Ihr Mann, Alexej Nawalny, starb am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen "Polarwolf" in der sibirischen Arktisregion Jamal. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein von "natürlichen" Ursachen die Rede. Nawalnys Angehörige sprechen von Mord. Seine Ehefrau wurde am Freitag am Tegernsee mit dem "Freiheitspreis der Medien" geehrt, der alljährlich beim Ludwig-Erhard-Gipfel vor Spitzenvertretern aus Politik und Wirtschaft verliehen wird.
Eine Lösung des Ukraine-Konfliktes sieht Nawalnaja derzeit nach eigenen Worten nicht. "Die ganze Welt versucht, einen Weg zu finden, um dieses Problem zu lösen, und niemand hat bisher einen Weg gefunden." Es werde deshalb keine einfache Lösung geben. Sie hoffe auf eine Versöhnung zwischen Russen und Ukrainern. "Aber Putin hat beide Länder in eine Situation gebracht, in der es sehr schwierig sein wird, die Beziehungen wieder aufzubauen."
Wann die Opposition in Russland groß genug sein könnte, um Putin zu destabilisieren, vermochte Nawalnaja nicht vorherzusagen. "Ich hoffe wirklich und glaube, dass es viel früher passieren wird, als wir erwarten." Niemand wisse, wann und warum dies passieren könnte. Aber viele Menschen seien schon jetzt müde vom Krieg. "Sie unterstützen den Krieg nicht, aber sie haben große Angst, dies laut auszusprechen, weil sie dies noch am selben Tag ins Gefängnis bringen könnte." Sie hoffe deshalb, dass das russische Volk weitere Mobilisierungen von Soldaten nicht unterstütze. "Wenn die Regierung versucht, immer mehr Menschen für den Krieg zu mobilisieren, wird der Widerstand dagegen zunehmen."
Nawalnaja betonte: Russland sei nicht Putin. "Es gibt viele Anti-Kriegs-Aktivisten und Anti-Putin-Aktivisten." Und diese bräuchten "die Unterstützung aus dem Westen".