Der Fußball zwischen den Stühlen
Coach Gareth Southgate wollte dazu wenig sagen, bat um Verständnis. „Wir mussten uns auf den Fußball konzentrieren“, meinte der 52-Jährige. „Wir konnten da nicht involviert sein, vor allem die Spieler nicht. Das ist nicht ihre Aufgabe, das zu regeln.“ Die Menschen wüssten inzwischen, wofür das englische Team stehe. „Wir knien, weil wir glauben, damit etwas bewirken zu können.“
Southgate wollte am Ende eines aufwühlenden Tages die Fifa für das ganze Tohuwabohu nicht verurteilen. Im Gegenteil. Er sagte: „Die Diskussionen fanden zwischen den Nationen und der Fifa statt. Ich verstehe die Situation der Fifa. Es ist schwierig, irgendwo eine Linie zu ziehen.“
Andere ließen sich nicht abschrecken. Alex Scott etwa. Die ehemalige Fußballspielerin und heutige BBC-Expertin aus England stand mit der One-Love-Kapitänsbinde am Spielfeldrand. ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann saß bei der Partie zwischen den USA und Wales im schwarzen T-Shirt mit einem Aufdruck in Regenbogenfarben sowie einer passenden Armbinde im Stadion.
Das Wort „Love“ muss entfernt werden
Verdruss gab es im Lager der Belgier, die an diesem Mittwoch (20 Uhr) in Gruppe F gegen Kanada ins Turnier einsteigen. Sie müssen das Wort „Love“, das auf der Innenseite ihrer WM-Trikots eingearbeitet ist, entfernen, wie der Präsident des belgischen Verbandes, Peter Bossaert, bestätigte. Auf Druck der Fifa. „Es ist traurig, aber wahr“, sagte Bossaert Medien aus seinem Land.
Irans Trainer Carlos Queiroz kam am Ende seiner Pressekonferenz dann doch noch auf die Proteste in der islamischen Republik zu sprechen – wenn auch nur indirekt. Denn beim Namen nannte er die Proteste nicht, die nach dem gewaltsamen Tod einer 22-jährigen Studentin begannen und schon viele Todesopfer gefordert haben. Also führte der 69-Jährige vielsagend aus: „Jeder weiß, dass es brisante Umstände im Umfeld meiner Spieler gibt. Es ist nicht die beste Umgebung bei so einem Turnier.“ Die Öffentlichkeit bat er, seine Spieler – Queiroz nannte sie „meine Kids“ – doch bitte in Ruhe Fußball spielen zu lassen. Darin war er sich mit seinem Kollegen Southgate einig. Dieser betonte: „Meine Jungs können für die ganzen Dinge nichts.“