Pulisic-Tor der Schmerzen
Der energische Torschuss des Profis des FC Chelsea stand sinnbildlich für die Leidenschaft, mit der die beiden Rivalen in einem temporeichen K.o.-Spiel zur Sache gingen. Bereits in den Tagen vor dem bedeutsamen und von Beginn an sehr intensiv geführten Gruppenduell hatte es reichlich Ärger gegeben. Auf der einen Seite sorgten die nicht komplette Flaggendarstellung des Irans durch den US-Verband oder missverständliche Aussagen des früheren US-Nationaltrainers Jürgen Klinsmann für Verstimmung. Auf der anderen Seite mussten sich Berhalter und Kapitän Tyler Adams provokante Fragen auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gefallen lassen.
Auf dem Platz stand trotz der überstrahlenden Bedeutung des Spiels wegen der schweren politischen Differenzen zwischen den USA und dem Iran - wie von Berhalter und seinem iranischen Amtskollegen Queiroz gewünscht - der Sport im Fokus. Dessen Auswahl um den zweimaligen Turnier-Torschützen Mehdi Taremi tat sich trotz der frenetischen Anfeuerung durch Rufe, Trommeln und Tröten der großen Mehrheit an iranischen Fans lange schwer gegen die strukturierter und abgeklärter agierenden Amerikaner - drehte aber nach der Pause mehr auf.
Große Bedeutung des Spiels
Inmitten der schwersten Proteste im Iran seit Jahrzehnten war die große Bedeutung des Spiels aber stets präsent; das ging schon bei der Hymne los. Nachdem die Nationalspieler vor dem 2:6 zum WM-Auftakt gegen England nicht mitgesungen hatten, stimmten sie nun wie schon beim Spiel gegen Wales mit ein - in der Summe aber recht leidenschaftslos. Iranische Aktivisten hatten das Schweigen vor dem England-Spiel als eine Geste der Unterstützung für die landesweiten Proteste im Land gewertet. In der Folge war über drohende Sanktionen vonseiten der Regierung berichtet worden.
Die Mannschaft um Mittelfeldspieler Saeid Ezatolahi, der mit ausgebreiteten Armen gen Himmel auf das Spielfeld lief und die Hände danach vor das Gesicht schlug, stemmte sich mit viel Hingabe gegen das WM-Aus. Viel fehlte nicht, und der für den wirkungslosen Leverkusener Sardar Azmoun eingewechselte Saman Ghoddos hätte zum Ausgleich eingeköpft (52.). Ezatolahi schnupperte bei seinem Schuss (70.) ebenfalls am 1:1.
Die vielen iranischen Fans in Grün, Weiß und Rot gaben nicht auf mit ihrer lautstarken Unterstützung von den Rängen - wie auch das Team auf dem Platz nicht. Das fußballverrückte Land, in dem am Dienstag nach der Freilassung von Nationalspieler Voria Ghafouri auch die von Parvis Borumand bekannt wurde, fieberte am Ende aber vergeblich mit.