Wird das Flucht-Kalb Patenkind?

Von Christophe Braun
 Foto: red

Am Dienstagvormittag stürmt ein ausgebüxtes Kalb ihren Teeladen - fortan ist das "Tee-Kalb" Stadtgespräch. "Irgendwie gehört es jetzt  zu uns", findet Petra Bock, die Leiterin des Geschäfts. Und macht den Landwirtschaftlichen Lehranstalten einen ungewöhnlichen Vorschlag.

 
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Wie lange war das Kalb im Teeladen? "Gar nicht lang", sagt Petra Bock, die Leiterin von "Thymian - Tee und Ambiente" in der Richard-Wagner-Straße. "Ein, zwei Minuten höchstens." Der tierische Kurzbesuch hat aber  Eindruck gemacht: Ständig, sagt Bock, werde sie von Kunden darauf angesprochen. "Gestern kam einer, der wollte ganz genau wissen, wo es gestanden und was es gemacht hat", erzählt sie lachend. Andere erkundigen sich nach Größe und Aussehen des Tieres oder wollen seine Flucht nachvollziehen.

Zur Erinnerung: Das Kalb im Teeladen war eines von fünf Tieren, die am Dienstagvormittag auf vom Gelände der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth ausgebüxt waren. Woraufhin eine wilde Kalbshatz losging - durch die Innenstadt, über Wälder, Felder und Gärten. 27 Stunden dauerte es, ehe das letzte Kalb am Mittwochmittag in einem Garten in Oberwaiz eingefangen wurde.

Wilde Kalbsjagd durch die Fußgängerzone

Petra Bocks Besucher - die Bayreuther sprechen mittlerweile vom "Tee-Kalb" - war das erste, dessen Flucht am Dienstagvormittag bekannt wurde. Was nicht verwundert, schließlich war sie ziemlich spektakulär: Verfolgt von mehreren Polizeistreifen und Landwirten, preschte das Kalb durch die Richard-Wagner-Straße. Nach dem Abstecher ins Teegeschäft rannte es bis zum Urweltmuseum, bog in die Kanzleistraße ab und stürmte schließlich bis in die Friedrichstraße, wo seine Häscher es endlich zu fassen bekamen.

"Wir werden ganz viel auf das Kalb angesprochen", erzählt Petra Bock. Und irgendwie, sagt sie, habe der Vorfall sie ja auch noch beschäftigt. "Abends habe ich zu meinem Freund gesagt: Das Kalb gehört jetzt doch eigentlich zu uns."

Bock bietet Kalb Patenschaft an

Als am Donnerstag ein Vertreter der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in ihrem Geschäft vorbeischaut, weiht sie ihn in ihren Plan ein: Eine Patenschaft fürs Tee-Kalb! Ob das was wäre? Der Mann von den Lehranstalten zögert: So etwas habe es noch nie gegeben. Das müsse man erst abklären.

"Ich würde mich freuen", sagt Petra Bock. Dass das Kalb ein Draufgänger sei, macht ihr nichts aus: "Erstens werde ich es ja nicht im Kinderwagen durch die Stadt schieben - und zweitens passt das doch ganz gut zu mir, oder?"

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