Willenreuther Faschingsnarren sparen nicht mit kritischen Tönen Deftige Sprüche kontra Pegnitzer Rathaus

Von Hans-Jochen Schauer

Fasching können die Dorfbewohner feiern, das haben sie in der Vergangenheit oft genug bewiesen. Auch diesmal herrschte in der Willenreuther Ortsmitte ein buntes Narrentreiben. Obwohl das Dorf mit seinen 260 Einwohnern nur einen Minizug mit vier Wagen und drei Fußgruppen auf die Beine gestellt hatte, war die Stimmung unter den 150 Teilnehmern und den Schaulustigen am Straßenrand bestens. Und natürlich ging es um den Glockenturm und das Wahllokal, das die Pegnitzer Stadtverwaltung dem Ort streitig machen will.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Um 14.30 Uhr setzte sich der Zug an der Gaststätte an der Pottensteiner Straße in Bewegung. Am Ortsrand Richtung Geusmanns ging es zurück in die Ortsmitte. Die Narren hatten keine Mühe, die Wagen mit lokalen Themen zu bestücken, die in den vergangenen Monaten das Dorf bewegt haben: Zu viel hatte sich ereignet, was die Gemüter erhitzte und für reichlich Gesprächsstoff sorgte. So etwa der Vorstoß der Stadtverwaltung, dass die Willenreuther künftig in Neudorf zur Wahl gehen sollen.

Neudorfer Urne

Auf dem Wagen der Feuerwehr stand deshalb eine Neudorfer Urne und eine offene Willenreuther Wahlbox. Den Wagen zierten deftige Sprüche: „Sind die Dörfer noch so klein, Wahllokale müssen sein.“ Oder: „Schwarze Wahllokale werden geschlossen, das ist der Wunsch der Genossen.“ Der „Stammtisch der Durstigen“ nahm das Hickhack um den Glockenturm aufs Korn. Ein Modell im verkleinerten Maßstab zog die Blicke auf sich.

Der "Morsch-Orsch-Reim"

Und auf der Rückseite des Wagens stand: „Renovierung hin oder her, das zu glauben fällt uns schwer! Die Balken im Glockenturm sind recht morsch, drum mach jetzt was oder leck uns am Orsch!“ Dass als Adressat Bürgermeister Uwe Raab gemeint war, ließ sich unschwer erkennen. Raab marschierte, nachdem er vorher in Plech gewesen war, mit drei Genossen mit und sammelte Geld für die Gemeinde. Die Schützengesellschaft nahm den Wirtshausnotstand im vergangenen Jahr auf die Schippe.

Die Sache mit dem Schwarzgeld

Einige Wochen war ein Gasthaus wegen Renovierung geschlossen, das andere hatte nur an zwei Tagen in der Woche geöffnet. Die Schützen zählten die Ersatztrinkstätten und die Routen der Kneipentouren auf. Über einen Einbruch in Willenreuth war zu lesen: „Ein Verbrecher hat das registriert: Ein Fenster hat er demoliert! Einen Einbruch so gestartet, weil Schwarzgeldvorrat er erwartet.“

Auch Mr. Trump muss dran glauben

Der Frauenstammtisch „Die Dorflustigen“ wünschte sich „Stars im besten Dorf der Welt, jetzt kassieren wir Maut und machen unser Geld.“ Mit den Einnahmen soll der marode Glockenturm saniert werden. Natürlich durfte US-Präsident Donald Trump nicht fehlen. Mit der Stars-and-Stripes-Flagge in der einen Hand und einer Flasche Likör in der anderen zog er die Blicke auf sich. Hinter ihm tummelten sich, durch eine Mauer getrennt, einige missmutig dreinblickende Mexikaner unterm Sombrero.

Markus Schriefer zieht vom Leder

Zum Abschluss zog Markus Schriefer in der Bütt vom Leder. Er machte sich über den baufälligen Willenreuther Glockenturm lustig („Zum Anschauen ein einziger Albtraum“) und schwärmte vom Willenreuther Harem („Beim Bauchtanz schwingen sie Hüften, Bein und Po und machen alle Männer froh“).