt ein Verkehrs- und Erschließungskonzept erstellt. Das Ergebnis: Parkplätze gibt es genügend. Bloß müssen die Leute die auch finden.

 
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Die Planersocietät hat vier andere Welterbestätten in Deutschland als Beispiel genommen, um die Auswirkungen auf Bayreuth vorherzusagen: Kloster Maulbronn, Schloss Corvey, die Fagus-Werke und den Bergpark Wilhelmshöhe. Für den Museumsbetrieb im Opernhaus sagt die Societät für die ersten drei Jahre einen Zuwachs von 100 Prozent voraus - von 60.000 auf 120.000 Besucher jährlich. Danach werde sich die Zahl bei etwa 80.000 bis 90.000 Besucher pro Jahr einpendeln. Bei den Veranstaltungen im Opernhaus geht die Societät ebenfalls von mehr Besuchern aus - vorausgesetzt, es gibt auch mehr Konzerte.

Bis zu 80 Prozent kommen mit dem Auto

Im Konzept geht das Unternehmen davon aus, dass 60 bis 70 Prozent der Besucher mit dem Auto nach Bayreuth kommen. Der Bedarf an Parkplätzen liegt laut Konzept bei 50 bis 70, im Sommer bis zu 120. Im Parkhaus Oberfrankenhalle/Sportpark gibt es genügend Stellflächen. "Museumsbesucher sollten somit gezielt zu diesem Parkhaus gelenkt werden", empfiehlt das Dortmunder Unternehmen. Bei Abendveranstaltungen kommen erfahrungsgemäß bis zu 80 Prozent der Besucher mit dem Auto. Dann seien 175 bis 200 Parkplätze notwendig. In den Abendstunden, wenn das Parkhaus am Sportpark oft voll besetzt ist, empfiehlt die Societät für die Opern-Besucher den Parkplatz am Rathaus und das Parkhaus in der Badstraße. Für die auf dem Weg liegende Gastronomie könnte das Synergie-Effekte bedeuten - vorausgesetzt, die Öffnungszeiten würden verlängert.

Internet, Tickets, Beschilderung

Damit das funktioniert, müssten die Besucher aber aktiv zu den Parkhäusern gelenkt werden, und zwar im Internet, auf Tickets und mit einer guten Beschilderung. Die Societät empfiehlt, das Parkhaus an der Oberfrankenhalle in "Parkhaus Innenstadt Nord" umzubenennen oder es mit einem Symbolbild des Opernhauses zu ergänzen.

Bis zu vier Reisebusse pro Tag

Die Planungssocietät rechnet mit zehn bis 15 Prozent Besuchern, die mit Reisebussen kommen. Normalerweise zwei Busse pro Tag, im Sommer bis zu vier. Sie empfiehlt drei verschiedene Stufen: 

Halten: an drei Bushalteplätzen in der Wölfelstraße, nur zum Ein- und Aussteigen. 

Parken: bis zu einer Stunde an der Oberfrankenhalle, bei Bedarf in der Johann-Sebastian-Bach-Straße.

Langzeitparken: auf dem Volksfestplatz, wenn dort Veranstaltungen sind, am Festspielhaus und beim BRK.

Für Besucher, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen, könnte es ein Kombi-Ticket geben. Für Fußgänger soll es ein detailliertes Konzept geben, um eine hohe "Wegequalität" zu schaffen.

"Für mich ist das zu dünn"

Stefan Specht (CSU)  zeigte sich unzufrieden: "Für mich ist das zu dünn. Das ist nur eine komprimierte Zusammenfassung von allgemeinen Erkenntnissen." Dass die Besucher ihre Autos im Parkhaus abstellen und dass Busse ihre Passagiere in der Wölfelstraße ein- und aussteigen lassen müssten, "ist klar". Auch die Zahlen, mit denen die Planersocietät gerechnet hat, zweifelt Specht an.  Die angenommene Zahl von zwei Reisebussen pro Tag hält er für deutlich zu niedrig. "Für zwei Reisebusse brauchen wir gar nichts zu machen. Das schaffen wir so." Was ihm komplett fehle, sei ein Konzept, wie die Besucher nach Bayreuth geholt werden sollen und was zu tun ist, um die Fußgänger-Verbindungen zu verschönern.  

Was ist mit den Senioren?

Auch Ernst-Rüdiger Kettel von der BG findet das Konzept viel zu pauschal. "Die Details fehlen mir,  da muss nachgearbeitet werden." Das Parkhaus am Sportpark müsse deutlich besser vermarktet werden: "Die Leute müssen sehen, dass es mehr gibt als das Parkhaus am Rotmain-Center." Franz-Peter Wild (CSU) fehlt der Blick auf die älteren Mitbürger: "Senioren wollen in der Nähe parken und nicht weit laufen." Er schlug zudem vor, die Besucher am Neuen Schloss aus dem Bus zu lassen, damit sie auf dem Weg Geschäfte und Gastronomie nutzen. "Und die Lieferanten kommen gar nicht vor."  Sabine Steininger (Grüne) sieht das ganz anders: "Ich finde das Konzept auf den Punkt gebracht und schlüssig."

Problem: Der Hohenzollernring

Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe bestätigte, was einige Stadträte bemängelten: der vierspurige Hohenzollernring als optische Grenze zwischen Sportpark und Innenstadt.  "Der Ring ist eine Barriere in den Köpfen. Aber ich habe ad hoc auch keine Idee, wie man den Weg darüber attraktiver gestaltet."

Trotz der kritischen Stimmen sprach sich der Bauausschuss mit nur einer Gegenstimme für das Verkehrskonzept und ein zu erstellendes Detailkonzept für die Fußgängerverbindungen zum Opernhaus aus.

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