Wissenschaftler der Uni: Mehr kurze Starkniederschläge Bayreuth: Tendenz zur Trockenheit verschärft sich

Von Elmar Schatz
Staubiges Feld: Regen fehlt oft, wenn er gebraucht wird. Foto: Archiv/Lammel Foto: red

Längere Trockenheitsphasen, nur kurze Starkniederschläge - diese Tendenz wird sich in unserer Region verschärfen, sagen die beiden Wissenschaftler Dr. Johannes Lüers und Professor Christoph Thomas von der Mikrometeorologie der Universität Bayreuth. Was können die Bauern tun, um in Zukunft gute Ernten zu haben?

 
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Warum ist es in Nordbayern so trocken; wie ist die Klima-Veränderung zu erklären?

Johannes Lüers und Christoph Thomas: In den letzten 15 Jahren zeigt sich für die Region Nordbayern / Franken die Tendenz, dass der Winter und das Frühjahr trocken sind. Vor allem in den Monaten Februar bis Mai sind deutliche Niederschlagsrückgänge zum Beispiel auch in Bayreuth zu verzeichnen, die in der Regel 30 bis 40 Prozent weniger betragen. Der klimatologische Bezugszeitraum sind hier die Jahre 1961 bis 1990. In den letzten zwei Jahren 2014 und 2015 gab es sogar bis zu 85 Prozent (Februar 2015) weniger Monatsniederschlag, das heißt nur sieben Liter auf den Quadratmeter anstelle von 46 Liter. Besonders interessant ist, dass es im Frühjahr in den letzten 15 Jahren vermehrt zu zwei längeren Trockenheitsperioden von vier bis fünf Wochen Andauer gekommen ist. Selbst wenn die durchschnittliche Monatssumme erreicht oder überschritten wird, fällt der Niederschlag häufiger in einzelnen Starkniederschlagsereignissen, und nicht gleichmäßig auf den Monat verteilt, wie es zuvor üblich war. Da diese Situation schon über einen längeren Zeitraum zu beobachten ist, deutet dies auf eine Veränderung der Luftzirkulation und damit des Klimas in Mitteleuropa hin.

Warum ist unsere Region jetzt so von Trockenheit betroffen?

Lüers und Thomas: Um die oben beschriebene Veränderung der Niederschlagsmenge und -verteilung zu verstehen, müssen wir zunächst schauen, welche Luftmassen Niederschlag nach Franken bringen. Eine Möglichkeit sind feuchte Luftmassen aus dem Atlantik (mit Nordwest- bis Südwestwinden), die häufig an eine Wetterfront gebundenen Niederschlag bringen. Des Weiteren sind es feuchte Luftmassen aus dem Mittelmeerraum (mit Süd- bis Ostwinden), die um die Alpen herumwehen. Die dritte Situation sind lokal entstehende Schauer und Gewitter. Die Veränderung geschieht jetzt dadurch, dass diese niederschlagsbringenden Luftströmungen im Frühjahr zunehmend blockiert oder weggelenkt werden. Der Grund ist das Auftreten eines Hochdruckgebietes über Mitteleuropa, das zwar typisch ist für Sommermonate, jetzt aber bereits im Spätwinter und Frühjahr auftritt. 

Wird es bei uns tatsächlich so weit kommen, dass wie in Afrika die Felder bewässert werden müssen?

Lüers und Thomas: So weit müssen wir gar nicht gehen, um auf bewässerte Landwirtschaft zu stoßen. Schon Mitte der 1990er Jahre wurden in Deutschland ungefähr vier Prozent der landwirtschaftlichen Fläche bewässert, vor allem in Hessen und Niedersachsen. In anderen Teilen der Erde - wie zum Beispiel Nordamerika, Asien, Naher Osten und Nordafrika - liegt der prozentuale Anteil deutlich höher. Den aktuellen Klimarechnungen zufolge wird die Tendenz zu längeren Trockenheitsphasen und mehr kurzen Starkniederschlägen anhalten und sich noch weiter verschärfen. Bei Beibehaltung der jetzigen landwirtschaftlichen Kulturpflanzen ist großflächige Bewässerung eine Möglichkeit. Durch die Bewässerung steigt der Wasserverbrauch erheblich, und auch die Verdunstungs- und Bevorratungsverluste nehmen zu. Dies ist eine kostspielige Herausforderung für die Infrastruktur. Zu beachten ist, dass der erhöhte landwirtschaftliche Wasserbrauch zunehmend in Konkurrenz mit der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung tritt.

Welche Möglichkeit hat die Landwirtschaft, um mit dem Niederschlagsmangel zurecht zu kommen?

Lüers und Thomas: Nochmal zu Klärung: Die Jahressumme an Niederschlag ist ausreichend, die monatliche Verteilung ist das Problem. Durch die oben geschilderten Veränderungen (Kurzniederschläge, hohe Verdunstungsverluste, hohe Lufttemperaturen) verringert sich das pflanzenverfügbare Wasser vor allem im Frühjahr und Frühsommer. Grund sind der verringerte Niederschlag und verstärkter Oberflächenabfluss und damit verbundene verringerte Grundwasserneubildung. Dieses Ungleichgewicht kann durch technische Ausgleichsmassnahmen wie zum Beispiel Regenrückhaltung und Zisternen auf kommunaler und privater Ebene ausgeglichen werden.

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