„Der Freistaat hat den Mittelstand und das Handwerk als Rückgrat der bayerischen Wirtschaft schon immer auf der Agenda“, wies der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Bayerischen Landtag, Sandro Kirchner (CSU), Kritik zurück, nach der das Handwerk in der Hightech-Agenda des Ministerpräsidenten angeblich zu kurz komme. Zu dem Fachgespräch hatte die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer ins Unternehmen Richter R&W Steuerungstechnik in Körzendorf eingeladen.

„Gut ausgebildete Handwerker sind begehrt“, sagte Geschäftsführer Bernd Zeilmann, der auch Obermeister der Elektroinnung ist. Er bedauerte vor allem, dass die besten Kräfte aus dem Handwerk nicht selten von Kommunen abgeworben werden. Egal ob Bauhofleiter, Klärwerker oder Wasserwart, alle kommen aus dem Handwerk, so Zeilmann. Damit werde der Fachkräftemangel zusätzlich beschleunigt. Richter R&W stellt pro Jahr vier Lehrlinge ein. Ausgebildet werden in Körzendorf Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik und für Automatisierungstechnik, technische Systemplaner, Informationselektroniker sowie Kaufleute.

Aus Angst davor, dass Mitarbeiter abgeworben werden, bleibe mittlerweile nicht selten die Weiterbildung auf der Strecke. Dazu komme, dass der Betrieb aufgrund seiner Lage kaum Auszubildende findet. „Wir sind in der Pampa“, räumte Zeilmann ein. Körzendorf sei nur mit dem Auto, nicht aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Das erschwere die Suche nach Azubis zusätzlich. Hier seien flexiblere Ausnahmeregelungen seitens des Landratsamtes notwendig.

Die 1990 gegründeten Richter R&W gilt als Spezialist für Steuerungstechnik, Messtechnik und Regeltechnik. Das Portfolio des Unternehmens mit 45 Mitarbeitern reiche von der Planung und Konstruktion, Auslieferung, Montage und Inbetriebnahme bis hin zur Schulung. Laut Zeilmann arbeitet seine Firma in Sachen Speichertechnologie mit dem Fraunhofer Institut zusammen. Zweites überregional tätiges Unternehmen aus dem Ahorntal ist die F.K. Isoliermontage in Kirchahorn, das als eines der führenden Unternehmen in Süddeutschland für die Planung und Durchführung von Wärme- und Kältedämmarbeiten sowie Schall- und Brandschutzarbeiten gilt. „Das Handwerk wird maßlos unterschätzt“, sagte Geschäftsführer Helmut Fuchs. Seine Sorge, dass kleine Familienbetriebe aussterben, äußerte Helmut Matuschke, Obermeister der Metallinnung Bayreuth. Er beschäftige aktuell fünf Gesellen und zwei Azubis, doch ein Nachfolger sei nicht in Sicht. Als Grund dafür machte er die immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen aus. „Diese Vorgaben kosten Zeit und Geld und schießen weit über das Ziel hinaus“, so Matuschke.

Längst angekommen ist der Personalmangel in der Gastronomie, so der Hummeltaler Bürgermeister Patrick Meyer, der selbst aus einem gastronomischen Familienbetrieb stammt. Die Gastronomie benötige Leute vor Ort, die schnell und flexibel sind, doch die vielen bürokratischen Vorschriften würden das enorm erschweren. Dadurch würden große Ketten bevorzugt, kleine Familienbetriebe blieben dagegen auf der Strecke.

Sandro Kirchner nannte es grundsätzlich wichtig, junge Leute verstärkt für die Chancen im Handwerk zu sensibilisieren. Hier gelte es Akzente zu setzen und für Neugründungen zu werben. MdL Gudrun Brendel-Fischer bezeichnete es als eine der wichtigsten Aufgaben der Politik, die bodenständige, standorttreue Wirtschaft zu halten und dafür zu sorgen, dass sich der Nachwuchs gut entwickeln kann. Auch ein Gründerzentrum und verstärkte Kooperationen mit der Universität Bayreuth könnte ein Schlüssel sein.